Konrad Kuhn, der Festspiel-Dramaturg

Kon­rad Kuhn, als Dra­ma­turg bei den Bay­reu­ther Fest­spie­len ak­tu­ell für fünf In­sze­nie­run­gen zu­stän­dig, spricht am 22. März in der KUFA  über sei­ne Arbeit.

Das sind die bei­den Fest­spiel­re­gis­seu­re, für die Kon­rad Kuhn der­zeit als Dra­ma­turg wirkt: Va­len­tin Schwarz (links) und To­bi­as Krat­zer – Foto: Mo­ni­ka Beer

Er weiß, was alle Wag­ne­ria­ner der­zeit wis­sen wol­len, denn er be­treut ak­tu­ell nicht we­ni­ger als fünf Fest­spiel­pro­duk­tio­nen, dar­un­ter jene vier, auf die die gan­ze Wag­ner­welt be­son­ders ge­spannt ist: Kon­rad Kuhn, Dra­ma­turg beim mit Span­nung er­war­te­ten neu­en Bay­reu­ther „Ring“   und der „Tannhäuser“-Inszenierung von 2019, gibt am 22. März um 19.30 Uhr im KUFA-Saal ei­nen Ein­blick in sei­ne Ar­beit. Der Thea­ter­wis­sen­schaft­ler, der be­reits an vie­len re­nom­mier­ten Häu­sern ge­wirkt hat und seit 2015 zum En­sem­ble der Oper Frank­furt ge­hört, spricht dar­über, was ein Pro­duk­ti­ons­dra­ma­turg spe­zi­ell in Bay­reuth macht und wie sich die Zu­sam­men­ar­beit ge­stal­tet, die ja von Re­gis­seur zu Re­gis­seur un­ter­schied­lich ist.

Im Fall der preis­ge­krön­ten „Tannhäuser“-Inszenierung To­bi­as Krat­zers kann er kon­kret sein und aus dem Näh­käst­chen plau­dern. Zur neu­en „Ring“-Tetralogie (Re­gie: Va­len­tin Schwarz, mu­si­ka­li­sche Lei­tung: Pie­ta­ri In­ki­nen), de­ren für 2020 ge­plan­te Pre­mie­re we­gen Co­ro­na auf die Fest­spie­le 2022 ver­scho­ben wer­den muss­te, wird er si­cher man­ches noch für sich be­hal­ten. Aber das ganz gro­ße Ge­heim­nis ist die kon­zep­tio­nel­le Her­an­ge­hens­wei­se nach dem dpa-In­ter­view mit Re­gis­seur Schwarz oh­ne­hin nicht mehr. Ganz of­fen hin­ge­gen wird er spe­zi­ell über die dra­ma­tur­gi­schen Kon­zep­te Ri­chard Wag­ners sprechen.

Zu­dem geht Kuhn in sei­nem Vor­trag auch auf die lan­ge Tra­di­ti­on sei­nes Be­rufs seit Gott­hold Ephra­im Les­sing ein. In den deutsch­spra­chi­gen Län­dern sind Dra­ma­tur­gen vor al­lem an Re­per­toire­häu­sern zu fin­den, ge­stal­ten dort den Spiel­plan mit und be­treu­en die Pro­duk­tio­nen, leis­ten aber auch die Ver­mitt­lung zum Pu­bli­kum, sei es in Ein­füh­rungs­vor­trä­gen und Ma­ti­neen oder über die Pu­bli­ka­tio­nen wie Pro­gramm­heft, Thea­ter­zei­tung und­so­wei­ter. Es wird also in je­der Hin­sicht spannend.

Der Ein­tritt zu un­se­rer Ver­an­stal­tung in Zu­sam­men­ar­beit mit der KUFA ist frei, eine An­mel­dung per E-Mail an anmeldung-rwv-bamberg@t-online.de ist we­gen der nicht vor­her­seh­ba­ren Co­ro­na-Lage ob­li­ga­to­risch. Es gilt 2G, wäh­rend der Ver­an­stal­tung sol­len die Mas­ken, weil wir ei­nen vul­ner­ablen Gast ha­ben, auf­be­hal­ten bleiben.

Kon­rad Kuhn bei sei­nem Fest­spiel­de­büt am 25. Juli 2019 – Foto: Sa­bi­ne Kuhn

Zur Per­son Kon­rad Kuhn stu­dier­te Thea­ter­wis­sen­schaft und Kom­pa­ra­tis­tik in Ber­lin. Nach Sta­tio­nen als Schau­spiel­dra­ma­turg, zu­letzt am Burg­thea­ter Wien, wand­te er sich 1999 dem Mu­sik­thea­ter zu (Ge­no­ve­va an der Oper Leip­zig und Wie­ner Fest­wo­chen, Re­gie: Achim Frey­er). 1999–2003 war er Dra­ma­turg, Pres­se­spre­cher und Per­sön­li­cher Re­fe­rent des In­ten­dan­ten am Staats­thea­ter am Gärt­ner­platz in Mün­chen. Hier be­gann eine re­gel­mä­ßi­ge Zu­sam­men­ar­beit mit dem Re­gis­seur Claus Guth. Sie setz­te sich 2009 am Thea­ter an der Wien fort (u.a. Hän­dels Mes­siah so­wie ein Mon­te­ver­di-Zy­klus) und führ­te ihn seit­her auch an die Wie­ner Staats­oper (Tann­häu­ser), die Staats­oper Ber­lin (Asche­mond oder The Fairy Queen, UA), die Opé­ra na­tio­nal de Pa­ris (Ri­go­let­to so­wie die UA der Oper Bé­ré­nice von Jar­rell) und das Tea­t­ro Real Ma­drid (Ro­de­lin­da).
2009–2012 war Kon­rad Kuhn Dra­ma­turg am Opern­haus Zü­rich und ar­bei­te­te dort u.a. mit den Sze­ni­kern Da­mi­a­no Mi­chie­let­to, Har­ry Kup­fer (Die Meis­ter­sin­ger von Nürn­berg) und Da­vid Po­unt­ney. Seit über zehn Jah­ren wirkt er auch für Ro­bert  Wil­son, dar­un­ter 2010 in Zü­rich für Nor­ma, 2012 für Ver­dis Mac­beth in São Pau­lo und Bo­lo­gna, 2014 für Adam’s Pas­si­on (Mu­sik von Arvo Pärt) in Tal­linn, 2015 für La tra­via­ta in Linz und Perm, 2018 für Oedi­pus nach So­pho­kles in Pom­pei, dem Tea­t­ro Olim­pi­co Vicen­za und dem Epi­dau­rus Fes­ti­val, 2019 für Ver­dis Otel­lo bei den Os­ter­fest­spie­len Ba­den-Ba­den und zu­letzt für Hän­dels Mes­si­as in der Mo­zart­fas­sung bei der Mo­zart­wo­che 2020 mit Gast­pie­len in Pa­ris und Genf so­wie bei den Salz­bur­ger Fest­spie­len, wo er u.a. schon 2014 mit Char­lot­te Sa­lo­mon (UA; Re­gie: Luc Bon­dy) gastierte.
Seit der Spiel­zeit 2015/16 ist Kon­rad Kuhn Dra­ma­turg an der Oper Frank­furt und ar­bei­te­te hier 2018 u.a. erst­mals mit To­bi­as Krat­zer (Mey­er­be­ers L’Africaine/Vas­co da Gama) zu­sam­men. Ak­tu­el­le und kom­men­de Pro­jek­te in Frank­furt sind u.a. Nor­ma un­ter Chris­tof Loy, Mas­ke­ra­de von Carl Niel­sen so­wie Die Macht des Schick­sals un­ter To­bi­as Krat­zer und Die lus­ti­ge Wit­we un­ter Claus Guth.
Kon­rad Kuhn ist auch als Über­set­zer aus dem Eng­li­schen, Fran­zö­si­schen, Ita­lie­ni­schen und Ar­me­ni­schen tä­tig. Er nahm au­ßer­dem di­ver­se Lehr­auf­trä­ge an der Uni­ver­si­tät Wien (Thea­ter­wis­sen­schaft und Mu­sik­wis­sen­schaft) so­wie an Hes­si­schen Thea­ter­aka­de­mie und der Goe­the Uni­ver­si­tät Frank­furt wahr.

Dra­ma­turg Kon­rad Kuhn – Foto: Wolf­gang Runkel

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