Herbstprogramm

Vor­trä­ge, Kon­zert- und Ge­sprächs­ver­an­stal­tun­gen von Sep­tem­ber bis De­zem­ber 2024: Zum Auf­takt des Herbst­pro­gramms spricht Jo­chen Hö­risch im Kufa-Saal über Wag­ners Antisemitismus.

 

Richard Wagners affektiver Antisemitismus

Mitt­woch, 18. Sep­tem­ber 2024, 19:30 Uhr, Kufa-Saal (Ohm­stra­ße 3)

Jo­chen Hö­risch – Foto: Ul­ri­ke Müller

An Kon­tro­ver­sen dar­über, ob nur Män­ner oder auch Frau­en eine See­le ha­ben, ob Skla­ve­rei ge­recht­fer­tigt sei oder ob man An­ders­gläu­bi­ge er­schla­gen dür­fe, wird sich nie­mand, der bei Sin­nen ist, heu­te mehr be­tei­li­gen wol­len. Umso ir­ri­tie­ren­der ist die Hart­nä­ckig­keit an­ti­se­mi­ti­scher Af­fek­te. Dass letz­te­re eben nicht nur in ra­di­ka­len rech­ten wie lin­ken, re­li­giö­sen wie athe­is­ti­schen, ar­men und rei­chen, fe­mi­nis­ti­schen wie män­ner­bün­di­schen, ge­bil­de­ten und we­ni­ger ge­bil­de­ten Mi­lieus vor­han­den sind, ha­ben die Kon­tro­ver­sen nach dem per­ver­sen Mas­sa­ker der Ha­mas an Is­rae­lis im Ok­to­ber 2023 auf schreck­li­che Wei­se gezeigt.

Eine Aus­ein­an­der­set­zung mit Ri­chard Wag­ners An­ti­se­mi­tis­mus ist nicht mü­ßig, weil sie Ein­bli­cke in tief lie­gen­de an­ti­se­mi­ti­sche Af­fekt­la­gen er­mög­licht. Zu den Schwie­rig­kei­ten im Um­gang mit Wag­ners of­fen­siv zur Schau ge­stell­tem An­ti­se­mi­tis­mus ge­hört die kon­tro­vers dis­ku­tier­te Fra­ge, ob sein gran­dio­ses mu­sik­dra­ma­ti­sches Werk da­durch kon­ta­mi­niert sei. Wie nicht an­ders zu er­war­ten, ist die Ska­la der Ant­wor­ten breit. Sie reicht vom de­zi­dier­ten Ja zum de­zi­dier­ten Nein und kennt vie­le Zwi­schen­stu­fen. Jo­chen Hö­risch hat die­sen Vor­trag ei­gens für Bam­berg kon­zi­piert. Der Ein­tritt zu der Ver­an­stal­tung in Ko­ope­ra­ti­on mit der Kufa ist frei.

Ti­tel­blatt der Ju­den-Bro­schü­re von 1869 – Vor­la­ge: Wi­ki­me­dia Com­mons © Foto H.-P. Haack

Jo­chen Hö­risch ist Se­ni­or­pro­fes­sor für Neue­re Ger­ma­nis­tik und Me­di­en­ana­ly­se an der Uni­ver­si­tät Mann­heim. Er ver­öf­fent­lich­te zahl­rei­che Bü­cher, dar­un­ter 2015 in der An­de­ren Bi­blio­thek „ ‚Wei­bes Won­ne und Wert‘ – Ri­chard Wag­ners Theo­rie-Thea­ter“ und war be­reits 2019 bei uns zu Gast mit ei­nem Vor­trag zum The­ma „Wag­ners Won­ne“.

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Der „Fliegende Holländer“ im Coburger Globe

Diens­tag, 22. Ok­to­ber 2024, 19:30 Uhr, Kufa-Saal (Ohm­stra­ße 3)

Von links: Neil Bar­ry Moss, ab 1. Sep­tem­ber 2024 al­lei­ni­ger Lan­des­thea­ter-In­ten­dant, 2. Bür­ger­meis­ter Hans-Her­bert Har­tan und Ge­ne­ral­mu­sik­di­rek­tor Da­ni­el Car­ter, des­sen Ver­trag bis zur Spiel­zeit 2027/28 ver­län­gert wur­de – Foto: Stadt Coburg

Nach dem Er­folg des „Ring des Ni­be­lun­gen“ wird im Ja­nu­ar 2025 er­neut ein Büh­nen­werk Ri­chard Wag­ners in Co­burg zu er­le­ben sein. Das Lan­des­thea­ter bringt die ro­man­ti­sche Oper „Der flie­gen­de Hol­län­der“ in der Re­gie von Neil Bar­ry Moss, bis­he­ri­ger Opern­di­rek­tor und ab 1. Sep­tem­ber In­ten­dant in Co­burg, und un­ter der mu­si­ka­li­schen Lei­tung von Ge­ne­ral­mu­sik­di­rek­tor Da­ni­el Car­ter auf die Glo­be-Büh­ne. Das Pro­duk­ti­ons­team wird bei uns zu Gast sein und über die ge­plan­te „Holländer“-Neuinszenierung spre­chen, aber auch ei­nen Aus­blick auf die wei­te­ren Opern­pre­mie­ren des Lan­des­thea­ters ge­ben. In der Sai­son 2024/25 ste­hen im Co­bur­ger Glo­be un­ter an­de­rem „Il trit­ti­co“ von Gi­a­co­mo Puc­ci­ni und „Jenů­fa“ von Leoš Janá­ček auf dem Pro­gramm. Der Ein­tritt zu der Prä­sen­ta­ti­on in Ko­ope­ra­ti­on mit der Kufa ist frei.

Neil Bar­ry Moss stammt aus Süd­afri­ka, stu­dier­te in Kap­stadt und Ve­ro­na und de­bü­tier­te 2015 als Re­gis­seur mit „Die Hoch­zeit des Fi­ga­ro“ in Pe­sa­ro. Sei­ne ers­te Sta­ti­on führ­te ihn an die Staats­oper Han­no­ver, von 2019 bis 2023 war er Spiel­lei­ter an der Deut­schen Oper Ber­lin und rea­li­sier­te dort 2020 die viel­be­ach­te­te In­sze­nie­rung von Wag­ners  „Rhein­gold“ auf dem Park­deck des Hau­ses. 2022 de­bü­tier­te er in Co­burg, zur Spiel­zeit 2023/24 wur­de er als Opern­di­rek­tor Teil des Di­rek­to­ri­ums am Lan­des­thea­ter Co­burg und in­sze­nier­te bis­her die Opern „Mac­beth“ von Giu­sep­pe Ver­di und „Hän­sel und Gre­tel“ von En­gel­bert Hum­per­dinck.  Ab 1. Sep­tem­ber 2024 ist er of­fi­zi­ell In­ten­dant des Lan­des­thea­ters Co­burg. (Foto: Je­re­my Knowles)

Da­ni­el Car­ter stammt aus Aus­tra­li­en, stu­dier­te Kom­po­si­ti­on und Kla­vier in Mel­bourne und kam 2013 nach Deutsch­land, wo er bis 2015 zu­nächst als Kor­re­pe­ti­tor, spä­ter als Di­ri­gent und als Mu­si­ka­li­scher As­sis­tent von Ge­ne­ral­mu­sik­di­rek­to­rin Si­mo­ne Young an der Ham­bur­gi­schen Staats­oper wirk­te. Sei­ne nächs­ten Sta­tio­nen als Ka­pell­meis­ter wa­ren das Thea­ter Frei­burg und die Deut­sche Oper Ber­lin. Seit Fe­bru­ar 2021 ist er Ge­ne­ral­mu­sik­di­rek­tor in Co­burg und ein in­ter­na­tio­nal ge­frag­ter Gast­di­ri­gent. Zu­letzt wur­de er ein­hel­lig be­ju­belt als Di­ri­gent der John-Adams-Oper „Nixon in Chi­na“, die im Juni 2024 in Ber­lin Pre­mie­re fei­er­te. Im April 2023 war er erst­mals zu Gast beim RWV Bam­berg und be­geis­ter­te das Pu­bli­kum. (Foto: Chris­toph Schumacher)

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Großes Stipendiatenkonzert

Sonn­tag, 3. No­vem­ber 2024, 11:00 Uhr, Spie­gel­saal der Har­mo­nie (Schil­ler­platz 7)

Un­ser Sti­pen­dia­ten-Ju­bi­lä­ums­jahr­gang (von links) Se­ra­phin Mau­rice Lutz, An­ni­ka Baum, Es­ther Schadt, Ma­ri­us Hol­land und Hans Hop­pe – Foto: Ul­ri­ke Müller

Drei un­se­rer ins­ge­samt fünf Sti­pen­dia­ten in un­se­rem Ju­bi­lä­ums­jahr 2023 ha­ben sich be­reits mit ih­rem Kön­nen prä­sen­tiert: der Pia­nist Hans Hop­pe mit sei­nen Auf­trit­ten beim um­ju­bel­ten Tuba-Kon­zert 2023, Es­ther Schadt mit ih­rem Or­gel­kon­zert in der Ba­si­li­ka Vier­zehn­hei­li­gen im April 2024 und der Jazz-Pia­nist Ma­ri­us Hol­land mit dem Trio Noir im Jazz­club Bam­berg im Mai 2024. Das noch aus­ste­hen­de Kon­zert der bei­den Nach­wuchs­künst­ler An­ni­ka Baum (Fa­gott) und Se­ra­phin Mau­rice Lutz (Kla­ri­net­te) fin­det mit ei­nem Gast­auf­tritt des So­nus Quin­tetts, dem An­ni­ka Baum an­ge­hört, und un­ter Mit­wir­kung von Es­ther Schadt (Kla­vier) am 3. No­vem­ber um 11 Uhr bei ei­ner Ma­ti­nee im Spie­gel­saal der Har­mo­nie (Schil­ler­platz 7) statt. Das Pro­gramm des Kon­zerts wird an die­ser Stel­le ver­öf­fent­licht, so­bald es end­gül­tig fest­steht. Der Ein­tritt ist frei, Spen­den sind erbeten.

Das So­nus Quin­tett mit (von links) Vi­vi­a­na Rie­ke (Bass­kla­ri­net­te), An­ni­ka Baum (Fa­gott), Eloi En­ri­que Her­nan­dez (Oboe), Lena Iris Bren­del (Sa­xo­phon) und Lin­da Gu­ly­as (Kla­ri­net­te) – Foto: Ida Baumann

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Wagner und die „richtige Aussprache“ des Deutschen

Diens­tag, 19. No­vem­ber 2024, 19:30 Uhr, Kufa-Saal (Ohm­stra­ße 3)

Bild­mo­tiv von The Wag­ner Cy­cles, ei­nem his­to­risch in­for­mier­ten Auf­füh­rungs­pro­jekt, des­sen wis­sen­schaft­li­cher Lei­ter Kai Hin­rich Mül­ler am 19. No­vem­ber in Bam­berg referiert.

An zahl­rei­chen Stel­len in Ri­chard Wag­ners Schrif­ten fin­den sich An­mer­kun­gen zur Art und Wei­se des Spre­chens auf der Büh­ne, und das in ei­ner Zeit, in der ins­ge­samt ein mun­te­rer Dis­kurs um ein wie auch im­mer ge­ar­te­tes „rich­ti­ges Deutsch“ ent­steht. Der Vor­trag von Kai Hin­rich Mül­ler setzt an die­ser Stel­le an und wid­met sich der Su­che nach der kor­rek­ten Aus­spra­che des Deut­schen auf der Büh­ne in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­dert – mit Ri­chard Wag­ner mit­ten­drin. Es geht um gro­ße Stim­men und Mu­sik, um das Sin­gen und Spre­chen, um die Aus­spra­che in den Re­gio­nen und auf der Büh­ne, um auf­füh­rungs­prak­ti­sche Idea­le und Rea­li­tä­ten und um Wag­ners wort­ge­wal­ti­ge und pro­ble­ma­ti­sche Rol­le hier­bei. Der Ein­tritt zum Vor­trag in Ko­ope­ra­ti­on mit der Kufa ist frei.

Kai Hin­rich Mül­ler ist Mit­glied des In­sti­tuts für His­to­ri­sche Mu­sik­wis­sen­schaft an der Hoch­schu­le für Mu­sik und Tanz Köln (Pro­mo­ti­on 2013, Ha­bi­li­ta­ti­on 2022). Zu sei­nen For­schungs­schwer­punk­ten zäh­len For­men von An­ti­se­mi­tis­mus in der Mu­sik­ge­schich­te und das Mu­sik­le­ben der Zwi­schen­kriegs- und NS-Zeit. Au­ßer­dem en­ga­gier­te er sich für die Wag­ner-Les­ar­ten und ist eine trei­ben­de Kraft hin­ter dem Pro­jekt The Wag­ner Cy­cles von den Dresd­ner Mu­sik­fest­spie­len, dem Dresd­ner Fest­spiel­or­ches­ter und Con­cer­to Köln, das sich un­ter Di­ri­gent Kent Na­ga­no der Auf­füh­rung von Wag­ners „Ring“-Zyklus in his­to­ri­scher Auf­füh­rungs­pra­xis wid­met. (Foto: privat)

 

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