Minna-Briefe-Kalender (24)

Zum Schluss zwei Ge­dich­te, die Wag­ner sei­ner Frau Min­na aus Pa­ris bzw. aus Zü­rich schick­te: Erst der Dank für ein paar Schu­he zu sei­nem 28. Ge­burts­tag, zehn Jah­re spä­ter dann die lau­ni­ge Bit­te um mehr Strümpfe.

Cle­men­ti­ne Stockar-Escher hat im März 1853 Min­na mit dem Hund Peps und Ri­chard Wag­ner in zwei Aqua­rel­len por­trä­tiert, die die­sen Ad­vents­ka­len­der (der dan­kens­wer­ter­wei­se von Erich Weiß ent­spre­chend por­tio­niert wur­de)  be­bil­dert haben.

Pa­ris, 22. Mai 1841
Sprach­los steh’ ich, bin entzückt,
Gott, was habe ich erblickt:
zwei Schu­he, grün und wunderbar,
hast du ge­bracht zum Op­fer dar!
Ach, ich bin au­ßer, au­ßer mir
und weiß gar­nichts zu sa­gen dir.
Nun bin ich al­ler Sor­gen ledig,
denn nur die Schu­he wa­ren nöthig.
Für dei­ne all­zu­gro­ße Güte
ver­dienst du wahr­lich eine Düte!
Ja, wenn Ge­rech­tig­keit auf Erden,
soll einst dir die­se Düte werden.
Ich bin ent­rückt, ich bin entzückt,
ach, so be­glückt, wird’ ich verrückt.
Nun hab’ ich grü­ne Schu­he an,
jetzt, bö­ses Schick­sal, komm’ heran,
ich wer­de dir die Wege weisen,
wenn die­se Schu­he nie­mals reißen;
zu kei­nem Loch sollst du herein –
von nun an hab’ ich nichts als Schwein!
Ge­prie­sen, drei­mal hoch gepriesen
sei Min­na – ach, müßt’ ich nicht niesen,
wenn ich Ge­würm zur Son­ne seh’,
dann führ’ vor Freud’ ich in die Höh’:
dein achtundzwanzigjähr’ger Mann
ruft: Vi­vat hoch! so laut er kann.

Wag­ner als Weih­nachts­plätz­chen, fo­to­gra­fiert von Frank Piontek

Zü­rich 3. No­vem­ber 1851
Min­na, schi­cke mir bald Strümpfe!
Hier gie­bt es nichts wie lau­ter Sümpfe!
Da­von be­komm’ ich nas­se Klümpfe!
Im Whist feh­len mir auch die Trümpfe!
Drum brin­ge Du mich wie­der auf die Strümpfe!
Schick’ mir nur ein Paa­rer Fümpfe!
Dein
Richard.

Quel­len: Ri­chard Wag­ner: Sämt­li­che Brie­fe: Bd. 4 und Bd. 12; Di­gi­ta­le Bi­blio­thek Band 107: Ri­chard Wag­ner: Wer­ke, Schrif­ten und Briefe.

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