Martin Knust entführt uns am Donnerstag, 16. Februar um 19.30 Uhr im KUFA-Saal in die szenische Realität des 19. Jahrhunderts.
Denkbar viel ist über Wagners Werke, ihren Inhalt, ihre mythologischen Elemente und ihre (vermeintliche) Bedeutung geschrieben worden. Auch über die Musik hat man einiges herausgefunden. Dabei stand jedoch immer – aus naheliegenden Gründen – das prachtvolle Wagner’sche Orchester im Vordergrund.
Nur wenige Forscher haben sich hingegen auf das konzentriert, was im Zentrum seines Denkens und künstlerischen Handelns stand: die konkrete Theaterbühne mit ihren Akteuren und ihrer Art zu singen und zu agieren. Zu den wenigen zählt der seit 2008 in Schweden lebende und wirkende Musikwissenschaftler Dr. Martin Knust. Der Dozent an der Linnéuniversität in Växjö kommt im Februar zu uns nach Bamberg. Am 16. Februar präsentiert er im KUFA-Saal (Ohmstraße 3) seinen Vortrag „Das Theater der Wagnerzeit und ein Blick in seine Kompositionswerkstatt“.
„Das 19. Jahrhundert“, schreibt Knust, „ist uns in dieser Hinsicht ferner, als man annehmen dürfte. Nicht nur die Gebärden, sondern auch der Wortvortrag in Theater und Oper – diese beide Kunstarten waren in der Zeit von Wagners Sozialisierung noch nicht scharf getrennt – haben sich grundsätzlich von dem unterschieden, was man heute als angebracht empfindet. Diese andere szenische Realität, für die Wagner seine Werke schuf, zu rekonstruieren, ist der erste Schritt in meiner Präsentation. Danach werden wir uns in Wagners Kompositionswerkstatt begeben und einen Blick in seine Skizzen und musikalischen Schaffensstrategien werfen. Was sich dabei zeigt, ist, dass Wagners Werk weniger symphonische Werke mit szenischer Verkörperung der Musik sind als in Töne gesetzte Anweisungen für seine Sänger und Sängerinnen für ihre Aussprache und Aktionen.“
Dr. phil. Martin Knust M.A. studierte Musikwissenschaft, evangelische Theologie und Philosophie in Greifswald, an der HU Berlin und der TU Dresden. Seit 2008 ist er in Schweden ansässig: 2008–2012 Postdoktorand an der Universität Stockholm, 2013–2021 Lektor und seit 2021 Dozent für Musikwissenschaft am Institut für Musik und Bild an der Linnéuniversität in Växjö, außerdem seit 2015 Mitglied des dortigen Forschungszentrums für Intermedialität und Multimodalität (IMS).
Seine Forschungsschwerpunkte sind Oper und Musiktheater des 19. bis 21. Jahrhunderts (insbesondere Richard Wagner), nordeuropäische Musik von 1800 bis zur Gegenwart, Musik und politischer Journalismus. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen die Dissertation „Sprachvertonung und Gestik in den Werken Richard Wagners“ (2007/2018) sowie die Biografie „Richard Wagner: Ein Leben für die Bühne“ (2013). Auch in Knusts Kritiken spiegelt sich ein tiefes Verständnis von Wagner-Aufführungen und ihren Sängerdarstellern – aktuell nachzulesen in seinen Besprechungen der „Ring“-Neuinszenierung an der Berliner Lindenoper auf der Musikplattform operapoint.
Der Eintritt zum Vortrag in Kooperation mit der KUFA ist frei; dort gibt es auch eine kleine Getränkeauswahl.
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