Wie schreibt man eine Chronik der Mutter aller Festspiele, die Geschichte der Bayreuther Festspiele? Genau diese Frage wird Oswald Georg Bauer auf unsere Einladung am 17. Januar um 19 Uhr im Großen VHS-Saal beantworten, indem er sein im letzten Festspielsommer erschienenes, zweibändiges und in jeder Hinsicht gewichtiges Werk inhaltlich und mit einigen Bildbeispielen vorstellt. Dass Bauers Bayreuther Festspielchronik nicht nur hierzulande auf viel positive Resonanz gestoßen ist, zeigt unsere kleinere Abbildung: Im November war der Autor (Bildmitte) in Island und konnte sein jüngstes Werk gemeinsam mit Selma Gudmundsdóttir (rechts), der dortigen Wagnerverbandsvorsitzenden unter anderem dem isländischen Staatsoberhaupt, dem Historiker Gudni Th. Jóhannesson (links), präsentieren (Foto: Steinunn B. Ragnarsdóttir).
Oswald Georg Bauer ist 1941 geboren, stammt aus Würzburg, ist promovierter Theaterwissenschaftler und war von 1974 an ein prägender dramaturgischer Mitarbeiter der Festspiele. 1977 wurde er dort Pressechef und blieb beratend Wolfgang Wagner auch weiterhin treu, als er 1986 als Generalsekretär an die Bayerische Akademie der Schönen Künste in München wechselte. Am letzten Aufführungstag der Festspiele 1989 fragte Bauer den Wagner-Enkel, was dieser davon hielte, wenn er die Geschichte der Festspiele schreibe. „Herr Bauer“, erwiderte der Festspielleiter, „hiermit ernenne ich Sie zum Chronisten der Festspiele.“
An dem Zusatz „aber ausschließlich aus den Quellen“ sollte sich der frisch gebackene Chronist ganz schön abarbeiten, denn es galt nicht nur, die festspielhausinternen Dokumente, Unterlagen, Presseberichte und das komplette Bildmaterial zu sichten und einzuordnen, sondern auch die Archivalienfülle andernorts sowie die überbordende Sekundärliteratur. Darüber hinaus suchte und fand Bauer bisher nicht veröffentlichte Berichte aus Nachlässen von Zeitzeugen. Von 2004 an arbeitete er kontinuierlich an dem Projekt.
Insgesamt 27 Jahre dauerte es vom Auftrag bis zur feierlichen Buchpräsentation in der Villa Wahnfried am 26. Juli 2016 – eine wahrhaft wagnerische Zeitspanne, denn von der ersten Idee bis zur Uraufführung des zentralen Wagner-Werks, der Ring-Tetralogie, dauerte es fast genauso lang. Band I beginnt 1850 mit den ersten Festspielplänen und umspannt mit etlichen Krisen- und Kriegszeiten ein komplettes Jahrhundert, Band II beginnt mit der Ära Neu-Bayreuths 1951 und präsentiert die seither jährliche Festspielgeschichte chronologisch bis ins Jahr 2000.
Kritiker haben das knapp 1300 Seiten und über 1000 Abbildungen umfassende, insgesamt mehr als sieben Kilo auf die Waage bringende Kompendium in seltener Einmütigkeit sofort als Standardwerk gerühmt. Der Bayreuth-Kenner Bernd Buchner, der mit Wagners Welttheater 2013 selbst eine Festspielgeschichte verfasst hat, schreibt in seiner erst jüngst veröffentlichten Rezension: „Das monumentale zweibändige Buch wird auf Jahrzehnte hinaus Maßstäbe setzen. Bestechend in der Detailfülle, farbig und hellsichtig formuliert, bietet das Werk ein großes, überwältigendes Leseerlebnis.“
Wer wissen will, warum und wie Richard Wagner die Mutter aller Festspiele erfunden hat und was sich seit der Eröffnung 1876 am Grünen Hügel nicht nur künstlerisch getan hat, der sollte sich am 17. Januar 2017 rechtzeitig einen Platz in der VHS sichern (Saalöffnung um 18.30 Uhr). Der Eintritt zu Oswald Georg Bauers Vortrag um 19 Uhr, den der Richard-Wagner-Verband Bamberg in Zusammenarbeit mit der VHS Bamberg Stadt anbietet, ist auch für Nicht-Mitglieder frei.
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