Hier zusammengefasst der neueste Stand, was das Programm der Festspiele 2022 und den Kartenverkauf betrifft. Und ein paar Sätze von Katharina Wagner aus dem Interview mit dem Münchner Merkur.
Es hat zwar gedauert, aber das Warten hat sich gelohnt. Die Bayreuther Festspiele haben ein Programm aufgelegt, das sich sehen lassen kann. Neben Neuinszenierungen von „Tristan und Isolde“ und den vier „Ring“-Werken sind auch drei Wiederaufnahmen geplant, so dass im Idealfall, wenn keine Corona-Mutante dazwischenfunkt, im Festspielhaus acht verschiedene Inszenierungen und zwei Konzerte zur Auswahl stehen. Ein so umfassendes Angebot hat es in Bayreuth erstmals in den späten Fünfzigerjahren und zuletzt 1970 gegeben, mehr Novitäten in einer Saison sind in der Festspielgeschichte überhaupt nur einmal realisiert worden, zur Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg 1951. Insgesamt umfasst das Festspielangebot 35 Abende von 25. Juli bis 1. September 2022.
Dieser zuversichtliche Aufbruch nach der Corona-Zwangspause 2020 und der in punkto zugelassener Zuschauer und Chorauftritte eingeschränkten Saison 2021 wurde letztlich wiederum durch die Pandemie mit diktiert. Wie Festspielleiterin Katharina Wagner in einem Interview mit Markus Thiel vom Münchner Merkur erläutert hat, wurde die „Tristan“-Neuinszenierung deshalb zusätzlich ins Programm genommen, um auch bei einem Infektionsgeschehen im Chor spielfähig zu bleiben. Die nicht so umfangreichen Chorauftritte bei „Tristan“ und der „Götterdämmerung“ könnten notfalls auch vom Band kommen. Wenn wegen der Pandemie auf die großen Choropern „Holländer“,„Tannhäuser“ und „Lohengrin“ verzichtet werden müsste, würde die Zahl der „Tristan“-Vorstellungen erhöht werden. Wie Roman Kocholl vom Nordbayerischen Kurier recherchiert hat, sind dafür auch Cover-Solisten vorgesehen, denn nicht alle Aufführungen könnten von der Premierenbesetzung bestritten werden.
Wenn hingegen alles nach Plan läuft, wird der neue „Tristan“ in der Regie von Roland Schwab (Bühne: Piero Vinciguerra, Kostüme: Gabriele Rupprecht) und unter der musikalischen Leitung von Cornelius Meister heuer nur zweimal aufgeführt: zur Festspieleröffnung am 25. Juli sowie am 12. August. Die Titelpartien singen Stephen Gould und Catherine Foster. Die Produktion soll nur in 2023 wiederaufgenommen werden, wenn zur Eröffnung die 3-D-„Parsifal“-Neuinszenierung von Jay Scheib ansteht. In 2024 folgt, wie schon länger geplant, mit Semyon Bychkov am Pult die nächste „Tristan“-Neuproduktion. Der neue „Ring“ (Regie: Valentin Schwarz, Bühne: Andrea Cozzi, Kostüme: Andy Besuch) unter Pietari Inkinen wird bis einschließlich 2025 gespielt.
Dass auf die „Tristan“-Eröffnungspremiere am 25. Juli im Festspielhaus erst mal eine Pause folgt, erklärt die Katharina Wagner im Merkur-Interview mit Verzögerungen bei den Sanierungsarbeiten. Um die Lücke zu füllen, gebe es im Rahmen von Diskurs Bayreuth zwei Projekte: im ehemaligen Reichshofkino die Uraufführung „Nach Tristan“ mit der Franken-„Tatort“-Kommissarin Dagmar Manzel und Sylvester Groth sowie das Festspiel Open Air. Erstere ist ein Abend zwischen Richard Wagner und Heiner Müller, der den Weg von „Tristan und Isolde“ zu „Quartett“ auslotet, mit Texten beider Autoren und Musik von Wagner, eingerichtet von Ingo Kerkhof und Gerhard Ahrens (26., 28. und 30. Juli). Wo die beiden kostenlosen Open Air-Abende am 27. Juli und 2. August stattfinden werden, muss noch mit der Stadt Bayreuth abgestimmt werden. „Wir wollen“, so die Wagner-Urenkelin, „ein Erlebnis auch und gerade für die Bayreuther schaffen. Kultur soll ungezwungen, leger und gratis in einer Picknick-Atmosphäre erlebt werden können.“ Als ein ähnliches Format, allerdings mit Ticketpreisen zu 100, 150 und 200 Euro, steht am 9. August die Taff-Festspielnacht am Goldbergsee im Programm. Außerdem im Angebot „Lohengrin für Kinder“, der Meisterkurs Gesang unter Catherine Foster und zum Saisonausklang zwei Konzerte unter Andris Nelsons mit Klaus Florian Vogt als Solist.
Reguläre Festspielkarten können übrigens ab sofort wieder bestellt werden. Wer sich als Kunde registriert hat, kann online pro Werk maximal vier Karten und insgesamt zwölf Karten bestellen (Meldefrist bis 15. April). Der Online-Sofortkauf, bei dem Interessenten ohne die Berücksichtigung von Wartezeiten Festspielkarten ergattern können, findet am 29. Mai statt. Dass mit der sukzessiven Einführung von Online-Vertriebswegen das Publikum jünger geworden ist, liegt für Katharina Wagner auf der Hand. Dank des Online-Sofortkaufs könne man sich sogar spontan für einen Bayreuth-Besuch entscheiden: „Die Kartenpolitik ist dadurch viel transparenter geworden als früher, als Wartelisten von mehreren Jahren der Normalfall waren.“
Die vom vormaligen kaufmännischen Geschäftsführer Holger von Berg erst 2019 neu aufgelegten Platz- und Preisklassen sind erfreulicherweise vom Tisch. Die drastisch verringerten Platzkategorien gingen nämlich an den Bedürfnissen der Besucher vorbei. Jetzt ist der Saalplan wieder an den Sichtlinien ausgerichtet, Parkett und Ränge haben ihre eigenen Kategorien. Selbst die absolute Holzklasse im Balkon, jetzt E6, ist wieder da! Die Preise rangieren von 5 Euro für einen Hörplatz beim Konzert bis zu 433 Euro im Parkett und in den Logen für die Premieren der Neuinszenierungen.
Es ist imponierend, was die Festspiele für ihre hoffentlich erste Saison ohne Corona-Einschränkungen geplant haben. Wer weiß, dass auch die größten Häuser den „Ring“ besser nur in einzelnen Portionen neu herausbringen, kann sich vielleicht vorstellen, wie schwierig es ist, Probenpläne für fünf Neuinszenierungen und für insgesamt acht Produktionen in dem gegebenen schmalen Zeitfenster zu realisieren. Ganz zu schweigen von den Solisten-Besetzungen! Wer so viele Heldentenöre und Wagnerheroinen, Baritone, Bässe, Mezzos und Altistinnen braucht, die möglichst alle höchsten Ansprüchen genügen sollen, hat es bestimmt nicht leicht. Vielleicht ließe sich so auch besser die Lücke zwischen der „Tristan“- und den „Ring“-Premieren erklären?
Eine Übersicht zum Spielplan und den Besetzungen finden Sie am Ende dieses Beitrags.
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