Von April bis Oktober 2023 zeigt das Richard Wagner Museum Bayreuth drei Sonderausstellungen im Neubau des Museums sowie im Graphikkabinett von Haus Wahnfried.
Im Wagnermuseum fehlt es nicht an Aktivitäten. Es gibt nicht nur spezielle Führungen, sporadische Konzerte und Gesprächsrunden im Jahresprogramm, sondern auch Sonderausstellungen. Den Anfang macht im Frühjahr eine Schau anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Richard-Wagner-Stiftung zu deren Geschichte, Struktur und Arbeit. Die Ausstellung „50 Jahre Richard-Wagner-Stiftung“ wird von 1. April bis einschließlich 18. Juni 2023 im Museumsneubau zu sehen sein. Präsentiert werden vor allem Archivalien und Objekte, die über die Jahre durch Erwerbungen und Schenkungen Eingang in die Sammlungen fanden, deren Ausgangspunkt einst die Nachlässe Richard, Cosima sowie der künstlerische Nachlass Siegfried Wagners bildeten.
Ein Novum stellt die in diesem Jahr erstmalig gezeigte Sonderausstellung zur Enzyklopädie von Diderot und d’Alembert ab 21. Mai 2023 dar: Sie ist der Auftakt einer Reihe von kleineren Ausstellungen, die künftig im Graphikkabinett des Hauses Wahnfried zu sehen sein werden. Präsentiert werden hier selten gezeigte Schätze aus dem Museumsdepot. Den Anfang macht gewissermaßen die Mutter von Wikipedia: die „Encyclopédie ou Dictionnaire Raisonné des Sciences, des Arts et des Métiers“, ab 1751 herausgegeben von Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d’Alembert, die sich zum Ziel gesetzt hatten, das gesamte Wissen ihrer Zeit in Text und Bild zu versammeln. Schlaglichtartig gibt die kleine Schau Einblick in die Gedankenwelt der Aufklärung und die bewegte Veröffentlichungsgeschichte der „Encyclopédie“, die erst 1780 mit dem 35. Band abgeschlossen werden konnte.
Die alljährliche Sommerausstellung zur Festspielzeit beschäftigt sich in diesem Jahr mit dem Menschen hinter dem Genie „Wagner“: Komponist, Dichter, Dramatiker, Schriftsteller, Regisseur, Dirigent, Egomane, Schwerenöter, Antisemit, Linksradikaler, Klimaschützer, Tierfreund, Genie … wer war Richard Wagner wirklich? Die Ausstellung „Mensch Wagner“ kann ab 17. Juli noch über die Festspielsaison hinaus bis einschließlich 8. Oktober im Neubau des Museums besucht werden.
Zahllos sind bereits zu seinen Lebzeiten Veröffentlichungen über ihn. Darin wird Wagner in aller Regel und vor allem nach seinem Tod zum Übermenschen stilisiert – nicht zuletzt durch das Zutun seiner Erben und Sachwalter. Vom ‚alltäglichen‘ Wagner gibt es dagegen kaum Spuren, denn der Mythos kennt keinen Alltag. Auch Wagner selbst modellierte zeitlebens am eigenen Bild. Seine autobiographischen Texte, eine unüberschaubare Zahl schriftlicher Äußerungen und schließlich sein musikalisches und dramatisches Werk zeichnen aber ein sehr heterogenes, oft widersprüchliches Bild des Menschen, der sich hinter dem ‚Mythos Wagner‘ verbirgt.
Erinnerungen und Beobachtungen der Familie, von Zeitgenossen, Freunden, Kritikern, Gefährtinnen und Gefährten zertrümmern schließlich den ehernen Monolithen, zu dem Richard Wagner geformt wurde. Im Rahmen der diesjährigen Sommerausstellung unternimmt das Richard Wagner Museum den Versuch, den Mythos zu dekonstruieren, um sich dem Menschen Richard Wagner zu nähern.
Der Besuch der Sonderausstellungen ist im Eintrittspreis inbegriffen. Öffnungszeiten: September bis Juni: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr; Juli und August: Montag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr
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