Der Historiker und Journalist Bernd Buchner präsentiert am 16. Januar um 19.30 Uhr im Kufa-Saal ein politisches Psychogramm der Familie Wagner.
Kunst und Politik waren am Grünen Hügel in Bayreuth stets eng verflochten. Die Richard-Wagner-Festspiele entwickelten sich zu einem Hort völkischer, nationalistischer und antidemokratischer Kräfte, ehe sie im NS-Staat zu „Hitlers Hoftheater“ wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang eine künstlerische und schließlich auch eine politische Erneuerung. Bayreuth ist ein Spiegel der deutschen Geschichte vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Der Historiker Dr. Bernd Buchner hat diese Geschichte in seinem vor einigen Jahren erschienenen Buch „Wagners Welttheater“ profund nachgezeichnet. In der erweiterten und aktualisierten Neufassung dieses Buchs, die zum 150-jährigen Festspieljubiläum 2026 erscheinen soll, nimmt er auch die Familie Wagner in den Blick und zeichnet erstmals ein politisches Psychogramm des Bayreuther Clans. Am 16. Januar um 19.30 Uhr präsentiert er im Kufa-Saal (Ohmstraße 3) seine Sicht auf die Bayreuther Künstlerdynastie. Der Eintritt zu der Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Kulturfabrik ist frei.
In seinem Vortrag erläutert er, wie sich die Wagners als Künstlerfamilie im Lauf der Zeit zwischen Adel und Bürgertum positionierten, wie sie durch Bayreuth ihren kosmopolitischen Grundcharakter einbüßten und nach 1945 zurückgewannen und auf welche Weise sich Konformisten und Nonkonformisten innerhalb der Dynastie entgegenstanden, wobei immer wieder auch Chancen für eine „Alternative Bayreuth“ durchschimmern, wie sie Richard Wagner selbst in seiner Festspielidee vertrat.
Nicht zuletzt geht es darum aufzuzeigen, wie eng Familien- und Festspielgeschichte seit jeher verbunden sind und welches enorme Konfliktpotenzial dies über Jahrzehnte hinweg bot – bis hin zu den hasserfüllten und schlagzeilenträchtigen Machtkämpfen, die wechselweise an die Atriden im alten Griechenland erinnern oder die Familie als „deutsche Windsors“ erscheinen lassen. In seinem Vortrag stellt der Autor Leitlinien eines solchen Psychogramms vor und gibt zudem einen Werkstattbericht zur entstehenden Neufassung des Buchs.
Zur Person
Bernd Buchner ist promovierter Historiker und gelernter Journalist. Der gebürtige Kulmbacher war nach seinem Studium unter anderem beim Nordbayerischen Kurier in Bayreuth, bei Nachrichtenagenturen und Onlineportalen tätig und hat zahlreiche Veröffentlichungen zu zeitgeschichtlichen und musikhistorischen Themen vorgelegt. Zurzeit arbeitet er als Redakteur beim Heinrichsblatt und ist Mitglied des RWV Bamberg.
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