Frank Schönenborn, Autor einer dreibändigen Wagner-Diskografie, hat sich rund 2250 Aufzeichnungen angehört und spricht am 14. September um 19.30 Uhr in der KUFA mit dem Journalisten und Kritiker Klaus Kalchschmid über sein „Wagneruniversum“.
Fast alle Wagneraufnahmen auf einer Festplatte? Da braucht es nicht nur 3,5 Terabyte Speicherplatz, sondern vor allem eine große Sammelleidenschaft. Frank Schönenborn aus Aachen, hauptberuflich Fluglotse, ist ein solcher Nimmersatt, der sich mit Ausnahme der Frühwerke („Die Feen“, „Das Liebesverbot“ und „Rienzi“) durch alle verfügbaren Opernauszüge auf uralten Schallplatten ebenso durchgehört hat wie durch offizielle Gesamteinspielungen und teils schwer zugängliche TV-, Radioübertragungen und Streams.
Vor zehn Jahren begann Schönenborn, seine Höreindrücke systematisch festzuhalten, herausgekommen ist dabei eine Wagner-Diskografie in drei Bänden, die nacheinander 2016, 2018 und 2021 erschienen sind. Sein im Verlag Königshausen & Neumann veröffentlichtes „Wagneruniversum“ auf Schellack, Vinyl, CD, DVD, Rundfunk, Fernsehen und Internet umfasst auf insgesamt 1332 Seiten rund 2250 Aufnahmen – aufgeteilt nach Werken des Bayreuth-Repertoires, d.h. „Der fliegende Holländer“, „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ in Band 1, die vier Werke der „Ring“-Tetralogie in Band 2, und zuletzt„Tristan und Isolde“, „Die Meistersinger von Nürnberg“ und „Parsifal“ in Band 3. Holger True schrieb dazu erst jüngst im Hamburger Abendblatt, Schönenborns Kompendium sei „ein Werk zum immer wieder Durchblättern und Reinlesen, das zahllose Anregungen bietet und motiviert, sich auf die Suche nach so manch schwer erhältlicher Aufnahme zu machen.“
Zusammen mit dem Journalisten und Kritiker Klaus Kalchschmid aus München spricht Schönenborn am 14. September um 19.30 Uhr im KUFA-Saal (Ohmstraße 3) über seine Sammlung und seine Hörerfahrungen. Dass er nicht alleine kommt, liegt auf der Hand: Das Zwiegespräch will deutlich machen, wie unterschiedlich auch und gerade bei Wagner die Geschmäcker sind – und wie rar objektive Bestandsaufnahmen. Natürlich gibt es spannende Musikbeispiele.
Der Eintritt ist wie immer auch für Nicht-Mitglieder frei, eine vorherige Anmeldung mit Angabe der Kontaktdaten (Vor- und Zuname, Adresse, Telefon und E-Mail) per E-Mail an reisedienst-rwv-Bamberg@t-online.de ist wegen der nicht vorhersehbaren aktuellen Corona-Lage am Veranstaltungsabend obligatorisch. Bei einer Inzidenz von mehr als 35 gilt die 3G-Regelung – geimpft, genesen oder aktuell getestet. Also Impfausweis bzw. Bescheinigungen nicht vergessen! Solange genug Abstand gehalten werden kann, wovon auszugehen ist, besteht während der Veranstaltung keine Maskenpflicht. Beim Einlass (ab 19 Uhr), auf den Gängen oder Toiletten hingegen müssen Masken getragen werden.
Frank Schönenborn, 1968 geboren in ein mütterlicherseits klassisch orientiertes Elternhaus, hauptberuflich seit 1993 als Fluglotse im Dienst einer europäischen Behörde und 1996 durch eine „Walküre“-Aufnahme dauerhaft wagnerisiert. Seit über zwei Jahrzehnten befasst er sich intensiv mit Wagner-Einspielungen aller Art, 2004 besuchte er erstmals die Bayreuther Festspiele und begann vor zehn Jahren, Notizen zu seiner Sammlung zu machen. Seine dreibändige Diskographie mit den Aufnahmen des Bayreuth-Repertoires wurde auf Empfehlung von Wagnerkenner Udo Bermbach bei Königshausen & Neumann unter dem Titel „Wagneruniversum“ veröffentlicht. Schönenborns nachhörbaren Wagnerwerkverwirklichungen belegen real viel Platz zuhause in seinem Keller, sind aber mit dem Namen „Der tragbare Gral“ auch auf einer Festplatte gespeichert und mehrfach gesichert.
Klaus Kalchschmid, 1962 geboren und aufgewachsen in Bayreuth, lebt seit 1981 in München, studierte dort und in Hamburg Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Germanistik. Zunächst Musikredakteur bei einer Münchner Plattenfirma, danach Tätigkeit als Musikjournalist u.a. für „Süddeutsche Zeitung“, „Opernwelt“, „Crescendo“, „Die Welt“, „Die Deutsche Bühne“ und „nmz“, seit zehn Jahren auch für den Almanach der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth und den Bayerischen Rundfunk. Er ist außerdem Korrespondent für www.klassikfavori.de, www.klassikinfo.de und www.opern.news. Spezialgebiete seiner Forschungen sind die Geschichte von Kastraten und Countertenören sowie „Oper und Film“, er kuratiert eine Opernfilmreihe bei der Münchner VHS und lehrt am musikwissenschaftlichen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
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