Die beiden Wagners fahren mit Nietzsche wieder Richtung Schweiz, zunächst auch begleitet von einem neuen und bald bedeutsamen Anhänger und Musiker.
Donnerstag 21ten [Dezember 1871] Nicht geschlafen wir beide; spät auf, Friseur, der Tristan und Isolde in München gesehen und vor allem liebt. Abfahrt um 12 Uhr, von allen Freunden eskortiert. – Sehr wenig befriedigender Brief von Bon Loë’n[1]. Mit Kmeister Levi[2] und Pohl[3] gereist; von ersterem sagt R., daß er ihn schon deshalb respektiere, weil er sich kurzweg Levi nenne, nicht Löwe oder Lewin u.s.w. Abend in Basel mit Neffen und Freund.[4] Viel Bayreuthisches[5] von R. erzählt; Grundsteinlegung auf 22ten Mai verlegt; Stuckberg-Terrain von der Stadt geschenkt. Bürgermeister mich und Fidi leben gelassen. R. sagt, das wird unsre Schöpfung, du wirst Markgräfin von Bayreuth[6]!
[1] August von Loën (1828–1887), Intendant des Großherzoglichen Hoftheaters und der Hofkapelle in Weimar; warum sein Brief unbefriedigend war, erschließt sich nicht.
[2] Hermann Levi (1839–1900), Sohn eines Rabbiners, Hoftheaterdirigent in Karlsruhe, ab 1872 in München und früher Wagner-Anhänger, ab 1882 langjähriger Dirigent der „Parsifal“-Uraufführungsproduktion.
[3] Richard Pohl siehe 19.12.
[4] Friedrich Brockhaus und Friedrich Nietzsche siehe ab 16.12.
[5] Das Bayreuthische brieflich von R. ausführlich am 16.12.
[6] DIE Markgräfin von Bayreuth war und ist natürlich Wilhelminen.
Quellen: Cosima Wagner: Die Tagebücher: Band I, S. 1583. Digitale Bibliothek Band 107: Richard Wagner: Werke, Schriften und Briefe, S. 34744 (vgl. Cosima-Tagebücher 1, S. 469-470); Richard Wagner: Sämtliche Briefe, Band 23 (hg. v. Andreas Mielke).
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