Gleich von mehreren Referenten unserer Vortragsreihe gibt es neue Bücher. Eva Rieger, die uns im April mit Wagner-Urenkelin Dagny Beidler Hablützel mit Malwida von Meysenbug, eine wichtige Freundin der Wagner-Familie, vorstellte, hat sich in ihrer neuesten Biografie Frida Leider (1888–1975) gewidmet. Das Buchcover von Frida Leider. Sängerin im Zwiespalt ihrer Zeit zeigt die hochdramatische Sopranistin nicht umsonst als Brünnhilde: Frida Leider wurde zwar auch als Verdi- und Mozartinterpretin gefeiert, vor allem aber als die Wagner-Heroine – ob in Berlin, London, Chicago, New York, Mailand, Paris oder Bayreuth. Die erste Leider-Biografie stützt sich auf umfangreiche Archivrecherchen und geht auf die herausragenden gesanglichen Fähigkeiten Leiders ebenso ein wie auf die Problematik der Kunstausübung im totalitären NS-Regime. Als „jüdisch Versippte“ ließ Bayreuth die Künstlerin schließlich fallen, woran letztlich ihre Karriere zerbrach. (269 S., mit zahlreichen Abb., Olms Verlag, 22 Euro)
Markus Kiesel, der uns im vergangenen November die wenig bekannten Entwürfe und Pläne für Richard Wagners Festtheater in München vorstellte, hat dem leider schon vergriffenen Standardwerk über das Bayreuther Festspielhaus jetzt einen weiteren, wiederum deutsch- und englischsprachigen Text-/Bildband folgen lassen. Wahnfried. Das Haus von Richard Wagner heißt der gemeinsam mit Joachim Mildner herausgegebene Band, der einen architektonischen Schwerpunkt hat, aber aufzeigt, dass und warum Wahnfried weitaus mehr als bloß eine Beispiel gebende Künstlervilla war. Mit historischem und aktuellem Bildmaterial reich illustriert, zeichnet das Buch die faszinierende Geschichte des Hauses bis hin zur 2015 fertiggestellten Grundsanierung und Errichtung von Erweiterungsbauten nach. Neben dem zentralen Beitrag zur Baugeschichte von Verena Naegele , die auch die erste Sonderausstellung im neu gestalteten Wagnermuseum verantwortete, melden sich weitere renommierte Fachleute zu Wort, darunter der Architekt Volker Staab, die Europa- und Kunstrechtsexpertin Gerte Reichelt und mit Nike Wagner eine Vertreterin jener Urenkel, die zuletzt in Wahnfried wohnten. (176 Seiten, Hardcover, über 200 farbige Abbildungen, darunter ein Sterbesofa-Gemälde unseres Mitglieds Karlheinz Beer, ConBrio Verlag, 48 Euro)
Bleibt noch Holger Noltze, der nach seinem hochgelobten Buch Liebestod. Wagner, Verdi und wir bei uns im März von Matthias Hain ausführlich befragt wurde. Der Musikjournalist und Professor für Musik und Medien an der TU Dortmund hat die Musikerlegende Menahem Pressler interviewt, der 53 Jahre lang als Pianist beim Beaux Arts Trio wirkte und nach der Auflösung des Trios eine faszinierende Spätkarriere anschloss. Dieses Verlangen nach Schönheit heißt der Gesprächsband, der das erste Werk über und mit Menahem Pressler in deutscher Sprache ist: eine kluge und beherzte Annäherung an die Frage, warum wir auf Musik in unserem Leben nicht verzichten dürfen. Für Hiesige ist das Buch ein Muss, denn der 1923 in Magdeburg geborene und 1939 mit seiner Familie nach Palästina geflohene Pressler wird bekanntlich am 13. und 14. Oktober 2016 sein spätes Debüt bei den Bamberger Symphonikern geben. Gut möglich, dass Holger Noltze dann auch in der Konzerthalle sein wird … (200 Seiten, 15 SW-Abb., Edition Körber-Stiftung, 18 Euro) Apropos: Holger Noltze wurde im Kontext der Parsifal-Neuinszenierung in Bayreuth vom Deutschlandfunk darüber befragt, was es auf sich hat mit Religion auf der Bühne und wie das von Wagner so benannte Bühnenweihfestspiel auf das Publikum wirkt. Ist lesenswert!
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