Der „Holländer“ in Halle an der Saale

Ein ein­ma­li­ges Raum­er­leb­nis bie­tet die ak­tu­el­le Hol­län­der-Pro­duk­ti­on der Oper Hal­le, die wir am 12. März 2017 in ei­ner Nach­mit­tags­vor­stel­lung be­su­chen wer­den. Da, wo in obi­gem Foto links im Vor­der­grund und rechts an der Sei­te die Schutz­hel­me lie­gen, sind un­ter an­de­rem Sitz­ge­le­gen­hei­ten für das Pu­bli­kum, das die Auf­füh­rung di­rekt auf der Büh­ne mit­er­le­ben darf (Raum­büh­ne: Se­bas­ti­an Hannak). Wei­te­re Zu­schau­er­grup­pen sit­zen im eben­falls teil­wei­se be­spiel­ten Par­kett, in dem ge­gen­über­lie­gen­den, in der Fo­to­ga­le­rie un­ten ab­ge­bil­de­ten, hier nicht sicht­ba­ren Da­land-Haus und links hin­ter ei­nem Sta­chel­draht­zaun. Das Or­ches­ter spielt weit­ge­hend un­sicht­bar im hier hell be­leuch­te­ten Gra­ben, die So­lis­ten und Cho­ris­ten sin­gen vor, ne­ben und hin­ter den Zu­schau­ern, oft in so un­mit­tel­ba­rer Nähe, dass die sonst üb­li­che Di­stanz zwi­schen Dar­stel­lern und Pu­bli­kum im­mer wie­der auf­ge­ho­ben wird. Zu­sätz­lich ist das live ge­film­te Ge­sche­hen auf Vi­deo­wän­den zu se­hen, zu­min­dest dem Di­ri­gen­ten kann man zwangs­läu­fig auf et­li­chen Bild­schir­men fol­gen. Für Klang­pu­ris­ten ist das na­tür­lich nichts, denn das ist kein her­kömm­li­cher Opern­abend in mög­lichst ge­schlos­se­ner und sub­li­mer Akus­tik, son­dern ein au­ßer­ge­wöhn­li­ches thea­tra­li­sches Er­eig­nis. Über­ti­tel gibt es kei­ne, man soll­te also bes­ser vor­be­rei­tet kom­men: Wort­ver­ständ­lich­keit ist hier aus ge­ge­be­nen Grün­den eher Zu­fall. Es lohnt sich trotz­dem! Vor al­lem auch, weil die In­sze­nie­rung des rüh­ri­gen neu­en In­ten­dan­ten Flo­ri­an Lutz zwar man­che, wie es scheint un­ver­meid­li­che Re­gie­thea­ter­tor­heit ent­hält, gleich­wohl aber eine un­ge­wöhn­li­che, dem Werk aber ent­spre­chen­de Ent­wick­lung nimmt und schließ­lich un­er­war­tet ak­tu­ell und sinn­voll in die Tie­fe geht, dass man sich ver­wun­dert und be­trof­fen die Au­gen reibt und das Thea­ter be­rei­chert ver­lässt. Die Sze­nen­fo­tos sind von Falk Wen­zel und Se­bas­ti­an Hannak (©Thea­ter, Oper- und Or­ches­ter GmbH) und zei­gen Ro­bert Sel­lier (Steu­er­mann), Vla­dis­lav So­lo­dya­gin (Da­land), Do­ro­thea Her­bert (Sen­ta), Hei­ko Trin­sin­ger (Hol­län­der), Lu­cie Ceralo­vá (Mary), Ralph Er­tel (Erik) so­wie Chor und Ex­tra­chor der Oper Halle.