
Seit 2014 forscht das Team rund um Prof. Dr. Anno Mungen am Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth (fimt) darüber, wie die Nationalsozialisten Nürnberg für ihre Ideologie missbrauchten. Wie veränderte die Machtübernahme der Nazis das Schaffen im Nürnberger Stadttheater? Wie wurde die Stadt benutzt, um die Größe und Stärke des Nationalsozialismus und ganz besonders des „Führers“ zu inszenieren, und welche Rolle spielte die Musik bei all dem? Das sind die zentralen Fragen, mit denen sich die Gruppe aus dem Forschungsinstitut für Musiktheater beschäftigt. Eine große Anerkennung bedeutet in diesem Zusammenhang die vor kurzem bestätigte Förderung durch die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG), die dem Projekt, das in Kooperation mit dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und dem Staatstheater Nürnberg durchgeführt wird, entsprechende Fördergelder zur Verfügung stellt. Die DFG ist einer der größten und bedeutendsten Geldgeber für Forschung in Deutschland. Dieser Ritterschlag für die seit 2014 geleistete Arbeit und die Vorhaben für die Zukunft sichert jetzt die Finanzierung des Projektes und ermöglicht, dass weitere Stellen im Team geschaffen werden können.
Das Forschungsteam in Bayreuth hat mit seinen Untersuchungen zur Funktion des Unterhaltungsgenres im Kulturplan der Nationalsozialisten erst einen Aspekt bearbeitet. Im nächsten Schritt gehen die Wissenschaftler*innen der Frage nach, wie die Stadt Nürnberg im Sinne einer nationalsozialistischen (Kultur-)Politik instrumentalisiert wurde. Denn Nürnberg als Stadt der Meistersinger, mit der Kaiserburg, die über der mittelalterlichen Altstadt thront, erwies sich als perfekter Ort, um die vermeintliche Überlegenheit der Deutschen gegenüber anderen Völkern zu inszenieren. Das Team von Anno Mungen geht anhand umfangreicher Zeitzeugen-Interviews und zahlreicher historischer Quellen u. a. den Fragen nach: Welche Formen nahm die Inszenierung Nürnbergs als „deutscheste“ aller Städte an? Welche Rolle spielte Musik dabei? Und wie veränderte sich der Opernbetrieb am Stadttheater unter der NS-Herrschaft?
In dem dreitägigen Symposium „Hitler. Macht. Oper“ vom 2. bis 4. Juni wird das Forscherteam weitere Ergebnisse seiner Untersuchungen öffentlich vorstellen. Auch hierzu sind wieder namhafte Wissenschaftler*innen eingeladen, die gemeinsam mit Anno Mungen über das „Musiktheater in Nürnberg von 1920 bis 1950“ diskutieren werden. Zum Abschluss des Forschungsprojektes werden die Ergebnisse in einem Textband publiziert. Für 2018 ist darüber hinaus auch eine große Ausstellung im Dokumentationszentrum geplant. Der Besucher soll in dieser Ausstellung die Wirkung der Inszenierungsformen der NS-Propaganda selbst nachempfinden können, wobei die Ausstellungsmacher – der Bühnenbildner und Installationskünstler Hermann Feuchter, Dr. Alexander Schmidt vom Doku-Zentrum und die Wissenschaftler*innen – sehr genau darauf achten werden, dass der Zuschauer gleichzeitig eine kritische Distanz wahren kann.
Das Symposium findet im Gluck-Saal des Staatstheaters Nürnberg sowie im Kino des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände statt. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos auf der Homepage des Staatstheaters und des fimt
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