Wahnfried-Direktor Sven Friedrich hielt im KUFA-Saal nicht nur einen spannenden Vortrag, sondern redete auch in der anschließenden Diskussion Klartext.
Nein, die viel beschworene „Stunde Null“ nach dem Zweiten Weltkrieg gab es natürlich auch und gerade in Bayreuth nicht. In der Festspielstadt mit ihrer fragwürdigen Ideologiegeschichte und der unübersehbaren NS-Vergangenheit wurden, wie Dr. Sven Friedrich, Direktor des Richard-Wagner-Museums Bayreuth und des Nationalarchivs der Richard-Wagner-Stiftung, bei seinem dritten Vortrag für den RWV Bamberg ausführte, auch noch nach 1945 braune Drähte gezogen. Auch von Wagner-Enkel Wieland Wagner, der mit seinen Inszenierungen eine Erneuerung suggerieren wollte, die nicht wirklich eine war. „Man sollte sich also nichts vormachen“, sagte der Referent. „Der Mythos von Neu-Bayreuth entspringt eher revisionistischen Sehnsüchten und Projektionen als ästhetischer und politischer Einsicht.“ Was sich in der anschließenden Diskussion in etlichen Fragen spiegelte, die der Referent mit der ihm eigenen Klarheit beantwortete.
Dem reich bebilderten Vortrag Friedrichs liegt ein fast fünfzigseitiger Text zugrunde, der unter dem Titel „Es gibt nichts ‚Ewiges‘ “ im Nachgang auf ein mehrtägiges Wahnfried-Symposium zur Festspielzeit 2017 in Band 16 der Reihe „Wagner in der Diskussion“ aus dem Verlag Königshausen & Neumann 2019 veröffentlicht wurde. Ein empfehlenswertes Buch, in dem sich acht Autoren ausführlich mit Ästhetik, Zeitgeschichte und Wirkung bei Wieland Wagner auseinandersetzen.
Ebenfalls zu empfehlen ist die bis Anfang Januar 2023 verlängerte Ausstellung VolksWagner im Wagnermuseum, in der der Wahnfried-Direktor in verschiedenen Schaukästen auch zwei Gastgeschenke des RWV Bamberg zu Exponaten erhoben hat: eine FFP2-Maske der Marke Siegmund sowie, zusammen mit einem Wagner-Weihnachtsschmuck, einen Schoko-Wagner aus der Tortissima-Werkstatt von Maria Theresia Worch.
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