Sie gilt als die intellektuelle Speerspitze unter dem Nachkommen Richard Wagners: Prof. Dr. Nike Wagner, Autorin und Kulturwissenschaftlerin, von 2004 bis 2013 erfolgreiche Festivalleiterin in Weimar und seit 2014 Intendantin des Beethovenfests Bonn. Die Tochter des genialen Opernregisseurs und Bayreuther Festspielleiters Wieland Wagner wird als Vortragsrednerin am 6. Februar um 19.30 Uhr im Großen VHS-Saal erstmals auch in Bamberg zu erleben sein.
Wagners bedingungslose Verehrung für Ludwig van Beethoven ist bekannt. Welchen Beethoven aber konnte Wagner meinen? Nichts scheint die beiden Musiker zu verbinden: hier der geborene Theatraliker und Komponist ausladender Opern und Musikdramen, dort der „Wiener Klassiker“ – genuiner Instrumentalkomponist, den Fidelio einmal beiseitegelassen. Beethoven ist Repräsentant des 18. Jahrhunderts und seiner aufklärerischen Ideale, Wagner steht für das 19. Jahrhundert und seine Mythen und Ideologien. Die Frage nach Wagners Beethoven wird also eine perspektivische sein: Was ist es denn, was Wagner in Beethoven sieht? Was lernt er von ihm, wie deutet er ihn, wie „benutzt“ er ihn möglicherweise?
Nike Wagner wurde als drittes Kind von Gertrud und Wieland Wagner 1945 in Bayreuth geboren und ist in der Villa Wahnfried aufgewachsen, dem früheren Wohnhaus ihres Urgroßvaters Richard Wagner und heutigen Wagner-Museum. Sie studierte Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft in Berlin, Chicago, Paris und Wien und promovierte über Karl Kraus und die Erotik der Wiener Moderne (Suhrkamp 1981). Seit 1975 arbeitet Nike Wagner als freiberufliche Kulturwissenschaftlerin und wirkt an internationalen Symposien und Kolloquien mit.
Als Autorin wurde sie bekannt durch ihre Arbeiten zur Kultur- und Geistesgeschichte der europäischen Jahrhundertwende, als Kritikerin und Essayistin durch ihre Auseinandersetzung mit Richard Wagner und Bayreuth. Wagners Werk im Kontext der deutschen Zeitgeschichte sowie die Verflechtung von Familien-, Werk- und Kulturgeschichte sind Thema ihrer im Insel Verlag erschienenen Publikationen Wagnertheater (1998) und Traumtheater (2001).
Zwischen 1985 und 1987 war Nike Wagner Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin, 1999 wurde sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ab 2003 gehörte sie zu den Sachverständigen der Enquête-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages, 2012 wurde sie mit der Honorarprofessur der Pädagogischen Hochschule Heidelberg geehrt. Von 2004 bis 2013 war Nike Wagner die künstlerische Leiterin des Kunstfestes Weimar pèlerinages, wo sie besonders das Werk ihres Ururgroßvaters Franz Liszt pflegte. Für eine Dramaturgie, die im Zusammenspiel von Musik, Tanz, Bild und Wort künstlerische Maßstäbe gesetzt hat, erhielt sie im November 2013 den Thüringer Verdienstorden. Seit 2014 ist sie Intendantin und Geschäftsführerin des Beethovenfestes Bonn.
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