
Begeistert waren am Ende alle: Unsere Kunst- und Opernfahrt nach Landshut am 10. April war ein voller Erfolg. Beeindruckend schon die kundige Führung durch das in einen Bergstollen gebaute Skulpturenmuseum von Fritz Koenig, die Lust aufs Wiederkommen machte. Auch das anschließende Mittagessen im Schlosshotel Schönbrunn war ein Genuss. Ganz zu schweigen von der Neuinszenierung von Wagners Tristan und Isolde im Theaterzelt des Niederbayerischen Landestheaters, einem Renovierungsprovisorium, in dem außer der übermäßigen Heizung nichts provisorisch war – entgegen mancher Befürchtung selbst die Akustik nicht. Im Gegenteil: Keiner der 28 Tristan-Besucher aus dem durch das A-Orchester der Symphoniker verwöhnten Bamberg merkte, dass die um immerhin über zwanzig Musiker aufgestockte Niederbayerische Philharmonie zumindest, was den Tariflohn betrifft, nur ein D-Orchester ist.
Zudem gab es am Sonntag eine Ausnahme- und Notsituation: GMD Basil Coleman, der noch am Freitag die umjubelte Premiere dirigiert hatte – bei der Premierenfeier erzählte Intendant Stefan Tilch, dass ein Landshuter Opernfreund, der seit über vierzig Jahren alle Premieren miterlebte, ihm sagte, dass es noch nie einen solchen Beifall gegeben habe – musste wegen einer plötzlichen Erkrankung absagen. Uwe Sandner, GMD am Pfalztheater Kaiserslautern, der erst am Samstag dort die Premiere einer Tristan-Neuinszenierung dirigiert hatte, sprang ein und löste die schwierige Aufgabe mit den quasi auf der Stuhlkante sitzenden Musikern und den noch konzentrierteren Sängern so souverän, dass man nur staunen konnte. Eine einzigartige Gesamtleistung.
Dass die rundherum überzeugende Annette Seiltgen nur zwei Tage zuvor ihre erste Isolde, der sängerdarstellerisch unter die Haut gehende Stephan Bootz seinen ersten König Marke und Anne-Theresa Møller ihre erste Brangäne gesungen hatten, dass George Humphrey an diesem Abend sein Tristan-Debüt überhaupt feierte, merkte man den Interpreten nicht an. Bleibt noch zu berichten, dass auch szenisch der Funken übersprang. Die Inszenierung von Intendant Stefan Tilch im sich von Akt zu Akt verändernden Museumsraum von Karlheinz Beer mit den Videos von Florian Rödl und den Kostümen von Ursula Beutler ist ein bannendes Kammerspiel mit einigen Szenen, die man so noch nicht gesehen, verstanden und nachempfunden hat. Termine und Fotos von Peter Litvai zur Aufführung gibt es unter http://www.landestheater-niederbayern.de/events/128
Unser RWV-Mitglied Karlheinz Beer arbeitet in Passau konkret längst an seinem nächsten Opernbühnenbild. Am 14. Mai 2016 hat in der Dreiländerhalle Passau – auch das ein größerer Spielort des Theaters als sonst – Giuseppe Verdis Aida in der Regie des britischen Regisseurs Stephen Medcalf Premiere. In Landshut wird die Inszenierung bei gutem Wetter als Freilichtaufführung im Prantlgarten gezeigt, also just dort, wo auch das eingangs erwähnte Skulpturenmuseum situiert ist.

Zwei Meldungen auf Klassikseiten vom 1. April:
http://magazin.klassik.com/news/teaser.cfm?ID=12557&nachricht=Eklat%20um%20Richard%20Wagner%3A%20Nationale%20Bewegung%20f%FCr%20Leitkultur%20sorgt%20f%FCr%20Veranstaltungsunterbrechung
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