Bayreuther „Meistersinger“ sind die Aufführung des Jahres

Emi­ly Ma­gee als Cosima/​Eva und Mi­cha­el Vol­le als Wagner/​Sachs im 1. Akt der jetzt auch von der in­ter­na­tio­na­len Fach­zeit­schrift „Opern­welt“ aus­ge­zeich­ne­ten „Meistersinger“-Inszenierung Bar­rie Kos­kys. Alle Fo­tos: © Bay­reu­ther Festspiele/​Enrico Nawrath

End­lich ha­ben die Bay­reu­ther Fest­spie­le es wie­der ge­schafft, dass sie in der all­jähr­li­chen Kri­tiker­um­fra­ge der in­ter­na­tio­na­len Fach­zeit­schrift „Opern­welt“ nicht nur un­ter fer­ner lie­fen ab­ge­hakt wer­den und auch nicht in der Ka­te­go­rie „Är­ger­nis des Jah­res“ ge­punk­tet ha­ben. Son­dern so­gar drei Mal un­ter den Haupt­ge­win­nern für die Sai­son 2017/18 sind: mit ih­rer „Meistersinger“-Produktion un­ter Re­gis­seur Bar­rie Kos­ky und Di­ri­gent Phil­ip­pe Jor­dan als „Auf­füh­rung des Jah­res“, mit Beck­mes­ser Jo­han­nes Mar­tin Kränz­le als „Sän­ger des Jah­res“ und mit „Meistersinger“-Kostümbildner Klaus Bruns als „Kos­tüm­bild­ner des Jahres“.

Dar­über hin­aus kam To­bi­as Krat­zer, Re­gis­seur der „Tannhäuser“-Neuinszenierung der Fest­spie­le 2019, mit sei­ner „Götterdämmerung“-Inszenierung in Karls­ru­he  so­wohl in der Ka­te­go­rie „Auf­füh­rung des Jah­res“ als auch in der Ka­te­go­rie „Re­gis­seur des Jah­res“ auf Platz zwei. Auch Tat­ja­na Gür­ba­ca, die mehr­fach in den Feuil­le­tons schon ge­nann­te, of­fi­zi­ell aber noch nicht be­stä­tig­te „Ring“-Regisseurin 2020, wur­de mit ih­rer ver­kürz­ten „Ring“-Version am Thea­ter an der Wien mehr­fach no­mi­niert. Die Er­geb­nis­se der „Opernwelt“-Umfrage fin­det Sie di­rekt hier.

Zum vier­ten Mal nach 1996, 2003 und 2015 wur­de die Oper Frank­furt zum „Opern­haus des Jah­res“ ge­kürt. Be­reits zum fünf­ten Mal ist das Baye­ri­sche Staats­or­ches­ter „Or­ches­ter des Jah­res“, was si­cher auch der di­ri­gen­ti­schen Fein­ar­beit von dem lei­der bald zu den Ber­li­ner Phil­har­mo­ni­kern wech­seln­den Ge­ne­ral­mu­sik­di­rek­tor Ki­rill Pe­tren­ko ge­schul­det ist. Im Opern­stu­dio der Baye­ri­schen Staats­oper ist au­ßer­dem mit der So­pra­nis­tin Anna El-Khash­em die „Nach­wuchs­künst­le­rin des Jah­res“ des Jah­res en­ga­giert. Auch die Ne­ga­tiv-Aus­zeich­nung „Är­ger­nis des Jah­res“ ging dies­mal nach Mün­chen – für Ge­org Base­litz’ „Parsifal“-Kulisse als ein Sinn­bild ver­fehl­ter Büh­nen-De­kos von thea­ter­fer­nen Pro­mi-Ma­lern und Malerfürsten.

Bei den nord­baye­ri­schen Büh­nen konn­te vor al­lem das Staats­thea­ter Nürn­berg Punk­te sam­meln: Un­ter an­de­rem brach­te die dor­ti­ge In­sze­nie­rung der „Sol­da­ten“ von Bernd Alo­is Zim­mer­mann dem in­zwi­schen 73-jäh­ri­gen Pe­ter Kon­wit­sch­ny zum sechs­ten Mal den Ti­tel „Re­gis­seur des Jah­res“ ein. No­mi­nie­run­gen gab es dar­über hin­aus für den Te­nor Mi­len Bozhkov in sei­nen Rol­len am Lan­des­thea­ter Co­burg und als Wie­der­ent­de­ckung Ari­bert Rei­manns „Traum­spiel“ am Thea­ter Hof.

Sze­ne ge­gen Ende des 2. Akts der „Meistersinger“-Inszenierung von Bar­rie Kos­ky mit der auf­ge­bla­se­nen Judenkopf-Karikatur.

Die Um­fra­ge im „Opernwelt“-Jahrbuch 2018 speist sich aus den No­mi­nie­run­gen von fünf­zig Kri­ti­kern, die über­wie­gend aus dem deutsch­spra­chi­gen Raum stam­men, aber auch aus dem ge­sam­ten eu­ro­päi­schen Raum und den USA. Nach zwei­jäh­ri­ger Schreib­pau­se war ich, die ich seit bald vier­zig Jah­ren auch re­gel­mä­ßig Kri­ti­ken, Por­träts, In­ter­views und Jahr­buch-Vo­ten in der „Opern­welt“ ver­öf­fent­licht habe, eben­falls wie­der gefragt:

Um­fra­ge für Opern­welt-Jahr­buch 2018
(be­tref­fend die Sai­son 2017/18, d. h. Auf­füh­run­gen von 11. Juli 2017 bis 10. Juli 2018)
Mo­ni­ka Beer, Bam­berg, Frän­ki­scher Tag, takt1

1. Ur­auf­füh­rung der Saison
„Erd­be­ben. Träu­me“ von To­shio Ho­so­ka­wa in Stuttgart
2. Wie­der­ent­de­ckung der Saison
Gi­a­co­mo Puc­ci­nis „Ed­gar“ in der vier­ak­ti­gen Ur­fas­sung in Regensburg
3. Auf­füh­rung der Saison
Ri­chard Wag­ners „Die Meis­ter­sin­ger von Nürn­berg“ un­ter Phil­ip­pe Jor­dan in der In­sze­nie­rung von Bar­rie Kos­ky bei den Bay­reu­ther Festspielen
4. Her­aus­ra­gen­de Regie
Ve­re­na Stoi­ber für Wag­ners „Das Rhein­gold“ in Chemnitz
5. Her­aus­ra­gen­de Raum­ge­stal­tung: Büh­nen­bild, Licht oder Video
Hel­mut Bra­des Büh­ne zu Bernd Alo­is Zim­mer­manns „Die Sol­da­ten“ in Nürnberg
6. Her­aus­ra­gen­des Kostümbild
Ju­lia Han­sen für ihre Kos­tü­me zu Clau­dio Mon­te­ver­dis „Il ri­tor­no d’Ulisse in pa­tria“ in Nürnberg
7. Her­aus­ra­gen­des Dirigat
Ki­rill Pe­tren­kos Wag­ner-Di­ri­ga­te in München
8. Be­deu­ten­de Sän­ger­leis­tun­gen (max. 3 Nennungen)
Mi­len Bozhkov in sei­nen Te­nor­par­tien in Coburg
Eli­sa­bet Strid als „Tannhäuser“-Elisabeth in Leipzig
René Pape als Gurn­emanz in München
9. Nachwuchskünstler/​in der Sai­son (nur 1 Nennung)
Brit-Tone Mül­lertz als Ari­ad­ne in Meiningen
10. Her­aus­ra­gen­de Ge­samt­leis­tung ei­nes Musiktheaters
Pe­ter Thei­lers Ab­schieds­sai­son in Nürnberg
11. Her­aus­ra­gen­de Ge­samt­leis­tung ei­nes Orchesters
Baye­ri­sches Staatsorchester
12. Her­aus­ra­gen­de Ge­samt­leis­tung ei­nes Chors
Staats­opern­chor Stuttgart
13. Är­ger­nis der Saison
Wenn Ma­ler (wie Ge­org Base­litz) als Büh­nen­bild nur Flach­wa­re lie­fern, den Raum igno­rie­ren und da­mit schon vom An­satz her die Auf­ga­be verfehlen.
14. Wich­tigs­tes Mu­sik-/O­pern­buch
Elfi Vom­berg: „Wag­ner-Ver­ei­ne und Wag­ne­ria­ner heu­te“ (Kö­nigs­hau­sen & Neumann)
15. Be­deu­tends­te CD- oder DVD-Ver­öf­fent­li­chung (nur Oper oder Vokal-Recital)
„Das ewi­ge Rät­sel“ mit Jo­han­nes Mar­tin Kränz­le (Ba­ri­ton) und Hil­ko Dum­no (Kla­vier), Oehms Classics

Links zu mei­nen „Meistersinger“-Kritiken von 2018 und 2017 fin­den Sie wei­ter un­ten, zum „Är­ger­nis des Jah­res“ ge­nügt die Such­funk­ti­on „Au­gen zu und durch!“.

Sze­ne aus dem 3. Akt von Bar­rie Kos­kys „Meistersinger“-Inszenierung. So­wohl Mi­cha­el Vol­le (links) als Hans Sachs als auch Da­ni­el Beh­le (rechts) als Da­vid wur­den in der Kri­tiker­um­fra­ge mehr­fach als „Sän­ger des Jah­res“ nominiert.