Silbrige und kaum hörbare Klanglichkeit

Un­ser Mit­glied, der Bam­ber­ger Kom­po­nist Jo­chen Neu­r­a­th, prä­sen­tiert am 12. April um 20 Uhr in der Jo­han­nis­ka­pel­le (Obe­rer Ste­phans­berg 7a) ein au­ßer­ge­wöhn­li­ches Kon­zert. Er selbst trägt Jo­seph Haydns „Die Sie­ben letz­ten Wor­te un­se­res Er­lö­sers am Kreuz“ am Cla­vichord vor, das neu ge­grün­de­te en­sem­ble no­noi­se spielt als Ur­auf­füh­rung Neu­r­a­ths Kom­po­si­ti­on „Zei­chen. Deutungslos“.

Haydn schrieb sei­ne mu­si­ka­li­sche Be­trach­tung über die sie­ben letz­ten Wor­te Jesu im Jah­re 1787  ur­sprüng­lich für Or­ches­ter. Zwi­schen den durch­weg lang­sa­men Sät­zen hielt bei der Ur­auf­füh­rung 1788 in Cá­diz ein Pries­ter in der ver­dun­kel­ten Ka­pel­le San­ta Cue­va An­dach­ten über die­se Wor­te. Neu­r­a­th nimmt in sei­ner In­ter­pre­ta­ti­on die von Haydn au­to­ri­sier­te Kla­vier­fas­sung zum Aus­gangs­punkt ei­ner Auf­füh­rung am Clavichord.

Wahr­schein­lich das lei­ses­te Tas­ten­in­stru­ment der Mu­sik­ge­schich­te, war das Cla­vichord vom frü­hen Ba­rock bis zur ein­set­zen­den Klas­sik vor al­lem in Mit­tel­eu­ro­pa be­son­ders zum häus­li­chen Mu­si­zie­ren das weit­ver­brei­tets­te In­stru­ment. Wenn es heu­te in grö­ße­ren Räu­men vor Pu­bli­kum mit mo­der­nen Hör­ge­wohn­hei­ten ge­spielt wird, ent­fal­tet es in sei­ner silb­ri­gen Klang­lich­keit und der ein­zig­ar­ti­gen Mög­lich­keit, die an­ge­schla­ge­nen Töne noch durch ein Vi­bra­to zu be­le­ben, ei­nen sub­ti­len Zau­ber, als wenn die Mu­sik aus längst ver­gan­ge­nen Zei­ten zu uns herüberweht.

Um die­se Rei­se durch die Zei­ten noch sinn­fäl­li­ger zu ma­chen, er­klingt an­stel­le der ur­sprüng­li­chen An­dach­ten die Ur­auf­füh­rung von Neu­r­a­ths Kom­po­si­ti­on „Zei­chen. Deu­tungs­los“, aus­ge­führt vom en­sem­ble no­noi­se. Kaum hör­ba­re Klän­ge, kaum zu ver­or­ten, schei­nen in den Mau­ern der Jo­han­nis­ka­pel­le über die Jahr­hun­der­te hän­gen ge­blie­ben zu sein. Sie ver­stum­men bei Haydns Mu­sik, schei­nen dann all­mäh­lich auf sie zu re­agie­ren – ist es das alte Ge­mäu­er sel­ber, oder Echos der frü­her hier an­we­sen­den Men­schen, was hier nachhallt?

Das en­sem­ble no­noi­se ist ein Pro­jekt-En­sem­ble un­ter Neu­r­a­ths Lei­tung, in dem so­wohl Mu­si­ker als auch an­der­wei­tig In­ter­es­sier­te mit­wir­ken. Das Ver­hält­nis von Grup­pe und ein­zel­nem Spie­ler bil­det die zen­tra­le Span­nung der ge­mein­sa­men Ar­beit. In re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den wer­den Per­for­man­ces, Kon­zer­te oder mu­si­ka­li­sche In­stal­la­tio­nen er­ar­bei­ten. Die­ses Kon­zert ist der ers­te Auf­tritt der Grup­pe. Für zu­künf­ti­ge Pro­jek­te – das nächs­te wird im Herbst statt­fin­den – wer­den noch wei­te­re Per­for­mer gesucht!

Kon­zert­kar­ten gibt es im Vor­ver­kauf bei Gute Bücher/​Herr Heil­mann, Ka­ro­li­nen­stra­ße 22, und an der Abendkasse.

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