rosalie und Wagner

Das Ri­chard Wag­ner Mu­se­um zeigt von 20. Ok­to­ber 2020 bis 3. Ok­to­ber 2021 eine um­fas­sen­de pos­tu­me Aus­stel­lung zum Werk der Büh­nen­bild­ne­rin, Ma­le­rin und Licht­künst­le­rin rosalie.

ro­sa­li­ens „Wal­kü­ren­ritt“ (Büh­nen­bild und Kos­tü­me), Bay­reu­ther Fest­spie­le 1994 bis 1998 – Foto: Bay­reu­ther Festspiele

Am 12. Juni 2017 ver­starb die in­ter­na­tio­nal re­nom­mier­te Künst­le­rin ro­sa­lie. Ihr über­ra­schen­der Tod setz­te den da­mals lau­fen­den Pla­nun­gen für ein ge­mein­sa­mes Aus­stel­lungs­pro­jekt im Ri­chard Wag­ner Mu­se­um ein ab­rup­tes Ende. 2020 wird nun in Bay­reuth, am Ort ih­res größ­ten Er­folgs als Büh­nen­bild­ne­rin, das be­deu­ten­de Werk der Stutt­gar­ter Künst­le­rin in ei­ner um­fang­rei­chen Aus­stel­lung ge­wür­digt. Die Aus­stel­lung er­öff­net da­mit ein Vier­tel­jahr­hun­dert nach je­nem Ring des Ni­be­lun­gen, den ro­sa­lie als Büh­nen- und Kos­tüm­bild­ne­rin spek­ta­ku­lär in Sze­ne setzte.

Nach ei­ner ein­ge­hen­den Sich­tung ih­res künst­le­ri­schen Nach­las­ses rea­li­siert das Ri­chard Wag­ner Mu­se­um die Aus­stel­lung mit dem Ti­tel „ro­sa­lie und wag­ner. licht – my­thos – ma­te­ri­al“ in Ko­ope­ra­ti­on mit dem ate­lier ro­sa­lie und sei­nem Lei­ter Tho­mas Jür­gens. Die Künst­le­rin ro­sa­lie hat mit den Licht- und Bil­der­wel­ten, die sie für den „Ring des Ni­be­lun­gen“ (Mu­si­ka­li­sche Lei­tung: Ja­mes Le­vi­ne, Re­gie: Al­fred Kirch­ner) 1994 bis 1998 in Bay­reuth schuf, Fest­spiel­ge­schich­te geschrieben.

Zwi­schen den ideo­lo­gie­kri­ti­schen In­sze­nie­run­gen der 1970-er und 1980-er Jah­re und den Pro­duk­tio­nen der Post­mo­der­ne nimmt der „Ring“ von Al­fred Kirch­ner und ro­sa­lie eine Son­der­stel­lung ein: ein of­fe­nes, raum­zeit­li­ches Ka­lei­do­skop aus dis­pa­ra­ten Kunst­ge­bil­den, in de­nen die Pro­duk­te des All­tags neu ko­diert wur­den, um den My­thos in Wag­ners Werk in eine zeit­ge­mä­ße Spra­che zu übersetzen.

So sind die Ei­mer der Re­gen­bo­gen­brü­cke und die Schir­me des Wald­we­bens in blei­ben­der Er­in­ne­rung. Die­ser „Ring“ war ganz au­gen­fäl­lig ein Pro­dukt sei­ner Zeit, in­dem er sich durch sei­ne Far­big­keit zum Ver­füh­rungs­mo­dus des Me­di­en­zeit­al­ters be­kann­te. Die Aus­stel­lung macht ihn wie­der le­ben­dig: Büh­nen­bild­mo­del­le und Kos­tüm­ent­wür­fe, No­ti­zen und Re­gie­bü­cher zeu­gen von der Pla­nung und Ent­wick­lung der In­sze­nie­rung. Die ori­gi­na­len Kos­tü­me und Re­qui­si­ten so­wie ei­ni­ge we­ni­ge Fil­me und Fo­tos von Auf­füh­run­gen ver­ge­gen­wär­ti­gen die­se Pro­duk­ti­on ein Vier­tel­jahr­hun­dert nach ih­rer Er­schei­nung auf der Festspielbühne.

ro­sa­li­ens Raum­in­stal­la­ti­on Kris­tall­park – aus hän­gen­den Gär­ten, Gras­si­mu­se­um Leip­zig 2003 – Foto: Wolf-Die­ter Gericke

Nicht nur auf der Büh­ne war Licht war das zen­tra­le Aus­drucks­mit­tel der Künst­le­rin ro­sa­lie. Als bil­den­de und als Licht­künst­le­rin über­schritt sie die Gren­zen der Büh­ne, in­sze­nier­te und thea­tra­li­sier­te die Wirk­lich­keit mit ih­ren Skulp­tu­ren, ki­ne­ti­schen Ob­jek­ten und vor al­lem mit ih­ren Licht­in­stal­la­tio­nen. Auch in die­sen Wer­ken war die Mu­sik – sehr oft die Ri­chard Wag­ners – Teil ei­ner syn­äs­the­ti­schen Er­fah­rung, die ro­sa­lie such­te und an­zu­sto­ßen ver­such­te, wenn sie mit Tris­tan frag­te: „Hör ich das Licht?“

ro­sa­li­ens Klin­ger-In­stal­la­ti­on im Mu­se­um der bil­den­den Küns­te Leip­zig 2013 – Foto: Wolf-Die­ter Gericke

Im Rah­men der Aus­stel­lung wer­den nicht nur die Aus­stel­lungs­räu­me zu im­mersi­ven Licht-, Bild- und Ton­wel­ten. Ei­nen Hö­he­punkt bil­det das Mo­dell zu ro­sa­lies letz­tem Werk „Mahler 8”, das die Künst­le­rin für die kurz zu­vor er­öff­ne­te Elb­phil­har­mo­nie in Ham­burg schuf und das die so ge­nann­te „Sym­pho­nie der Tau­send”, Gus­tav Mahlers mo­nu­men­ta­le Ach­te, in eine fi­li­gra­ne Licht­spra­che überträgt.

Al­len Wer­ken der Künst­le­rin – sei es auf der Büh­ne, im Mu­se­um oder im öf­fent­li­chen Raum – sind Un­be­fan­gen­heit und vor al­lem Of­fen­heit ei­gen. Büh­nen­bil­der, In­stal­la­tio­nen und Kunst­ob­jek­te sind nie Il­lus­tra­tio­nen. ro­sa­lie nutzt den Fun­dus der mo­der­nen De­for­ma­tio­nen nicht in de­nun­zia­to­ri­scher Ab­sicht. Sie ist kei­ne iko­no­klas­ti­sche For­men­zer­trüm­me­rin, viel­mehr er­schafft sie abs­trak­te as­so­zia­ti­ve Zei­chen­sys­te­me, die den Be­trach­ten­den alle Frei­heit für die ei­ge­ne Phan­ta­sie las­sen. Eine Frei­heit, die ro­sa­lie als „ei­nen Mil­li­me­ter über dem Ma­te­ri­al“ definierte.

ro­sa­li­ens In­stal­la­ti­on Hel­den­stück, 1996 – Foto: Uwe Seyl

Die Künst­le­rin ro­sa­lie (1953–2017) war Büh­nen­bild­ne­rin, Ma­le­rin und Licht­künst­le­rin. Sie stu­dier­te bei Jür­gen Rose und wur­de durch ihre Ar­beit am Bay­reu­ther „Ring des Ni­be­lun­gen“ 1994 ei­ner brei­te­ren Öf­fent­lich­keit be­kannt. Seit 1995 hat­te sie den Lehr­stuhl für Büh­nen- und Kos­tüm­bild an der Hoch­schu­le für Ge­stal­tung Of­fen­bach inne. Ki­ne­ti­sche Licht­skulp­tu­ren wa­ren ab 2006 das zen­tra­le Aus­drucks­mit­tel der Stutt­gar­ter Künst­le­rin. Für ihr Werk wur­de ro­sa­lie mehr­fach aus­ge­zeich­net, zu­letzt 2013 mit dem Ver­dienst­or­den des Lan­des Baden-Württemberg.

ro­sa­lie auf der Trep­pe vor Haus Wahn­fried, 1994 – Foto: Tho­mas Jürgens

Die Aus­stel­lung fin­det in al­len drei Ge­bäu­den des Ri­chard Wag­ner Mu­se­ums statt. Wäh­rend die Aus­stel­lungs­tei­le im Erd- und Un­ter­ge­schoss des Neu­baus für sich ste­hen­de In­sze­nie­run­gen und Prä­sen­ta­tio­nen dar­stel­len, re­agie­ren die In­stal­la­tio­nen und Ob­jek­te in Haus Wahn­fried und im Sieg­fried Wag­ner-Haus auf die Räum­lich­kei­ten und ihre Ge­schich­te und tre­ten in Dia­log mit Aus­stel­lungs­stü­cken der Dau­er­aus­stel­lung im Ri­chard Wag­ner Mu­se­um. Auch das Mu­se­ums­ki­no ist ein in­te­gra­ler Be­stand­teil. Dort sind Do­ku­men­ta­tio­nen zur Ar­beit der Künst­le­rin und die Göt­ter­däm­me­rung – der ein­zi­ge auf­ge­zeich­ne­te Teil ih­res Bay­reu­ther Ring – von 1997 zu sehen.

Wei­te­re In­fos fin­den Sie auf der Home­page des Wag­ner­mu­se­ums.