Arte sendet heute um 17.40 Uhr eine wunderbare Dokumentation über die „Jahrhundert-‚Ring‘-Inszenierung“ von Patrice Chéreau in Bayreuth.
Wer die legendäre „Ring“-Inszenierung von Patrice Chéreau zum Zentenarium der Bayreuther Festspiele 1976 bis 1980 nicht selbst miterleben konnte, bekommt mit dieser Dokumentation von Eric Schulz aufschlussreiche und bewegende Eindrücke, Informationen und Kommentare. Aus der Originalbesetzung mit dabei sind Brünnhilde Gwyneth Jones, Loge und Mime Heinz Zednik sowie Fricka Hanna Schwarz, als damaliger Besucher und Kritiker Friedrich Dieckmann, der seinerzeit über diesen „Ring“ die mit weitem Abstand längste Kritik geschrieben hat, die zu lesen sich auch heute noch lohnte (wenigstens ein paar Absätze daraus finden Sie hier). Heutige Kommentatoren sind die Regisseure Barrie Kosky und Vincent Huguet sowie die Sopranistin Anna Prohaska und der Bassbariton Günter Groissböck. O-Töne der Buhrufe von 1976 (gleich zu Beginn des 3. Akts der „Götterdämmerung“, als sich zu Siegfrieds Hornrufen wieder das Stauwehr-Bühnenbild zeigte) sowie Statements von empörten Besuchern machen auch nachträglich klar, was dieser heute klassisch wirkende „Ring“ zumindest in seinen ersten beiden Jahren auslöste. Dass er 1980 mit dem Rekordbeifall von eineinhalb Stunden und über hundert Vorhängen verabschiedet werden würde, darauf hätten im Premierenjahr 1976 nicht einmal Chéreau-Fans der ersten Stunde wie ich gewettet. Der Film liefert in aller Kürze sogar eine kleine „Ring“-Einführung, vor allem aber eine Fülle von Szenen der 1979 und 1980 aufgezeichneten Produktion, die Lust auf mehr macht. Was kein Problem ist, denn nicht nur die Doku steht als Sternstunde der Musik in der Arte-Mediathek zur Verfügung: Bis 12. Dezember kann man sich dort Stück für Stück den ganzen Chéreau-„Ring“ anschauen, wann immer man dafür Zeit und Muße hat. Das Erst- und Wiedersehen lohnt sich.
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