Wahnfried-Direktor Sven Friedrich beleuchtet am 12. April in der KUFA sämtliche Bayreuther „Ring“-Aufführungen von den Anfängen bis heute.
Seit dem frühen Abend des 18. März 2022 hatte Wahnfried-Direktor Sven Friedrich zwar nicht mit den Tiefen des Rheins zu tun, sondern ganz konkret mit unvorhersehbaren Wasserwogen im Wahnfriedkeller. Der Wasserschaden an der dorthin ausgelagerten Chamberlain-Bibliothek dürfte sich beheben lassen, am 12. April um 19.30 Uhr wird sich der Wagnerexperte im KUFA-Saal ausgiebig damit befassen, dass Richard Wagners „Ring“-Tetralogie nicht nur wegen ihrer reinen Spieldauer von meistens mehr als vierzehn Stunden ein ziemlich harter Brocken ist. Der promovierte Kulturhistoriker wird die Bayreuther Aufführungsgeschichte von den Anfängen bis heute als eine Art Brennglas deutscher Kulturgeschichte und Politik beschreiben.
Richard Wagner konzipierte seine Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ im revolutionären Geist des Vormärz. Die so von Beginn an in das Werk eingeschriebene Kritik der gesellschaftlichen, kulturellen, ökonomischen und politischen Zustände macht den Opern-Vierteiler zu einer Parabel auf eine durch Machtpolitik und Kapitalismus ruinierte Welt, welcher ein romantisches Idealbild von Natur, Liebe und Erlösung entgegengesetzt wird.
Dennoch erschien die Bayreuther Uraufführung 1876 in besonderer Weise als Ausdruck des Kulturselbstverständnisses des deutschen Kaiserreichs. So wurden die Festspiele in der Folge zum Symbol und Sammelbecken einer reaktionären ästhetischen Weltanschauung. Der Gegensatz von revolutionärem Geist, nationalchauvinistischer Ideologie und nostalgischen Sehnsüchten sollte Inszenierungsgeschichte und Ikonographie des „Ring“ fortan beherrschen.
Trotz und gerade wegen der Behauptung einer dezidiert unpolitischen, ja apolitischen Kunst, die zugleich mit reaktionär-völkischem und rassenantisemitischem Gedankengut aufgeladen wird, entsteht eine Ästhetik als Metapolitik, die als solche vielfältig ideologisch anschlussfähig wird. Die „Ring“-Aufführungen werden so gerade an ihrem hierfür geschaffenen Ort immer auch zum Ausdruck des jeweiligen Zeitgeists und dessen Wandel. Der reich illustrierte Vortrag „Szene und Zeitgeist – Die Aufführungen des ‚Ring des Nibelungen‘ bei den Bayreuther Festspielen von den Anfängen bis heute“ will all diese ambivalenten Entwicklungen nachzeichnen.
Der Eintritt zu der Veranstaltung des RWV Bamberg in Zusammenarbeit mit der KUFA ist frei, aus organisatorischen Gründen bitten wir weiterhin um eine Anmeldung per E-Mail an anmeldung-rwv-bamberg@t-online.de. Bitte informieren sie sich tagesaktuell, welche Vorschriften es ggf. wegen der nicht vorhersehbaren Corona-Lage gibt. Wir empfehlen angesichts der nach wie vor hohen Infektionszahlen das Tragen einer FFP2- oder medizinischen Maske, um sich selbst und andere zu schützen.
Ähnliche Beiträge
- Neubayreuth: Mythos und Realität der „Stunde Null“ 13. September 2022
- Bayreuth-„Ring“ auf Stage+ 28. November 2022
- „Ring“-Gespräch 2 15. Mai 2023
- „Wereistedereritter“ 4. November 2024
- Ein „Ring“-Marathon der besonderen Art 16. November 2018