Der Geist Richard Wagners

Der Pia­nist und Mu­sik­päd­ago­ge Hans Hop­pe war schon vor dem Bay­reuth-Sti­pen­di­um ein Be­wun­de­rer der Mu­sik­dra­men Ri­chard Wag­ners. Hier sein Be­richt, den er in Dan­kes-, Lo­bes- und Schluss­wor­te ge­glie­dert hat.

Hans Hop­pe – Foto: Vir­gi­nia Müller

Dan­kes­wor­te
Als ers­tes möch­te ich hier mei­ne Dank­bar­keit aus­drü­cken. Sie geht an all jene, die mir die Teil­nah­me an die­sem wun­der­schö­nen Er­eig­nis mög­lich ge­macht haben.
Be­gin­nend mit der Ehre, die mir schon im Vor­aus zu­teil wur­de, als ich beim Sti­pen­dia­ten­kon­zert in Bam­berg spie­len durf­te, wel­ches ein vol­ler Er­folg wur­de und den Start­schuss für die mir be­vor­ste­hen­de Rei­se be­deu­te­te. Danke!
Der nächs­te Dank ge­bührt zu­vör­derst Ha­rald Schnei­der für sein un­er­müd­li­ches En­ga­ge­ment, sei­ne gute Or­ga­ni­sa­ti­on und sei­ne an­ste­cken­de Be­geis­te­rung für die­se groß­ar­ti­ge Musik!
Dan­ke, lie­be Frau Mo­ni­ka Beer für Ihre Füh­rung durch die­se Zeit, so dass man sich im­mer wohl füh­len konn­te und si­cher ge­lei­tet wurde!
Und Dan­ke an alle Mit­glie­der und För­de­rer des Richard-Wagner-Verbandes!
Ei­nen ganz be­son­de­ren Dan­kes­gruß darf ich hier na­tür­lich nicht ver­ges­sen und der geht an Ri­chard Wag­ner selbst, wenn auch in me­mo­ri­am für sei­ne phan­tas­ti­sche Mu­sik, so­wie sei­ner gan­zen Fa­mi­lie für den Er­halt sei­nes groß­ar­ti­gen Erbes!

Lo­bes­wor­te
Am ers­ten Tag war ich na­tür­lich be­son­ders auf­ge­regt und freu­dig ge­spannt. Was wür­de mich er­war­ten? Wel­che Men­schen wür­de ich hier tref­fen? Und das Wich­tigs­te, wie wür­de die Mu­sik auf mich wir­ken? Wel­che Ge­füh­le wür­de sie in mir wach­ru­fen – und wür­de ich den gro­ßen Wag­ner­schen Geist auf eine ganz be­son­de­re Art und Wei­se spü­ren können?
Die Fra­gen die ich mir stell­te, soll­ten alle po­si­tiv be­ant­wor­tet werden.
Dank mei­ner an­ge­neh­men Un­ter­brin­gung fühl­te ich mich gleich wohl. Ich war in ei­nem sehr schö­nen klei­nen Ap­par­te­ment am Ran­de Bay­reuths un­ter­ge­bracht und mit mei­nem Mit­be­woh­ner Se­ra­phin Lutz ver­stand ich mich in mo­men­tum, wa­ren wir doch bei­de Be­wun­de­rer Wag­ners und sei­ner Musik.
Als wir am spä­ten Nach­mit­tag vor der Auf­füh­rung auf die an­de­ren Sti­pen­dia­ten tra­fen, wa­ren alle Ge­dan­ken, ob man denn auch hier auf ei­ner Wel­len­län­ge wäre, so­gleich ver­flo­gen. Es war eine tol­le Truppe!
Jetzt stand dem Ge­nuss, dem Er­eig­nis, ja dem Sich-ver­zau­bern-Las­sen nichts mehr im Wege.

Der „Flie­gen­de Hol­län­der“ war als Ein­stieg her­vor­ra­gend ge­eig­net. Von vorn bis hin­ten ging es in ei­nem Akt durch. Und es ging durch und durch, näm­lich in mir. Ein phan­tas­ti­sches Er­le­ben folg­te dem Nächs­ten. Ein mu­si­ka­li­scher Hoch­ge­nuss. Schlag auf Schlag reih­ten sich die Er­eig­nis­se und als es dann vor­bei war, war er da. Der wag­ner­sche Geist er­füll­te mich. Er hat­te mich wäh­rend der Auf­füh­rung schon die gan­ze Zeit er­füllt, aber erst jetzt merk­te ich es. Das nennt man wohl ei­nen per­fek­ten Moment.

Dass die wei­te­ren Auf­füh­run­gen nicht im Schat­ten die­ses Er­le­bens ste­hen soll­ten, stell­te ich gleich am nächs­ten Tag fest. Als vom Bal­kon die Trom­pe­ten­si­gna­le zum „Par­si­fal“ er­tön­ten und die Men­schen ins Fest­spiel­haus ström­ten, war ich vol­ler Vor­freu­de. Und was soll ich sa­gen, es war ein Fest. Ein Fest der Sin­ne. Büh­ne und Pu­bli­kum ver­eint im Er­le­ben die­ser alt­ehr­wür­di­gen Ge­schich­te nach Wolf­ram von Eschen­bach. Eine Wei­he der Kul­tur. Jetzt ver­stand ich das ers­te Mal den Aus­druck, den der Meis­ter selbst für sei­ne Opern ge­brauch­te: das „Büh­nen­weih­fest­spiel“.
Er­schöpft aber er­füllt ging ich nach Hau­se und dach­te noch lan­ge über al­les nach, fühl­te al­lem nach und fand glück­li­cher­wei­se in mei­nem Mit­be­woh­ner Se­ra­phin ei­nen groß­ar­ti­gen Ge­sprächs­part­ner. Wir tausch­ten uns über al­les Ge­se­he­ne und Ge­sche­he­ne noch­mal aus und so konn­te ich die­ses ful­mi­nan­te Er­eig­nis gut ver­ar­bei­ten. Se­lig schlief ich ein.

Am nächs­ten Tag war ich schon sehr ge­spannt, stand doch die letz­te Auf­füh­rung in un­se­rer Rei­se auf dem Plan, dazu mein liebs­tes Büh­nen­werk aus der Fe­der des Meis­ters: „Tann­häu­ser“.
Schon als Ju­gend­li­cher lausch­te ich die­sem im­mer wie­der gern, wenn auch nur von der CD. Vor al­lem ging mir im­mer wie­der die Ou­ver­tü­re un­ter die Haut und weck­te gro­ße und un­be­schreib­li­che Ge­füh­le in mir. Als Pia­nist ken­ne ich sie durch die Be­ar­bei­tung Franz Liszts be­son­ders gut und lie­be sie innig.
Nach ei­nem gu­ten, spä­ten Mit­tag­essen beim Café Flo­ri­an, ein wirk­lich schö­nes klei­nes Lo­kal in der Alt­stadt, mach­te ich mich auf zum Festspielhügel.
Es war zu­erst groß­ar­tig, die wun­der­vol­len Klän­ge des Ein­las­ses vom Bal­kon aus wahr­zu­neh­men. Dann stell­te ich aber fest, dass da et­was nicht stimm­te. Die Blä­ser dort oben spiel­ten das The­ma viel zu schnell und un­ge­tra­gen. Ich be­fürch­te­te schon das Schlimms­te für die Auf­füh­rung, wur­de dann aber so­gleich wie­der be­ru­higt, als ich auf mei­nem Platz saß. Das Or­ches­ter dort spiel­te wie auch die Tage zu­vor ta­del­los und ich ge­noss er­neut eine groß­ar­ti­ge Aufführung!

Schluss­wor­te
Als ich am nächs­ten Tag nach Hau­se fuhr, war ich er­füllt. Er­füllt von Mu­sik, Dra­ma­tik, Freund­schaft und die­sem wun­der­ba­ren Ge­fühl, Teil von et­was Grö­ße­rem ge­we­sen zu sein. Die­ses Ge­fühl von Ver­bun­den­heit. Ver­bun­den­heit mit der Welt, im Ein­klang mit ihr ste­hend ein­fach le­ben zu dür­fen. Die­ses Ge­fühl war es, was ich empfand.
Es war ein Gutes.
Ich wuss­te, dass dies nicht mein letz­ter Be­such der Fest­spie­le sein würde.
Ich war in­spi­riert, voll Schaf­fens­kraft und Glück. Ich war er­füllt vom Geist Ri­chard Wag­ners und sei­ner Mu­sik und wer­de wohl noch mei­nen Kin­dern von die­ser wun­der­schö­nen Zeit im­mer wie­der gern Be­richt geben.

Hans Hop­pe (rechts) mit den wei­te­ren Sti­pen­dia­ten 2023 von links: Se­ra­phin Lutz, An­ni­ka Baum, Es­ther Schad und Ma­ri­us Hol­land. – Foto: privat

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