Wagnerstoffe – Wagners Stoffe

Nicht nur kos­tüm­kund­lich klärt Jo­han­na Dom­bo­is am 5. März um 19.30 Uhr im Kufa-Saal über die Vor­lie­be des „Meis­ters“ für Samt und Sei­de auf.

Ernst Be­ne­dikt Kietz: Ka­ri­ka­tur Ri­chard Wag­ners als Groß-We­sir aus dem Jahr 1850 – Vor­la­ge: Na­tio­nal­ar­chiv der Richard-Wagner-Stiftung

Die schon zu Leb­zei­ten Ri­chard Wag­ners erst­mals ver­öf­fent­lich­ten Brie­fe an sei­ne Putz­ma­che­rin Ber­tha Gold­wag in Wien sorg­ten nicht nur dort für Ge­sprächs­stoff und vie­le Ka­ri­ka­tu­ren. Sei­ne Vor­lie­be für flie­ßen­de Stof­fe und ex­klu­si­ven Plüsch nimmt man auch heu­te­zu­ta­ge bes­ten­falls amü­siert zur Kennt­nis. We­ni­ger wohl­wol­lend wer­den dem Kom­po­nis­ten Fe­tisch­bil­dung und Lu­xus­an­spruch, letzt­lich eine roya­le Ge­sin­nung vor­ge­wor­fen, durch die das Pro­test­werk sich wi­der­ru­fe. Auf der Stre­cke ge­blie­ben ist da­bei die Ord­nung und die So­zi­al­ge­schich­te der Mode selbst.

Die Au­torin, Do­zen­tin und Pro­duk­ti­ons­dra­ma­tur­gin Dr. Jo­han­na Dom­bo­is (Köln/​Athen) pro­mo­vier­te zum The­ma „Ri­chard Wag­ner und der Schlaf“ und leg­te 2013 mit dem Es­say-Band „Ri­chard Wag­ner und sei­ne Me­di­en“ ein wei­te­res, sehr er­kennt­nis­rei­ches Buch vor. Aus Sicht der Kos­tüm­kun­de hat sie dar­über hin­aus Wag­ners Klei­der­for­men un­ter­sucht: In ih­rem Vor­trag für Bam­berg gleicht sie Schnitt- und Farb­mus­ter, Stoff­pro­ben, Hüte und Ac­ces­soires mit his­to­ri­schen Vor­bil­dern ab und zeigt erst­mals un­ver­öf­fent­lich­tes Material.

Ri­chard Wag­ner 1876 in Trib­schen, por­trä­tiert von Ju­les Bon­net (Aus­schnitt) – Vor­la­ge: Gun­ther Bra­am, „Ri­chard Wag­ner in der zeit­ge­nös­si­schen Fotografie“

Nein, die ge­stepp­ten Samt­ja­cken und das Re­nais­sance-Ba­rett sind kei­ne Ma­rot­ten ei­nes schrä­gen Künst­lers: Wag­ners Phan­tas­ma, in Schlaf­rö­cken durchs Le­ben zu kom­men, ist, wie die Re­fe­ren­tin auf­zei­gen wird, im Ei­gent­li­chen sub­li­mier­ter Re­vo­lu­ti­ons­ge­dan­ke – ein Kor­re­lat des „Traum­bilds“ der Mu­sik. Der Ein­tritt zum Vor­trag in Ko­ope­ra­ti­on mit der Kul­tur­fa­brik ist frei.

Pate die­ses Vor­trags ist un­ser Mit­glied Bru­no Köpp aus der Schweiz.

Zur Per­son Jo­han­na Dom­bo­is, ge­bo­ren 1967 in Ber­lin, ist freie Au­torin, seit 2017 mit Do­zen­tur an der Ro­bert Schu­mann Hoch­schu­le Düs­sel­dorf, zu­vor Haus­au­torin und Pro­duk­ti­ons­dra­ma­tur­gin an in­ter­na­tio­na­len Mu­sik­thea­ter- und Me­di­en­kunst­büh­nen. Stu­di­um der Li­te­ra­tur-, Thea­ter­wis­sen­schaf­ten und Kos­tüm­kun­de in Ber­lin, Cam­bridge, Wien und Upp­sa­la. Von 2000 bis 2005 Künst­le­ri­sche Lei­te­rin der Büh­ne für Mu­sik­vi­sua­li­sie­rung des Beet­ho­ven-Hau­ses Bonn. 2006 Pro­mo­ti­on bei Pe­ter Wapnew­s­ki an der TU-Ber­lin zu Ri­chard Wag­ners me­dia­len Dra­ma­tur­gien („Die ‚com­pli­cir­te Ruhe“. Ri­chard Wag­ner und der Schlaf. Bio­gra­phie – Mu­sik­äs­the­tik – Fest­spiel­dra­ma­tur­gie“, Ber­lin 2007). Ihr Es­say-Band „Ri­chard Wag­ner und sei­ne Me­di­en. Für eine kri­ti­sche Pra­xis des Mu­sik­thea­ters“ (zu­sam­men mit Ri­chard Klein, Stutt­gart 2012) wur­de im Wag­ner-Jahr 2013 in der Fach­zeit­schrift Opern­welt zum Buch des Jah­res no­mi­niert, ihr Pro­sa­band „Ret­tungs­we­sen“ (Köln 2018) zum Deut­schen Li­te­ra­tur­preis für Kri­ti­sche Kurz­tex­te 2020 (Jurypreis/​ Short­list). Jo­han­na Dom­bo­is lebt in Köln und Athen.

Jo­han­na Dom­bo­is Foto: Sia­mak Rabii