Nicht nur kostümkundlich klärt Johanna Dombois am 5. März um 19.30 Uhr im Kufa-Saal über die Vorliebe des „Meisters“ für Samt und Seide auf.
Die schon zu Lebzeiten Richard Wagners erstmals veröffentlichten Briefe an seine Putzmacherin Bertha Goldwag in Wien sorgten nicht nur dort für Gesprächsstoff und viele Karikaturen. Seine Vorliebe für fließende Stoffe und exklusiven Plüsch nimmt man auch heutezutage bestenfalls amüsiert zur Kenntnis. Weniger wohlwollend werden dem Komponisten Fetischbildung und Luxusanspruch, letztlich eine royale Gesinnung vorgeworfen, durch die das Protestwerk sich widerrufe. Auf der Strecke geblieben ist dabei die Ordnung und die Sozialgeschichte der Mode selbst.
Die Autorin, Dozentin und Produktionsdramaturgin Dr. Johanna Dombois (Köln/Athen) promovierte zum Thema „Richard Wagner und der Schlaf“ und legte 2013 mit dem Essay-Band „Richard Wagner und seine Medien“ ein weiteres, sehr erkenntnisreiches Buch vor. Aus Sicht der Kostümkunde hat sie darüber hinaus Wagners Kleiderformen untersucht: In ihrem Vortrag für Bamberg gleicht sie Schnitt- und Farbmuster, Stoffproben, Hüte und Accessoires mit historischen Vorbildern ab und zeigt erstmals unveröffentlichtes Material.
Nein, die gesteppten Samtjacken und das Renaissance-Barett sind keine Marotten eines schrägen Künstlers: Wagners Phantasma, in Schlafröcken durchs Leben zu kommen, ist, wie die Referentin aufzeigen wird, im Eigentlichen sublimierter Revolutionsgedanke – ein Korrelat des „Traumbilds“ der Musik. Der Eintritt zum Vortrag in Kooperation mit der Kulturfabrik ist frei.
Pate dieses Vortrags ist unser Mitglied Bruno Köpp aus der Schweiz.
Zur Person Johanna Dombois, geboren 1967 in Berlin, ist freie Autorin, seit 2017 mit Dozentur an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, zuvor Hausautorin und Produktionsdramaturgin an internationalen Musiktheater- und Medienkunstbühnen. Studium der Literatur-, Theaterwissenschaften und Kostümkunde in Berlin, Cambridge, Wien und Uppsala. Von 2000 bis 2005 Künstlerische Leiterin der Bühne für Musikvisualisierung des Beethoven-Hauses Bonn. 2006 Promotion bei Peter Wapnewski an der TU-Berlin zu Richard Wagners medialen Dramaturgien („Die ‚complicirte Ruhe“. Richard Wagner und der Schlaf. Biographie – Musikästhetik – Festspieldramaturgie“, Berlin 2007). Ihr Essay-Band „Richard Wagner und seine Medien. Für eine kritische Praxis des Musiktheaters“ (zusammen mit Richard Klein, Stuttgart 2012) wurde im Wagner-Jahr 2013 in der Fachzeitschrift Opernwelt zum Buch des Jahres nominiert, ihr Prosaband „Rettungswesen“ (Köln 2018) zum Deutschen Literaturpreis für Kritische Kurztexte 2020 (Jurypreis/ Shortlist). Johanna Dombois lebt in Köln und Athen.
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