Die Sonderschau „Hitler. Macht. Oper“, die wir am 13. Januar in einer exklusiven Kuratorenführung mit Tobias Reichard besuchen, ist eine der größten Ausstellungen, die seit dem Zweiten Weltkrieg zum Thema Nationalsozialismus und Musiktheater realisiert wurde. Bisher sind eigens rund 21 000 Besucher ins Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände gekommen, um die Sonderausstellung zu sehen, die nur noch bis 3. Februar läuft. Es sind noch Plätze frei. Melden Sie sich bitte telefonisch unter 0951/133426 oder per E-Mail unter reisedienst-rwv-bamberg@t-online.de an. Busfahrt (ab Parkplatz Heinrichsdamm/Hain; Abfahrt 13.30 Uhr, Rückkehr spätestens gegen 18.30 Uhr ) und Führung kosten für Mitglieder 25 Euro, für Nicht-Mitglieder 30 Euro.
Das Musiktheater spielte eine wichtige Rolle in der nationalsozialistischen Propaganda – gerade in Nürnberg: seien es „Die Meistersinger von Nürnberg“ zur Eröffnung der Reichsparteitage im Opernhaus oder „Götterdämmerung“ als letzte Vorstellung vor der kriegsbedingten Schließung aller Theater. Auch die Stadt selbst wurde zur Bühne und Kulisse für die Aufmärsche der Nazis. Opernbühne und Stadt traten in einen inszenierten Dialog: Die letzte Szene der „Meistersinger“ im Opernhaus glich der Szenerie in den Straßen Nürnbergs bis in Details.
Auch der von Adolf Hitler veranlasste Umbau des Opernhauses zeigt, dass in Nürnberg Ästhetik, Urbanität und politische Machtausübung in besonderer Beziehung zueinander standen. Die Ausstellung geht der Frage dieser Wechselwirkungen nach, bringt Zeitzeugen zu Gehör, zeigt die besondere Funktion, die Adolf Hitler (vor allem) der Nürnberger Oper zumaß und beleuchtet exemplarisch die Instrumentalisierung von Kunst für politische Propaganda.
Die Ausstellung basiert auf Forschungsergebnissen des DFG-Projekts „Inszenierung von Macht und Unterhaltung. Propaganda und Musiktheater in Nürnberg 1920–1950“, das vom Forschungsinstitut für Musiktheater Thurnau auf Initiative des Staatstheaters Nürnberg unter der Leitung von Professor Anno Mungen durchgeführt wurde. Ein studentisches Teilprojekt gilt speziell weiblichen Künstlerbiographien und Frauenbildern, auf den bereits vorliegenden umfangreichen Katalog sollen im Sommer 2019 zwei Abschlusspublikationen folgen.
Die Sonderschau, für die der Bühnenbildner Hermann Feuchter eigens einen begehbaren stilisierten Theater-Kulissenbau geschaffen hat, beginnt im Jahr 1922 mit der Übernahme der Intendanz von Johannes Maurer und erstreckt sich bis in die Mitte der 1950er Jahre, um auch Vorgeschichte und Nachwirkung zu dokumentieren. Als künstlerische Klammer fungieren die „Meistersinger“-Aufführung von 1935 und die „Götterdämmerung“ in der Inszenierung von Wagner-Enkel Wieland Wagner von 1944, mit der das Theater geschlossen wurde.
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