Unter den neuen Wagnerbüchern ragt der „Opernführer für Einsteiger“ eindeutig heraus, weil die fränkische Version einfach großes Vergnügen bereitet. David Saam hat eben nicht nur die Vorlage übertragen, sondern sprachlich und inhaltlich mehr daraus gemacht. Was man sofort versteht, wenn er „wehmütig“ mit „mid aanä Dräne im Gnobbfloch“ übersetzt. Sein Fränkisch ist bildhaft und trotz aller Weichheit frech, mit schönen Stabreimen angereichert, oft auch hintersinnig, manchmal hinterfotzig – und damit kann man jede noch so komplizierte Opernhandlung gleich viel besser an Mann, Frau oder Kind bringen. Und sieht gerne darüber hinweg, dass dem Buch vom Konzept her ein guter Lektor nicht geschadet hätte. (Jasmin Solfaghari: Opernführer für Einsteiger, Deutsch-Fränkisch, 160 S., 24,95 €, Schott).
Nicht an Anfänger, sondern an Kenner der Materie richtet sich Band 16 der Reihe „Wagner in der Diskussion“: Unter dem Titel „Es gibt nichts ‚Ewiges‘“ haben die Herausgeber acht Aufsätze von acht Autoren versammelt, die 2017 ein Wieland-Wagner-Symposium in Haus Wahnfried bestritten. Die aus der Zustiftung von Wolfgang Wagner erst 2016 zugänglich gewordenen Quellen ermöglichen, wie der brillante „Meistersinger“-Beitrag von Stephan Mösch darlegt, ein präziseres Bild über Ästhetik, Zeitgeschichte und Wirkung von Wagnerenkel Wieland. (Stephan Mösch/Sven Friedrich: „Es gibt nichts ‚Ewiges‘“, 284 S., 38 €, Königshausen & Neumann).
Seit 2017 veranstalten die Bayreuther Festspiele ihr Rahmenprogramm „Diskurs Bayreuth“, das Uraufführungen, Konzerte und ein Symposium umfasst. Letzteres wird auch jeweils in einem Buch dokumentiert. „Verbote (in) der Kunst“ lautete das Generalthema 2018, der entsprechende Diskurs-Band 2 geht mit Diskutanten wie Feridun Zaimoglu, Gerhart Baum und Eugen Gomringer nicht nur auf Frage- und Denkverbote bei Wagner ein. (Katharina Wagner, Holger von Berg, Marie Luise Maintz: „Verbote (in) der Kunst“, 189 S., 38,95 € Bärenreiter).
Das Team, das sich schon mit profunden Text-/Bildbänden über das Festspielhaus und die Villa Wahnfried verdient gemacht hat, legt mit „Wandrer heißt mich die Welt“ eine architektonisch ausgerichtete Spurensuche nach Wagners Lebensstationen vor. Quer durch Europa werden alle Orte und Örtlichkeiten dokumentiert, wo Wagner war. Auch Bamberg kommt in Wort und Bild vor, mit dem Schönheitsfehler, dass dem Schönleinsplatz das kleine S fehlt. (Markus Kiesel, Joachim Mildner, Dietmar Schuth: „Wandrer heißt mich die Welt“, 272 S., ConBrio)
Einen kleineren Bereich hat sich die Bayreuther Journalistin Eva Kröner vorgenommen. In „Wandern mit Wagner“ führt sie die Leser auf Richard Wagners Spuren durch Franken, was bei dem passionierten Wanderer tatsächlich eine naheliegende Marktlücke darstellt. Vierzehn Touren, darunter auch in Bamberg, werden beschrieben und mit Wagner-Quellen versehen. Dazu gibt es eine ausführliche Einleitung und Interviews. (Eva Kröner: „Wandern mit Wagner“, 224 S., 15,90 €, Heinrichs-Verlag)
Erstdruck im Feuilleton des Fränkischen Tags; das Auftaktbild zeigt Teile von Richard Wagners Dresdener Bibliothek im Wahnfriedsalon – Foto: Karlheinz Beer
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