Ein Blick in die „Parsifal“-Partitur

Sei­te 251 der 346 Sei­ten star­ken Par­si­fal-Par­ti­tur Vor­la­ge: Ri­chard-Wag­ner-Mu­se­um Bayreuth

Das Ri­chard Wag­ner Mu­se­um Bay­reuth prä­sen­tiert die ori­gi­na­le Par­ti­tur­hand­schrift des Par­si­fal erst­mals öf­fent­lich in sei­ner „Schatz­kam­mer“. In der Pres­se­mit­tei­lung des Mu­se­ums wird das Ex­po­nat wie folgt er­läu­tert: Zwi­schen Sep­tem­ber 1877 und Ja­nu­ar 1882 kom­po­nier­te Wag­ner sein letz­tes und von ihm selbst so ge­nann­tes „Welt­ab­schieds­werk“, das „Büh­nen­weih­fest­spiel Par­si­fal“, das am 26. Juli 1882 im Bay­reu­ther Fest­spiel­haus un­ter der Lei­tung von Her­mann Levi ur­auf­ge­führt wurde.

Das Ri­chard Wag­ner Mu­se­um Bay­reuth prä­sen­tiert die au­to­gra­phe Rein­schrift der Par­ti­tur, die da­mit aus An­lass der dies­jäh­ri­gen Neu­pro­duk­ti­on des Werks bei den Bay­reu­ther Fest­spie­len über­haupt erst­mals öf­fent­lich aus­ge­stellt wird, in sei­ner Schatz­kam­mer im Un­ter­ge­schoss des Hau­ses Wahn­fried, ne­ben an­de­ren wert­vol­len ori­gi­na­len Text- und No­ten­hand­schrif­ten Ri­chard Wag­ners zu sei­nem „summum opus“ (Pro­sa­ent­wurf, Li­bret­to, Kom­po­si­ti­ons- und Orchesterskizze).Die 346 Sei­ten star­ke Par­ti­tur ist über wei­te Stre­cken in der von Wag­ner wäh­rend sei­ner letz­ten Le­bens­jah­re be­vor­zug­ten vio­let­ten Tin­te ge­schrie­ben. Cha­rak­te­ris­tisch ist da­bei die über­aus sau­be­re und ak­ku­ra­te Hand­schrift, die es Her­mann Levi er­laub­te, die Ur­auf­füh­rung aus dem Au­to­graph zu di­ri­gie­ren, da die Druck­le­gung der Par­ti­tur noch ausstand.

In der Prä­sen­ta­ti­on sind mit den Sei­ten 250 und 251 der Schluss des Zwei­ten und der Be­ginn des Drit­ten Auf­zugs auf­ge­schla­gen. Der Zwei­te Auf­zug trägt als Schluss­da­tum den „20 Oct. 81.“ so­wie die Un­ter­schrift „RW / (Wahn­fried)“. Auf der Fol­ge­sei­te mit dem Be­ginn des Vor­spiels zum Drit­ten Auf­zug no­tier­te Wag­ner oben links „Pa­ler­mo / 8 Nov: 1881“. Wag­ner schloss die Par­ti­tur am 13. Ja­nu­ar 1882, ge­nau 13 Mo­na­te vor sei­nem Tod, mit der an sei­ne Frau Co­si­ma ge­rich­te­ten Wid­mung „Für Dich!“ ab, da­tier­te die Voll­endung des Werks aber auf den Ge­burts­tag Co­si­mas am 25. De­zem­ber 1881 zurück.

Das Werk wur­de von Wag­ner in Kennt­nis und un­ter Be­rück­sich­ti­gung der be­son­de­ren akus­ti­schen Be­din­gun­gen des Bay­reu­ther Fest­spiel­hau­ses und dem ty­pi­schen Misch­klang des von Wag­ner als „mys­ti­scher Ab­grund“ be­zeich­ne­ten Or­ches­ter­gra­bens kom­po­niert und soll­te nach Wag­ners Wil­len aus­schließ­lich hier auf­ge­führt wer­den. Der Par­si­fal ist mit­hin das Werk Wag­ners, das als ein­zi­ges als Pro­dukt des 1876 erst­mals rea­li­sier­ten Fest­spiel-Kon­zepts und des hier­für er­rich­te­ten Fest­spiel­hau­ses gel­ten kann. Als Aus­druck und Nie­der­schlag der kunst­re­li­giö­sen Auf­fas­sun­gen des spä­ten Wag­ner ist es aber auch in be­son­de­rer Wei­se mit der welt­an­schau­li­chen In­dienst­nah­me Wag­ners und sei­nes Werks durch Co­si­ma und den »Bay­reu­ther Kreis« ver­bun­den, für die die Auf­füh­run­gen sa­kra­le und got­tes­dienst­ähn­li­che Züge an­nah­men und das Fest­spiel­haus selbst zum Grals­tem­pel des ins Kul­ti­sche über­stei­ger­ten Wag­ner-My­thos der Nach­fah­ren wurde.