„Das hängt an Millisekunden“

Hol­ger von Berg, Ge­schäfts­füh­ren­der Di­rek­tor der Bay­reu­ther Fest­spie­le, be­ant­wor­tet Fra­gen zum On­line-So­fort­ver­kauf am Sonn­tag ab 14 Uhr und zur War­te­schlan­ge. Wer erst­mals be­stel­len will, muss sich noch heu­te als Neu­kun­de registrieren.

Un­ser Screen­shot zeigt die War­te­schlan­ge von 2018, auf­ge­nom­men zu ei­nem Mil­li­se­kun­den-Zeit­punkt, denn auf der da­mals ein­ge­führ­ten Ti­cket-Am­pel, die an­zeigt, für wel­che Wer­ke Kar­ten ver­füg­bar sind, ist noch über­all Grün. Vor­la­ge: festspieleblog

 

„First come, first ser­ve“ heißt es im ak­tu­el­len News­let­ter der Bay­reu­ther Fest­spie­le zum On­line-So­fort­ver­kauf. Nur wie schafft man es, am 7. April um 14 Uhr un­ter den Ers­ten zu sein und nicht erst stun­den­lang in der War­te­schlan­ge ste­hen zu müs­sen? Weil da­hin­ter ein Al­go­rith­mus steht, kann auch Hol­ger von Berg dar­auf kei­ne Ant­wort ge­ben. Blei­ben trotz­dem noch ein paar Fra­gen an den Ge­schäfts­füh­rer der Bay­reu­ther Festspiele.

Was ist neu beim Online-Sofortverkauf?
Hol­ger von Berg: Wir wa­ren mit der Ab­wick­lung im letz­ten Jahr sehr zu­frie­den, des­halb gibt es nur klei­ne­re Op­ti­mie­run­gen. Beim Start am Sonn­tag um 14 Uhr wol­len so­fort Tau­sen­de auf die Ti­ckets zu­grei­fen – und das ist tech­nisch nicht zu rea­li­sie­ren. Des­halb ist die War­te­schlan­ge zwi­schen­ge­schal­tet, die den gleich­zei­ti­gen Zu­gang zum Kar­ten­shop auf ma­xi­mal 250 Per­so­nen be­schränkt. So­bald eine Be­stel­lung ab­ge­schlos­sen ist, was von Käu­fer zu Käu­fer un­ter­schied­lich lan­ge dau­ert, wird der Nächs­te eingelassen.

Wel­che Kar­ten ge­hen in den Sofortverkauf?
In den So­fort-Ver­kauf kom­men Kar­ten zu al­len Vor­stel­lun­gen. Das wer­den etwa zwan­zig Pro­zent der Plät­ze sein, die von den Fest­spie­len ver­kauft werden.

Auch zum „Lo­hen­grin“ mit Anna Netrebko?
Ja! Und auch für die Pre­mie­re von „Tann­häu­ser“.

Wer hat die meis­ten Chancen?
Die bes­ten Chan­cen ha­ben die­je­ni­gen, die ei­nen vor­de­ren Platz in der War­te­schla­ge er­gat­tern. Das hängt aber von Mil­li­se­kun­den ab und kann von den Fest­spie­len nicht be­ein­flusst wer­den. Kun­den, die für 2019 be­reits Kar­ten bei den Fest­spie­len er­wor­ben ha­ben, be­kom­men üb­ri­gens erst nach 24 Stun­den Zu­gang zum Online-Sofort-Verkauf.

Was müs­sen Erst­be­stel­ler wann tun?
So­fern noch nicht ge­sche­hen, sich heu­te noch und bis spä­tes­tens 23.59 Uhr im Ti­cket­shop auf der Web­site der Fest­spie­le re­gis­trie­ren und bis mor­gen Mit­tag die E-Mail-Adres­se verifizieren.

Gibt es über­haupt noch Wartejahre?
Ja. Um dem Kon­zept der War­te­jah­re zu ent­spre­chen, wer­den seit 2018 auch On­line-Käu­fe be­rück­sich­tigt. Au­ßer­dem ha­ben wir die Preis­ka­te­go­rien von bis­her drei­und­vier­zig auf jetzt elf re­du­ziert. Es geht den Fest­spie­len da­bei nicht um die Ma­xi­mie­rung der Ein­nah­men, son­dern um die Er­fül­lung ei­nes öf­fent­li­chen Auf­trags nach Verteilungsgerechtigkeit.

Wel­chen Vor­teil ha­ben die neu­en Preiskategorien?
Un­ser Sys­tem kann die Kar­ten we­sent­lich ge­nau­er nach War­te­jah­ren zu­tei­len. Wäh­rend der „Ring“-freien Jah­re konn­ten wir die An­zahl der War­te­jah­re bis zur Kar­ten­zu­tei­lung er­heb­lich re­du­zie­ren. Das wird mit dem neu­en „Ring“ ab 2020 nicht mehr mög­lich sein.

War­um sind die Kar­ten so teu­er geworden?
Im Zuge der Re­duk­ti­on der Preis­ka­te­go­rien ha­ben wir die Prei­se ein­zel­ner Plät­ze ge­än­dert – nach oben, aber auch nach un­ten. Und wir ha­ben aus­ge­wer­tet, in wel­chen Be­rei­chen eine ex­trem hohe Nach­fra­ge be­steht: Das sind ins­be­son­de­re die Pre­mie­re, die Auf­füh­run­gen der Neu­pro­duk­ti­on und die Plät­ze in der ers­ten Rei­he in der Ga­le­rie. Hier ha­ben wir die Prei­se an­ge­ho­ben. Ins­ge­samt sind un­se­re Prei­se im Ver­gleich mit an­de­ren Fest­spie­len durch­aus moderat.

War­um müs­sen alle Kar­ten per­so­na­li­siert werden?
Die Per­so­na­li­sie­rung ha­ben wir 2018 zu­nächst für Print-at-home-Ti­ckets ein­ge­führt. Grund da­für wa­ren un­se­re mas­si­ven Pro­ble­me mit Schwarz­händ­lern und ein­schlä­gi­gen Ver­kaufspor­ta­len im In­ter­net. In­zwi­schen ha­ben wir die Per­so­na­li­sie­rung auch auf die Hard-Ti­ckets aus­ge­wei­tet. Wir ver­kau­fen un­se­re Kar­ten di­rekt an in­ter­es­sier­te Kul­tur­lieb­ha­ber und nicht an Zwi­schen­händ­ler, die mit ge­rin­gen Auf­wand ohne gro­ßes Ri­si­ko ihre Ge­schäf­te be­trei­ben wollen.

Wur­de des­halb auch die Zahl der Tür­ste­he­rin­nen, die seit 2015 auch männ­lich sein dür­fen, verdoppelt?
Im Rah­men des Si­cher­heits­kon­zepts seit 2016 gibt es Kar­ten­kon­trol­len beim Be­tre­ten des Fest­spiel­hau­ses und nicht nur an der Tür zum Zu­schau­er­raum. Das haus­ei­ge­ne Per­so­nal hat sich nicht ver­dop­pelt, über­nimmt aber auch wei­te­re Auf­ga­ben, wie zum Bei­spiel die Gar­de­ro­be. Wir freu­en uns, dazu ein jun­ges und en­ga­gier­tes Team zu ha­ben – ei­ni­ge we­ni­ge Plät­ze sind für 2019 noch frei.

War­um gibt es trotz­dem im­mer noch Fest­spiel­kar­ten von Rei­se­an­bie­tern zu saf­ti­gen Preisen?
Die Fest­spie­le ver­kau­fen Ein­tritts­kar­ten nur an Pri­vat­per­so­nen. Wenn die­se als „Stroh­män­ner“ agie­ren oder Kar­ten von den Rei­se­un­ter­neh­men im In­ter­net auf­ge­kauft wer­den, kön­nen wir nur ein­grei­fen, wenn das auch nach­ge­wie­sen wer­den kann. Wir ha­ben schon ei­ni­ge Kar­ten für 2019 ge­sperrt, Ab­mah­nun­gen aus­ge­spro­chen und die Kun­den­kon­ten gesperrt.

Der Schwarz­markt wird heu­er vor al­lem nach „Lohengrin“-Karten mit Anna Netreb­ko gie­ren. Was tun Sie dagegen?
Ei­ni­ges, aber das kann ich hier nicht ver­ra­ten! Wich­tig ist mir zu be­to­nen, dass die Per­so­na­li­sie­rung der Ein­tritts­kar­ten vor al­lem der Re­gu­lie­rung des Schwarz­markts dient. Das ist kei­ne „Schi­ka­ne“, son­dern ein Bau­stein da­für, dass Wag­ner­freun­de aus al­ler Welt die Auf­füh­run­gen der Fest­spie­le zu re­gu­lä­ren Kon­di­tio­nen ge­nie­ßen können.

Was macht Ih­nen noch Sorgen?
Ei­gent­lich sind wir gut auf­ge­stellt! Un­se­re Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter sind gut ge­schult und freu­en sich auf die Fest­spiel­be­su­cher. Es macht uns aber kei­ne Freu­de, wenn wir uns we­ni­ge Mi­nu­ten vor Be­ginn der Auf­füh­rung um Kun­den küm­mern müs­sen, die für Hun­der­te von Eu­ros ir­gend­wo auf dem Schwarz­markt Kar­ten er­wor­ben ha­ben und jetzt auf ei­nem sicht­ein­ge­schränk­ten Platz in der Ga­le­rie sit­zen. Des­halb: Kar­ten nur zum re­gu­lä­ren Preis aus­schließ­lich im Kar­ten­bü­ro der Fest­spie­le kaufen!

On­line-So­fort-Ver­kauf 2019 Start: 7. April, 14 Uhr, Erst­re­gis­trie­rung für Neu­be­stel­ler bis 3. April 23.59 Uhr. De­tail­lier­te In­fos fin­den Sie auf der Home­page der Bay­reu­ther Festspiele

Erst­druck im Feuil­le­ton des Frän­ki­schen Tags

Hol­ger von Berg re­fe­rier­te im Ok­to­ber 2018 beim RWV Bam­berg. Un­ser Bild zeigt ihn mit Mo­ni­ka Beer, die ihn vor dem jet­zi­gen On­line-So­fort­ver­kauf in­ter­view­te. Foto: Dun­ja Braun