Die Bayreuther Festspiele müssen drastisch in allen Bereichen Kosten sparen. Davon ist auch der legendäre Festspielchor betroffen. Hierzu Links zu Berichten und Stellungnahmen der Festspielgeschäftsführung und des Deutschen Musikrats.
Die Meldung, dass der Festspielchor verkleinert werden muss, hat am Wochenende viele Wagnerfreunde aufgeschreckt. Ausgelöst wurde die Berichterstattung durch eine Stellungnahme der VdO, der Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles. Hier Links zu Berichten vom 24. November bei BR Klassik vom 24. November, dem SZ-Artikel von Reinhard Brembeck und zum Audio-Beitrag von Jörn Florian Fuchs beim Sender Deutschlandfunk Kultur.
Am 27. November reagierte die Geschäftsführung der Bayreuther Festspiele mit folgender Pressemitteilung:
Alle Theater- und Opernbetriebe sind von deutlichen Kostensteigerungen betroffen, die ohne Einsparmaßnahmen oder eine Erhöhung von Zuschüssen zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den Folgejahren führen. Neben z. B. hohen Energiekosten und gestiegenen Kosten für Materialeinkäufe sind das insbesondere Personalkosten durch sehr hohe Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst, die sich bei den Bayreuther Festspielen auf Grundlage von Tarifvereinbarungen auf alle Beschäftigten auswirken. Die Personalaufwendungen sind mit ca. 75% der wesentliche Kostenblock im Wirtschaftsjahr bei einem Gesamthaushalt von ca. 30 Mio. €.
Der finanzielle Mehrbedarf beträgt in den Folgejahren kumuliert mehrere Millionen Euro. Daher hat die Geschäftsführung unter der Prämisse, dass keine vollständige Kompensation durch eine Erhöhung der Zuschüsse stattfindet, Vorschläge erarbeitet, wie den erwarteten Kostensteigerungen entgegengetreten werden kann. Neben der Umstrukturierung des Festspielchores, wurde mit dem Orchester eine Änderung der Vertragsbedingungen in Bezug auf die Anzahl der Dienste und den Beschäftigungszeitraum vereinbart, die Einsparungen im sechsstelligen Bereich erzielen.
Die vdo und der Chorvorstand wurden von der Geschäftsführung der Bayreuther Festspiele darüber informiert, dass es eine Umstrukturierung des Festspielchores geben wird. Dieser wird sich künftig aus einem Hauptchor und einem Sonderchor, bestehend aus professionellen Sänger:innen zusammensetzen, womit auch weiterhin bei allen exponierten Chorwerken die gewohnten 134 Chormitglieder zu erleben sind.
Durch die Umstrukturierung sind weder Einbußen bei der musikalischen Qualität noch das Verlorengehen eines Alleinstellungsmerkmal zu befürchten. Die Umstellung auf das bereits in der Vergangenheit bewährte System Hauptchor und Sonderchor ist ein geeignetes Mittel zur Erfüllung der Sparauflagen, zu deren Einhaltung wir aufgefordert wurden.
Auch der Deutsche Musikrat hat sich zu Wort gemeldet und die Leitung der Bayreuther Festspiele zu Engagement statt Stellenkahlschlag beim Festspielchor aufgefordert. Hier die Erklärung von Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates:
Der Deutsche Musikrat fordert die Leitung der Bayreuther Festspiele auf, für den Erhalt ihres traditionsreichen Festspielchores zu kämpfen. Die geplante Reduzierung dieses Ausnahmeklangkörpers um 40 Prozent wäre ein Armutszeugnis für dieses international renommierte Festival. Wagners Opern in Bayreuth künftig mit einem ausgedünnten Chorklang zu musizieren, wird dem besonderen Wesen seiner Musik in keiner Weise gerecht. Zudem würde mit der Stellenreduktion vor allem für viele exzellente freischaffende Sängerinnen und Sänger, die bisher im Chor verpflichtet waren, ein grundlegendes Einkommen wegbrechen. Die Festspielleitung ist in der Verantwortung und nachdrücklich aufgefordert, die große politische und gesellschaftliche Unterstützung für die Bayreuther Festspiele im Sinne ihres Chores nun zu nutzen, um nachhaltige, ggf. auch zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für diesen Klangkörper zu akquirieren.
Hier noch der Link zum Bericht von Markus Thiel im Münchner Merkur sowie zur crescendo-Klassikwoche von Axel Brüggemann vom 27. November.
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