Kahlschlag beim Festspielchor?

Die Bay­reu­ther Fest­spie­le müs­sen dras­tisch in al­len Be­rei­chen Kos­ten spa­ren. Da­von ist auch der le­gen­dä­re Fest­spiel­chor be­trof­fen. Hier­zu Links zu Be­rich­ten und Stel­lung­nah­men der Fest­spiel­ge­schäfts­füh­rung und des Deut­schen Musikrats.

Der Fest­spiel­chor un­ter Eber­hard Fried­rich – hier beim Ap­plaus nach sei­nem letz­ten Auf­tritt der Sai­son 2023 im „Tann­häu­ser“ – gilt als Qua­li­täts­ga­rant. – Foto: Mo­ni­ka Beer

Die Mel­dung, dass der Fest­spiel­chor ver­klei­nert wer­den muss, hat am Wo­chen­en­de vie­le Wag­ner­freun­de auf­ge­schreckt. Aus­ge­löst wur­de die Be­richt­erstat­tung durch eine Stel­lung­nah­me der VdO, der Ver­ei­ni­gung deut­scher Opern- und Tanz­ensem­bles. Hier Links zu Be­rich­ten vom 24. No­vem­ber bei BR Klas­sik vom 24. No­vem­ber, dem SZ-Ar­ti­kel von Rein­hard Brem­beck und zum Au­dio-Bei­trag von Jörn Flo­ri­an Fuchs beim Sen­der Deutsch­land­funk Kul­tur.

Am 27. No­vem­ber re­agier­te die Ge­schäfts­füh­rung der Bay­reu­ther Fest­spie­le mit fol­gen­der Pressemitteilung:
Alle Thea­ter- und Opern­be­trie­be sind von deut­li­chen Kos­ten­stei­ge­run­gen be­trof­fen, die ohne Ein­spar­maß­nah­men oder eine Er­hö­hung von Zu­schüs­sen zu wirt­schaft­li­chen Schwie­rig­kei­ten in den Fol­ge­jah­ren füh­ren. Ne­ben z. B. ho­hen En­er­gie­kos­ten und ge­stie­ge­nen Kos­ten für Ma­te­ri­al­ein­käu­fe sind das ins­be­son­de­re Per­so­nal­kos­ten durch sehr hohe Ta­rif­ab­schlüs­se im öf­fent­li­chen Dienst, die sich bei den Bay­reu­ther Fest­spie­len auf Grund­la­ge von Ta­rif­ver­ein­ba­run­gen auf alle Be­schäf­tig­ten aus­wir­ken. Die Per­so­nal­auf­wen­dun­gen sind mit ca. 75% der we­sent­li­che Kos­ten­block im Wirt­schafts­jahr bei ei­nem Ge­samt­haus­halt von ca. 30 Mio. €.
Der fi­nan­zi­el­le Mehr­be­darf be­trägt in den Fol­ge­jah­ren ku­mu­liert meh­re­re Mil­lio­nen Euro. Da­her hat die Ge­schäfts­füh­rung un­ter der Prä­mis­se, dass kei­ne voll­stän­di­ge Kom­pen­sa­ti­on durch eine Er­hö­hung der Zu­schüs­se statt­fin­det, Vor­schlä­ge er­ar­bei­tet, wie den er­war­te­ten Kos­ten­stei­ge­run­gen ent­ge­gen­ge­tre­ten wer­den kann. Ne­ben der Um­struk­tu­rie­rung des Fest­spiel­cho­res, wur­de mit dem Or­ches­ter eine Än­de­rung der Ver­trags­be­din­gun­gen in Be­zug auf die An­zahl der Diens­te und den Be­schäf­ti­gungs­zeit­raum ver­ein­bart, die Ein­spa­run­gen im sechs­stel­li­gen Be­reich erzielen.
Die vdo und der Chor­vor­stand wur­den von der Ge­schäfts­füh­rung der Bay­reu­ther Fest­spie­le dar­über in­for­miert, dass es eine Um­struk­tu­rie­rung des Fest­spiel­cho­res ge­ben wird. Die­ser wird sich künf­tig aus ei­nem Haupt­chor und ei­nem Son­der­chor, be­stehend aus pro­fes­sio­nel­len Sänger:innen zu­sam­men­set­zen, wo­mit auch wei­ter­hin bei al­len ex­po­nier­ten Chor­wer­ken die ge­wohn­ten 134 Chor­mit­glie­der zu er­le­ben sind.
Durch die Um­struk­tu­rie­rung sind we­der Ein­bu­ßen bei der mu­si­ka­li­schen Qua­li­tät noch das Ver­lo­ren­ge­hen ei­nes Al­lein­stel­lungs­merk­mal zu be­fürch­ten. Die Um­stel­lung auf das be­reits in der Ver­gan­gen­heit be­währ­te Sys­tem Haupt­chor und Son­der­chor ist ein ge­eig­ne­tes Mit­tel zur Er­fül­lung der Spar­auf­la­gen, zu de­ren Ein­hal­tung wir auf­ge­for­dert wurden.

Auch der Deut­sche Mu­sik­rat hat sich zu Wort ge­mel­det und die Lei­tung der Bay­reu­ther Fest­spie­le zu En­ga­ge­ment statt Stel­len­kahl­schlag beim Fest­spiel­chor auf­ge­for­dert. Hier die Er­klä­rung von Prof. Chris­ti­an Höpp­ner, Ge­ne­ral­se­kre­tär des Deut­schen Musikrates:
Der Deut­sche Mu­sik­rat for­dert die Lei­tung der Bay­reu­ther Fest­spie­le auf, für den Er­halt ih­res tra­di­ti­ons­rei­chen Fest­spiel­cho­res zu kämp­fen. Die ge­plan­te Re­du­zie­rung die­ses Aus­nah­me­klang­kör­pers um 40 Pro­zent wäre ein Ar­muts­zeug­nis für die­ses in­ter­na­tio­nal re­nom­mier­te Fes­ti­val. Wag­ners Opern in Bay­reuth künf­tig mit ei­nem aus­ge­dünn­ten Chor­klang zu mu­si­zie­ren, wird dem be­son­de­ren We­sen sei­ner Mu­sik in kei­ner Wei­se ge­recht. Zu­dem wür­de mit der Stel­len­re­duk­ti­on vor al­lem für vie­le ex­zel­len­te frei­schaf­fen­de Sän­ge­rin­nen und Sän­ger, die bis­her im Chor ver­pflich­tet wa­ren, ein grund­le­gen­des Ein­kom­men weg­bre­chen. Die Fest­spiel­lei­tung ist in der Ver­ant­wor­tung und nach­drück­lich auf­ge­for­dert, die gro­ße po­li­ti­sche und ge­sell­schaft­li­che Un­ter­stüt­zung für die Bay­reu­ther Fest­spie­le im Sin­ne ih­res Cho­res nun zu nut­zen, um nach­hal­ti­ge, ggf. auch zu­sätz­li­che Fi­nan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten für die­sen Klang­kör­per zu akquirieren.

Hier noch der Link zum Be­richt von Mar­kus Thiel im Münch­ner Mer­kur so­wie zur cre­scen­do-Klas­sik­wo­che von Axel Brüg­ge­mann vom 27. November.