Spagat zwischen Möglichkeit und Machbarkeit

Bern­hard Lo­ges, In­ten­dant des Lan­des­thea­ters Co­burg Foto: Se­bas­ti­an Buff

Ei­gent­lich war er schon da, be­vor er im Sep­tem­ber 2018 of­fi­zi­ell sein Amt als In­ten­dant des Lan­des­thea­ters Co­burg an­ge­tre­ten hat: Bern­hard F. Lo­ges, der als Mu­sik­thea­ter­dra­ma­turg der Deut­schen Oper am Rhein Düsseldorf/​Duisburg dort zu­letzt die „Ring“-Neuinszenierung mit be­treu­te, pen­del­te be­reits in der In­te­rims­zeit häu­fig nach Ober­fran­ken. In­zwi­schen ist er rich­tig an­ge­kom­men. Und spricht auf un­se­re Ein­la­dung  am 19. März um 19.30 Uhr im Ho­tel Bam­ber­ger Hof über Ak­tu­el­les zur Ge­ne­ral­sa­nie­rung und über sei­ne Plä­ne. Der Ein­tritt zum Vor­trag ist frei, Nicht-Mit­glie­der sind will­kom­men. Zur Ein­stim­mung vor­ab ha­ben wir fünf Fra­gen an ihn gestellt:

Ha­ben Sie Ih­ren Ent­schluss, in Co­burg In­ten­dant zu wer­den, ins­ge­heim schon mal bereut?
Bern­hard F. Lo­ges: Nein, denn ich habe hier ein groß­ar­ti­ges Team, mit dem ge­mein­sam an Spiel­plan und Zu­kunft des Thea­ters zu ar­bei­ten eine Freu­de ist. Au­ßer­dem ist Co­burg eine thea­ter­be­geis­ter­te Stadt in der eine le­ben­di­ge Aus­ein­an­der­set­zung mög­lich ist und die Men­schen ihr Lan­des­thea­ter nicht nur räum­lich im Zen­trum der Stadt sehen.

Was brennt Ih­nen mo­men­tan am meis­ten un­ter den Nägeln?
Lo­ges: Na­tür­lich die Ge­ne­ral­sa­nie­rung und der Um­zug ins Glo­be für die­se Zeit. Das ist eine kom­ple­xe De­bat­te, die ziel­füh­rend und sach­lich ge­führt wer­den muss, wo­bei uns die Un­ter­stüt­zung der Co­bur­ger Wirt­schaft, spe­zi­ell der Glo­be GmbH aus Bro­se, Kae­ser und HUK eine gro­ße Hil­fe ist. – Auch die­ses En­ga­ge­ment für Kul­tur ist nicht selbst­ver­ständ­lich und ein Grund ger­ne in Co­burg zu sein.

War­um sind Thea­ter­sa­nie­run­gen heu­te ge­ne­rell schwierig?
Lo­ges: Sie müs­sen zahl­rei­che Fak­to­ren be­rück­sich­ti­gen, ei­nen Spa­gat zwi­schen Mög­lich­keit und Mach­bar­keit fin­den und kom­ple­xe Sach­ver­hal­te ei­ner brei­ten Öf­fent­lich­keit ver­ständ­lich dar­le­gen. Ge­ra­de in Zei­ten ein­fa­cher Wahr­hei­ten ist das eine be­son­de­re Aufgabe.

Und ei­nen neu­en Ge­ne­ral­mu­sik­di­rek­tor müs­sen Sie auch noch finden …
Lo­ges: Ro­land Klut­tig ver­lässt uns zur Spiel­zeit 2020/21. Er ist zum GMD der Oper Graz be­ru­fen wor­den und per­sön­lich freue ich mich sehr für ihn. Na­tür­lich be­dau­re ich sei­nen Weg­gang, da ich ihn als in­spi­rier­ten und zu­ver­läs­si­gen Part­ner hier in Co­burg er­le­be, aber nach zehn au­ßer­or­dent­lich er­folg­rei­chen Jah­ren ist die Ge­le­gen­heit an ei­nem der re­nom­mier­tes­ten ös­ter­rei­chi­schen Opern­häu­ser eine neue Her­aus­for­de­rung an­zu­ge­hen, fol­ge­rich­tig. – Für ein ge­re­gel­tes Ver­fah­ren ha­ben wir nun ge­nug Zeit und ich bin an­ge­sichts des Re­nom­mees un­se­res Or­ches­ters über­zeugt, dass wir ge­nü­gend In­ter­es­sen­ten ha­ben und ei­nen ad­äqua­ten Nach­fol­ger fin­den werden.

Wel­ches Zi­tat der Wag­ner­fi­gur Loge fällt Ih­nen spon­tan ein?
Lo­ges: „Nicht mü­ßig war ich, wie man­cher hier; der lügt, wer läs­sig mich schilt!“

Zur Per­son: Bern­hard F. Lo­ges wur­de 1980 in der Nähe von Aa­chen ge­bo­ren, war schon als Kind und Ju­gend­li­cher über­aus thea­ter- und opern­af­fin. Ne­ben sei­ner prak­ti­schen Thea­ter­ar­beit in der frei­en Sze­ne, ne­ben Re­gie- und Dra­ma­tur­gie­as­sis­ten­zen in Schau­spiel und Oper und ers­ten Er­fah­run­gen in Lei­tungs­po­si­tio­nen stu­dier­te der mit meh­re­ren Sti­pen­di­en aus­ge­zeich­ne­te Kul­tur­ma­na­ger Thea­ter­wis­sen­schaft, Alte Ge­schich­te und Kom­pa­ra­tis­tik in Bo­chum und pro­mo­vier­te un­ter dem Ti­tel „Hei­li­ger Wahn­sinn auf der Büh­ne“ über die Be­deu­tung hys­te­ri­scher Frau­en in der Oper. Von 2009 bis 2018 wirk­te als Mu­sik­dra­ma­turg an der Deut­schen Oper am Rhein Düs­sel­dorf Duis­burg, wo er mehr als 30 Pro­duk­tio­nen be­treu­te, Ur­auf­füh­run­gen in­iti­ier­te und für eine Ko­ope­ra­ti­ons­rei­he mit den Opern Bonn und Dort­mund ver­ant­wort­lich war.

P.S. Bei der Ge­le­gen­heit sei noch­mals dar­auf hin­ge­wie­sen, dass „Pe­ter Gri­mes“ in Co­burg ein Muss für je­den Opern­freund ist. Un­be­dingt hin­fah­ren! Sie­he Beers Blog: In­ten­si­ve Nähe im See­len­sturm.