Nein, das ist kein Faschingsscherz: Unser nächster Vortrag findet am Faschingsdienstag statt. Ursula Oehme aus Leipzig spricht am Dienstag, 25. Februar 2020 um 19.30 Uhr im Hotel Bamberger Hof über den wohl am wenigsten bekannten Lebensabschnitt Richard Wagners.
Am 22. Mai 1813 in eine kinderreiche Leipziger Familie hineingeboren, war Wagner schon früh von seinem Genie überzeugt und wollte bereits mit fünfzehn Jahren berühmt werden, um die ungeliebte Schule verlassen zu können. Anhand von eigenen Lebenszeugnissen, Dokumenten der Nikolaischule, Tagebucheintragungen, Theaterzetteln und Gewandhausprogrammen zeichnet die Kulturwissenschaftlerin Ursula Oehme die erstaunliche Entwicklung des schlechten Schülers zum Dichterkomponisten nach. In Leipzig, der Messestadt von europäischem Rang, erlebte der eigenwillige Jugendliche Konzert- und Theateraufführungen, die ihn begeisterten, entschloss sich, Musiker zu werden, fand Menschen, die ihn dabei unterstützten, und genoss die Ermutigung durch Publikum und Kritik bei der Aufführung erster eigener Werke in Theater und Gewandhaus.
Zur Person: In einem musischen Elternhaus aufgewachsen, machte Ursula Oehme schon zeitig mit der Oper Bekanntschaft. Ihr Vater, ein Wagnerianer, war als Kämmerer bei der Stadt Erfurt beschäftigt, und es gab für sie als Kind nichts Schöneres, als im Rathaus die Wandgemälde zu bestaunen, zu denen auch das Schicksal von Tannhäuser gehört. Zum Studium der Kulturwissenschaften und Germanistik nach Leipzig gekommen, zählte hier besonders das Erlebnis der bis heute gültigen „Ring“-Inszenierung von Joachim Herz zu den herausragenden Opernereignissen. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Publikationen im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig konnte sie die umfangreiche Wagner-Sammlung schon früh für intensive Forschungen zu Richard Wagner, seiner Familie und seinem Umfeld nutzen. 2008 erschien als erste Veröffentlichung der Stadtrundgang „Wagnerwege in Leipzig“ im Auftrag des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig (2. Aufl. 2011), anlässlich des Wagner-Jubiläums 2013 mit dem Buch „Richard Wagner und Leipzig“ eine leidenschaftlich-kritische Hommage an den Dichterkomponisten. Im selben Jahr trat sie als Mitherausgeberin und Autorin des Bild-Text-Bandes „Richard Wagner in Mitteldeutschland“ in Erscheinung. Zu den Wagner-Festtagen Leipzig 2015 entstand das Zwei-Personen-Stück „Lovestory ohne Happy End“ über die Liebe zwischen Wagner und Mathilde Wesendonck, das mehrmals aufgeführt wurde und in dem sie die Rolle von Mathildes Freundin Eliza Wille übernahm. Ihre Entdeckung des Grabes von Richard Wagners Vater war Anlass für die Publikation „Die Ruhestätten der Familie Wagner auf dem Alten Johannisfriedhof zu Leipzig“ 2016, die sich auch den Lebensgeschichten der anderen in Leipzig bestatteten Familienmitglieder widmet. Erstmals wird auch die nahezu abenteuerliche Geschichte der Gräber und des Denkmals von Mutter und Schwester Rosalie geschildert. Mit Stadtrundgängen, Vorträgen und Lesungen hält Ursula Oehme die Erinnerung an Richard Wagners Zeit in seiner Geburtsstadt Leipzig wach. Wie lebendig sie das macht, konnten die Teilnehmer unserer Fahrt zur Leipziger „Tannhäuser“-Inszenierung im Mai 2018 erfahren. Es wird garantiert nicht nur ein informativer, sondern auch ein amüsanter Abend, denn die Referentin kann und will ihr sächsisches Idiom nicht verleugnen.
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