Korrigierter Musikdirektor

Chris­ti­an Thie­le­manns Wort­mel­dung zur Er­kran­kung von Fest­spiel­lei­te­rin Ka­tha­ri­na Wag­ner im ös­ter­rei­chi­schen News-Ma­ga­zin wird of­fi­zi­ell dementiert.

Chris­ti­an Thie­le­mann (rechts) mit Wal­traud Mei­er und Gün­ter Groiss­böck beim Fest­akt zu Wolf­gang Wag­ners 100. Ge­burts­tag am 24. Juli 2019 im Fest­spiel­haus Foto: © En­ri­co Nawrath

Ganz ak­tu­ell kam heu­te Mit­tag eine neue Mel­dung auf BR Klas­sik, wo­nach das, was Di­ri­gent Chris­ti­an Thie­le­mann im In­ter­view mit Heinz Sichrovs­ky vom ös­ter­rei­chi­schen News-Ma­ga­zin er­zählt hat, of­fen­bar doch nicht als gut in­for­miert ein­zu­ord­nen ist. Un­ter dem Ti­tel „Ein Welt­meis­ter im stum­men Hoch­be­trieb“ er­schien der News-Ar­ti­kel on­line am 8. Mai und lös­te zu­nächst Er­leich­te­rung aus: „Sie ist noch in Be­hand­lung, aber auf dem Weg der Bes­se­rung. Sie hat kei­ne schwe­re Krank­heit, es war nur ein Aus­ru­fe­zei­chen. Sie hat­te wohl Glück“, zi­tier­te der Au­tor Thie­le­mann. Dem ha­ben nun die Bay­reu­ther Fest­spie­le, wie der Baye­ri­sche Rund­funk mel­det, „aus­drück­lich im Na­men und mit Zu­stim­mung von Chris­ti­an Thie­le­mann und der Fest­spiel­lei­tung“ of­fi­zi­ell wi­der­spro­chen. Frau Prof. Wag­ner sei nach wie vor schwer er­krankt und wer­de bis auf wei­te­res ihre Tä­tig­keit nicht wie­der auf­neh­men kön­nen. On­line hat News al­ler­dings bis­her kei­ne ent­spre­chen­de Rich­tig­stel­lung gebracht.

Um die Sa­che ein­zu­ord­nen, lohnt sich viel­leicht der Hin­weis, dass vom Fest­spiel-Mu­sik­di­rek­tor zur of­fi­zi­el­len Ab­sa­ge des Bay­reu­ther Fest­spiel­som­mers 2020 vor fast sechs Wo­chen kein ein­zi­ges Wort zu hö­ren war. Dass Thie­le­mann heu­er oh­ne­hin nur vier der ins­ge­samt sechs „Lohengrin“-Aufführungen di­ri­giert hät­te so­wie im Dis­kurs-Rah­men­pro­gramm das für den Vor­abend der Fest­spiel­eröff­nung ge­plan­te Kon­zert des Bun­des­ju­gend­or­ches­ters mit der Sym­pho­nie Nr. 13 von Dmi­t­ri Schost­a­ko­witsch, stand schon län­ger fest. Aber wäre das nicht ein biss­chen we­nig gewesen?

In sei­nem jüngs­ten Kom­men­tar „Re­le­vanz statt Ar­ro­ganz“ im Mu­sik­ma­ga­zin Cre­scen­do schreibt Ka­tha­ri­na Wag­ners Jour­na­lis­ten­freund Axel Brüg­ge­mann, dass Chris­ti­an Thie­le­manns Mu­sik­di­rek­to­ren­zeit in Bay­reuth sich wohl ih­rem Ende zu­nei­ge. Tat­säch­lich hat bis dato nie­mand et­was von der Ver­län­ge­rung sei­nes Ver­trags ge­hört, der im Som­mer 2020 aus­lau­fen müss­te. Im Juli 2019 hat­te Thie­le­mann im dpa-In­ter­view dazu noch ge­sagt: „Wenn es nach mir geht, soll das ger­ne so wei­ter ge­hen. Ich mag auch die Ge­gend hier so gern – und man isst hier so gut.“ Zu­min­dest die Bay­reu­ther Ho­tel­le­rie und Gas­tro­no­mie dürf­te er ge­ballt hin­ter sich ha­ben, nach­dem er im News-In­ter­view auch noch ver­kün­det hat, dass er die­sen Som­mer in Bay­reuth Ur­laub ma­chen und im lee­ren Or­ches­ter­gra­ben über sei­nen Be­ruf nach­den­ken wol­le. Ob der „Welt­meis­ter im stum­men Hoch­be­trieb“ jetzt nicht auch dar­über nach­sinnt, dass er bes­ser stumm ge­blie­ben wäre?

Nach­trag vom 15. Mai (aus: Kos­ten­lo­se Opern­streams mit Ta­ges­tipp und Links) zum Ar­ti­kel von Ka­tha­ri­na Wag­ners Jour­na­lis­ten­freund Ma­nu­el Brug in der Welt: So sehr man ihm zu­stim­men mag, dass die Fest­spiel­lei­te­rin ein „Recht auf Krank­sein“ habe, so sehr fällt in sei­ner Ab­rech­nung mit der Ge­rüch­te­kü­che, in der er sonst selbst ger­ne  mit­mischt, auf, dass er es mit den Quel­len und ih­rer Na­mens­nen­nung nicht ge­nau ge­nug nimmt. Dass es bei­spiels­wei­se die Bild-Zei­tung war, die sich in dem Zu­sam­men­hang die größ­ten Ge­schmack­lo­sig­kei­ten ge­leis­tet hat, ist bei ihm nicht zu er­fah­ren. Na klar, ist der­sel­be Me­di­en-Kon­zern, bei dem auch Brug be­schäf­tigt ist! Im­mer­hin nimmt er sich die Frei­heit her­aus, Chris­ti­an Thie­le­mann, der mit Sprin­ger-Chef Mat­thi­as Döpf­ner be­freun­det ist, „die Fake News von der gu­ten Er­ho­lung Ka­tha­ri­na Wag­ners“ um die Oh­ren zu hau­en. Und ver­dient ein Son­der­lob für den Ne­ben­satz, dass Thie­le­manns „In­ter­view­äu­ße­run­gen auch bis­her im­mer auf ih­ren Wahr­heits­ge­halt zu über­prü­fen wa­ren“. Punkt.

Ka­tha­ri­na Wag­ner beim Fest­akt zum 100. Ge­burts­tag ih­res Va­ters Wolf­gang Wag­ner am 24. Juli 2019 im Bay­reu­ther Fest­spiel­haus Foto: © En­ri­co Nawrath