Gelächter und Wut

Bar­rie Kos­ky hat sich aus­führ­lich zum Stra­ßen­na­men-Dos­sier des Ber­li­ner An­ti­se­mi­tis­mus-Be­auf­trag­ten ge­äu­ßert, in dem un­ter an­de­rem emp­foh­len wird, den Ri­chard-Wag­ner-Platz umzubenennen.

Bar­rie Kos­ky bei der Pres­se­kon­fe­renz der Bay­reu­ther Fest­spie­le 2017 – Foto: ©Bay­reu­ther Festspiele/​Jörg Schulze

Die schon län­ger in vie­len Städ­ten, dar­un­ter Mün­chen und Ber­lin, an­ge­dach­te oder schon prak­ti­zier­te kri­ti­sche Hin­ter­fra­gung von Stra­ßen­na­men geht auch Wag­ne­ria­ner (und Nicht-Wag­ne­ria­ner) kon­kret an. Schließ­lich hat das Münch­ner Stadt­ar­chiv in jah­re­lan­gen Re­cher­chen eine Lis­te er­ar­bei­tet, auf der rund 330 Stra­ßen­na­men ste­hen, die zu­min­dest ein er­klä­ren­des Schild be­kom­men soll­ten. Bei im­mer­hin 45, er­klär­te Ende Sep­tem­ber 2021 der His­to­ri­ker An­dre­as Heus­ler, habe sich so­gar er­höh­ter Dis­kus­si­ons­be­darf er­ge­ben – dar­un­ter die Ri­chard-Wag­ner-Stra­ße, die Mottl-, Pfitz­ner und Ri­chard-Strauss-Stra­ße. Die De­bat­te dazu in der Lan­des­haupt­stadt hat be­gon­nen, über mög­li­che  Um­be­nen­nun­gen wird letzt­lich der Münch­ner Stadt­rat ent­schei­den, vor­aus­sicht­lich ge­gen Jahresende.

Um­fang­reich ist auch die Lis­te, die Sa­mu­el Salz­born, der Ber­li­ner An­ti­se­mi­tis­mus-Be­auf­trag­te in Auf­trag ge­ge­ben hat. Der His­to­ri­ker Fe­lix Sass­manns­hau­sen schlägt in die­ser Lis­te für die Bun­des­haupt­stadt fast 100 von ins­ge­samt 290 Stra­ßen­na­men zur Um­be­nen­nung vor, dar­un­ter der Ri­chard-Wag­ner-Platz in der Nähe der Deut­schen Oper Ber­lin, der auch eine U-Bahn-Hal­te­stel­le ist. In ei­nem le­sens­wer­ten In­ter­view der Ber­li­ner Zei­tung hat sich jetzt auch Bar­rie Kos­ky, In­ten­dant der Ko­mi­schen Oper Ber­lin und „Meistersinger“-Regisseur von 2017 bis 2021 in Bay­reuth, dazu ge­äu­ßert. Den Na­men Ri­chard Wag­ners von Plät­zen und Stra­ßen zu til­gen, hält Kos­ky schlicht­weg für lä­cher­lich: „Mei­ne ers­te Re­ak­ti­on“, er­klärt er der In­ter­viewe­rin Su­san­ne Lenz, „war wirk­lich schal­len­des Ge­läch­ter. Das kommt mir vor, als sei das aus ei­nem Film von Mel Brooks dar­über, wie der Deut­sche im 21. Jahr­hun­dert mit Ri­chard Wag­ner und An­ti­se­mi­tis­mus um­ge­hen soll. Mei­ne zwei­te Re­ak­ti­on war Wut.“ Es lohnt sich, das kom­plet­te In­ter­view zu lesen.