Vor 20 Jahren wurde der Richard-Wagner-Verband Bamberg wieder gegründet. Wir feiern das mit einem attraktiven Jubiläumsprogramm. Hier das erste Halbjahr.
Der 1950 gegründete und nach ein paar Jahrzehnten eingeschlafene Richard-Wagner-Verband Bamberg wurde vor zwanzig Jahren von Ingrid Huther-Thor und einer kleinen hiesigen Wagnerianerschar wieder erweckt. Ehrengast bei der Wiedergründung am 13. Mai 2003 war Wagner-Enkel und Festspielleiter Wolfgang Wagner. Wir feiern unseren 20. Geburtstag mit einem außergewöhnlichen Programm und einem spektakulären Jubiläums- und Stipendiatenkonzert. Die Termine im einzelnen:
Wagners Lieblings-Heroine
Mittwoch, 11. Januar 2023, 19:30 Uhr, KUFA-Saal, Bamberg, Ohmstraße 3
Eine zentrale Inspirationsquelle für Wagner war Wilhelmine Schröder-Devrient. Dieser außergewöhnlichen Künstlerin nähert sich Anno Mungen, Professor der Universität Bayreuth und Leiter des Forschungsinstituts für Musiktheater in Thurnau (FIMT), in seinem Vortrag über drei Felder: Sie war eine bedeutende und schulbildende Sängerin, welche die schauspielerische Darstellung in das Opernsingen einbezog und damit während ihrer aktiven Zeit Begeisterungsstürme beim Publikum auslöste. Als Genie gefeiert, überschritt sie nicht nur hier eine Grenze, sondern agierte auch politisch, als sie sich am Mai-Aufstand in Dresden 1849 beteiligte. Wagner komponierte mehrere Rollen für sie und ließ sie sogar über dem Eingang der Villa Wahnfried in Bayreuth verewigen. Der Eintritt zum Vortrag in Kooperation mit der Kulturfabrik ist frei.
Wagners Kompositionswerkstatt
Donnerstag, 16. Februar 2023, 19:30 Uhr, KUFA-Saal, Bamberg, Ohmstraße 3
In seinem Vortrag „Das Theater der Wagnerzeit und ein Blick in seine Kompositionswerkstatt“ zeigt Martin Knust auf, dass im Zentrum von Wagners Denken und künstlerischen Handeln stets konkret die Theaterbühne stand. Der Musikwissenschaftler und Dozent an der Linnéuniversität im schwedischen Växjö rekonstruiert zunächst die szenische Realität, für die Wagner schuf. Nicht nur die Gebärden, sondern auch der Wortvortrag in Theater und Oper waren deutlich anders als heute. Beim anschließenden Blick in Wagners Skizzen und Schaffensstrategien zeigt sich, dass seine Kompositionen weniger symphonische Werke mit szenischer Verkörperung der Musik sind als in Töne gesetzte Anweisungen für seine Sänger und Sängerinnen in Aussprache und Darstellung. Der Eintritt zum Vortrag in Kooperation mit der Kulturfabrik ist frei.
„Siegfried“-Premiere in Coburg
Sonntag, 12. März 2023, 17:00 Uhr, Landestheater Coburg, Großes Haus
Wer die ersten beiden Teile dieser „Ring“-Neuinszenierung – „Das Rheingold“ und „Die Walküre“ – erlebt hat, wird bei „Siegfried“ unter GMD Daniel Carter nicht fehlen. Was Regisseur und Bühnenbildner Alexander Müller-Elmau sich hat einfallen lassen, ist insgesamt überzeugend. Alles findet in einem Theater-Museum statt, mit Vitrinen, Fund- und Versatzstücken, teils mythisch angehaucht, teils mit Zitaten aus anderen Umsetzungen, mit offenen Umbauten auf der Bühne – und mit ein paar Besuchern samt Klappstühlen, deren Präsenz aber nicht immer einleuchtet. Die Protagonisten sind intensiv, psychologisch und dramaturgisch folgerichtig geführt und in ihren Kostümen im Theater-Mythos, in der Gegenwart und in der spezifischen Ästhetik der Inszenierung zugleich verankert. Für unsere Gruppe organisieren wir Mitfahrgelegenheiten. Restkarten-Buchung (70 Euro) nur für Mitglieder unter anmeldung-rwv-bamberg@t-online.de
Wieland Wagners Weg zum Raum- und Lichtkünstler
Dienstag, 14. März 2023, 19:30 Uhr, KUFA-Saal, Bamberg, Ohmstraße 3
In ihrem Vortrag stellt Nike Wagner, Wagner-Urenkelin, Kulturwissenschaftlerin und Intendantin, die künstlerische Entwicklung ihres Vaters Wieland Wagner (1917–1966) in den Kontext der Klassischen Moderne und beleuchtet seine Neubayreuther Ära. Die Theater-Reformen der frühen Moderne und der Sezession gingen an Bayreuth weitgehend vorbei, bis dort Alfred Roller 1934 „Parsifal“ inszenierte. Von da an taten sich Einflüsse und Anregungen für den bildnerisch begabten Wagner-Enkel und künftigen Szeniker auf, die uns helfen, die schnell wieder vergessene Ablehnung und die überwältigenden Erfolge der neuen Bayreuther Stilepoche zwischen 1951 und 1966 zu verstehen. Darüber hinaus wird Nike Wagner sich auch zum aktuellen Regietheater äußern. Der Eintritt zum Vortrag in Kooperation mit der Kulturfabrik ist frei, aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung unter anmeldung-rwv-bamberg@t-online.de erbeten.
„Lohengrin“-Derniere in Chemnitz
Sonntag, 2. April 2023, 16:00 Uhr, Theater Chemnitz, Opernhaus
Endlich können wir die fürs erste Halbjahr 2020 geplante Busfahrt zum Chemnitzer „Lohengrin“ nachholen, punktgenau zur prominent besetzten letzten Vorstellung unter GMD Guillermo García Calvo mit Benjamin Bruns in der Titelrolle und Stéphanie Müther als Ortrud. Auch nach aktuellem Stand ist die Inszenierung von Juan Anton Rechi, die auf einem apokalyptischen Rummelplatz spielt, unbedingt sehenswert. Die noch nicht abgewrackte Achterbahn ist ein vorzüglicher Spielraum, in dem das Scheitern der „Lohengrin“-Figuren sich mit eindringlich-trauriger Logik und – bis hin zum Schwan! – ästhetisch stimmig vollzieht. Dass das Geschehen um den erhofften Heilsbringer in einer orientierungslos gewordenen, geschlossenen Gesellschaft abläuft, spiegelt auch deren Alltags- und historisierende Arbeitskleidung. Restkarten (Eintritt und Fahrt 145 €) nur für Mitglieder unter anmeldung-rwv-bamberg@t-online.de
„Ring“-Dirigent Daniel Carter im Gespräch mit Bernhard Loges
Dienstag, 11. April 2023, 19:30 Uhr, KUFA-Saal, Bamberg, Ohmstraße 3
Dass die Neuproduktion der „Ring“-Tetralogie am Landestheater Coburg keine einfache Sache werden würde, war von vornherein klar. Nicht nur wegen Corona war das im Oktober 2019 gestartete, im April 2022 und im März 2023 fortgesetzte Projekt eine besondere künstlerische und organisatorische Herausforderung: Es musste sowohl für das sanierungsbedürftige Theater als auch für den noch nicht bezugsfertigen Globe-Ersatzbau geplant werden. Was der „Ring“ an einem kleinen Haus wie Coburg in Hinblick auf die musikalische Leitung bedeutet, erfahren wir aus erster Hand. Intendant Bernhard F. Loges wird dazu ausführlich den aus Australien stammenden Dirigenten Daniel Carter befragen, der seit 2021 Generalmusikdirektor in Coburg ist. Der Eintritt zum Gesprächsabend in Kooperation mit der Kulturfabrik ist frei.
Tuba satt: Jubiläums- und Stipendiatenkonzert
Sonntag, 14. Mai 2023, 19:00 Uhr, Irmler-Saal, Bamberg, Erba-Park, An der Weberei 5
Je zwei auf einen Streich: Wolfgang Vögele, Tuba-Spieler und Stipendiat des RWV Bamberg im Jahr 2022, und Hans Hoppe, Pianist und einer unserer Stipendiaten in 2023, präsentieren sich mit zwei renommierten Mitgliedern der Bamberger Symphoniker in einem Konzert: Heiko Triebener, ein langjähriger Tuba-Mentor für Vögele, Christoph Eß an der Wagnertuba und ein Überraschungsgast sind mit von der Partie bei dem spannenden und vielseitigen Programm mit und ohne und um Richard Wagner. Vom Solo über Duette bis hin zum Trio und zur Quartettliteratur wird das goldene Blech in all seinen Facetten virtuos präsentiert – und das Klavier setzt nicht nur als Begleiter seine Akzente. Für das Konzert in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Musikpädagogik & Musikdidaktik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg ist aus organisatorischen Gründen eine verbindliche Anmeldung unter anmeldung-rwv-bamberg@t-online.de erforderlich. Der Eintritt ist frei, Spenden für künftige Stipendien erbeten.
„Ring“-Regisseur Valentin Schwarz im Gespräch mit Frank Piontek
Dienstag, 6. Juni 2023, 19:30 Uhr, KUFA-Saal, Bamberg, Ohmstraße 3
Die umstrittene Bayreuther „Ring“-Neuinszenierung von Valentin Schwarz hat vor allem ein Kritiker radikal positiv aufgenommen: Frank Piontek, den man auch in Bamberg nicht nur als Wagner-Experten kennt. Ende August 2022 führte er in Bayreuth erstmals ein öffentliches Gespräch mit dem „Ring“-Regisseur, die erste Fortsetzung gibt es jetzt bei uns. Der dann 34-jährige österreichische Szeniker wird dabei über seine Herangehensweise an Wagner, über die Schwierigkeiten im Vorfeld, über sein Konzept, Reaktionen und viele Details berichten. Und vor allem darüber, dass und wie er heuer die Möglichkeiten der „Werkstatt Bayreuth“ nutzen wird – frei nach dem Motto: „Einen Endpunkt gibt es nicht, die ständige Transformation ist ein wesentlicher Teil des Musiktheaters.“ Der Eintritt zum Gesprächsabend in Kooperation mit der Kulturfabrik ist frei, aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung unter anmeldung-rwv-bamberg@t-online.de erbeten.
Termin- und Preisänderungen vorbehalten. Bitte informieren Sie sich vor den Veranstaltungen nochmals zeitnah auf unserer Homepage.
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