Christian Thielemanns Wortmeldung zur Erkrankung von Festspielleiterin Katharina Wagner im österreichischen News-Magazin wird offiziell dementiert.
Ganz aktuell kam heute Mittag eine neue Meldung auf BR Klassik, wonach das, was Dirigent Christian Thielemann im Interview mit Heinz Sichrovsky vom österreichischen News-Magazin erzählt hat, offenbar doch nicht als gut informiert einzuordnen ist. Unter dem Titel „Ein Weltmeister im stummen Hochbetrieb“ erschien der News-Artikel online am 8. Mai und löste zunächst Erleichterung aus: „Sie ist noch in Behandlung, aber auf dem Weg der Besserung. Sie hat keine schwere Krankheit, es war nur ein Ausrufezeichen. Sie hatte wohl Glück“, zitierte der Autor Thielemann. Dem haben nun die Bayreuther Festspiele, wie der Bayerische Rundfunk meldet, „ausdrücklich im Namen und mit Zustimmung von Christian Thielemann und der Festspielleitung“ offiziell widersprochen. Frau Prof. Wagner sei nach wie vor schwer erkrankt und werde bis auf weiteres ihre Tätigkeit nicht wieder aufnehmen können. Online hat News allerdings bisher keine entsprechende Richtigstellung gebracht.
Um die Sache einzuordnen, lohnt sich vielleicht der Hinweis, dass vom Festspiel-Musikdirektor zur offiziellen Absage des Bayreuther Festspielsommers 2020 vor fast sechs Wochen kein einziges Wort zu hören war. Dass Thielemann heuer ohnehin nur vier der insgesamt sechs „Lohengrin“-Aufführungen dirigiert hätte sowie im Diskurs-Rahmenprogramm das für den Vorabend der Festspieleröffnung geplante Konzert des Bundesjugendorchesters mit der Symphonie Nr. 13 von Dmitri Schostakowitsch, stand schon länger fest. Aber wäre das nicht ein bisschen wenig gewesen?
In seinem jüngsten Kommentar „Relevanz statt Arroganz“ im Musikmagazin Crescendo schreibt Katharina Wagners Journalistenfreund Axel Brüggemann, dass Christian Thielemanns Musikdirektorenzeit in Bayreuth sich wohl ihrem Ende zuneige. Tatsächlich hat bis dato niemand etwas von der Verlängerung seines Vertrags gehört, der im Sommer 2020 auslaufen müsste. Im Juli 2019 hatte Thielemann im dpa-Interview dazu noch gesagt: „Wenn es nach mir geht, soll das gerne so weiter gehen. Ich mag auch die Gegend hier so gern – und man isst hier so gut.“ Zumindest die Bayreuther Hotellerie und Gastronomie dürfte er geballt hinter sich haben, nachdem er im News-Interview auch noch verkündet hat, dass er diesen Sommer in Bayreuth Urlaub machen und im leeren Orchestergraben über seinen Beruf nachdenken wolle. Ob der „Weltmeister im stummen Hochbetrieb“ jetzt nicht auch darüber nachsinnt, dass er besser stumm geblieben wäre?
Nachtrag vom 15. Mai (aus: Kostenlose Opernstreams mit Tagestipp und Links) zum Artikel von Katharina Wagners Journalistenfreund Manuel Brug in der Welt: So sehr man ihm zustimmen mag, dass die Festspielleiterin ein „Recht auf Kranksein“ habe, so sehr fällt in seiner Abrechnung mit der Gerüchteküche, in der er sonst selbst gerne mitmischt, auf, dass er es mit den Quellen und ihrer Namensnennung nicht genau genug nimmt. Dass es beispielsweise die Bild-Zeitung war, die sich in dem Zusammenhang die größten Geschmacklosigkeiten geleistet hat, ist bei ihm nicht zu erfahren. Na klar, ist derselbe Medien-Konzern, bei dem auch Brug beschäftigt ist! Immerhin nimmt er sich die Freiheit heraus, Christian Thielemann, der mit Springer-Chef Matthias Döpfner befreundet ist, „die Fake News von der guten Erholung Katharina Wagners“ um die Ohren zu hauen. Und verdient ein Sonderlob für den Nebensatz, dass Thielemanns „Interviewäußerungen auch bisher immer auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen waren“. Punkt.
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