Christian Thielemann, der Musikdirektor der Bayreuther Festspiele, hat sich schon wieder in die Nesseln gesetzt. Diesmal mit einer Unterschrift, die er erst gegeben und dann „zurückgezogen“ hat.
Gerade erst waren seine Interviewäußerungen zur schweren Erkrankung von Katharina Wagner – wie soll man sagen? – letztlich erklärungsbedürftig. Und schon wieder hat Christian Thielemann, der Musikdirektor der Bayreuther Festspiele, daneben gegriffen. Diesmal nicht verbal, sondern schriftlich. Indem er eine Petition von Uwe Tellkamp für Jörg Bernig erst unterschrieben, aber dann „zurückgezogen“ hat. Bernig ist der umstrittene, zunächst gewählte, von der nach Protesten anberaumten zweiten Wahl zurückgetretene Kulturamtsleiter von Radebeul.
Worum es dabei in Hinblick auf Christian Thielemann genau geht, kann jeder hier nachlesen: nachrichtlich beim MDR und kommentierend in Crescendo. Thielemann begibt sich ohne Not immer wieder auf ein Glatteis, das einem Bayreuther Musikdirektor des 21. Jahrhunderts nicht gerade gut ansteht. Natürlich wird er nicht für seine Gesinnung bezahlt, sondern dafür, dass er notfalls einspringt. Ist immerhin zuletzt 2019 passiert, als Valery Gergiev wegen eines Todesfalls im engsten Familienkreis einmal als „Tannhäuser“-Dirigent ausfiel. Aber 2017, als Hartmut Haenchen krankheitshalber die „Parsifal“-Vorstellung am 5. August nicht leiten konnte, beispielsweise nicht. Marek Janowski, damals 78 Jahre alt, musste einspringen, nachdem er am 3. August mit der „Götterdämmerung“ gerade erst den anstrengenden ersten „Ring“-Zyklus vollendet hatte. Ein Blick auf den Festspiel-Terminkalender zeigt warum. Wahrscheinlich wollte der zwanzig Jahre jüngere Musikdirektor Thielemann sein 150. Bayreuth-Dirigat nicht als Einspringer, sondern – wie vorher geplant – mit der von ihm einstudierten „Tristan“-Aufführung am 6. August 2017 feiern.
Aus sehr gut unterrichteten Kreisen in Bayreuth ist übrigens zu hören, dass die Festspiele, um nach der Absage nicht ganz abseits zu stehen, planen, um den üblichen Eröffnungstermin am 25. Juli herum heuer ein paar Konzerte im Festspielhaus durchzuführen. Christian Thielemann, der nach entsprechenden Interviewäußerungen ohnehin in Bayreuth sein dürfte, soll dirigieren. Aber inzwischen haben wir ja gelernt, dass man seine Worte nicht unbedingt auf die Goldwaage legen sollte …
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