Beim RWV Nürnberg stehen demnächst zwei empfehlenswerte Vorträge an: Nike Wagner, die ihrer Urgroßmutter sehr ähnelt, spricht über ihren Vater Wieland, Sabine Zurmühl über Clan-Mutter Cosima Wagner.
Sie waren teils schon mehrfach zu Veranstaltungen bei uns, aber man kann von diesen beiden natürlich nie genug haben: Am 22. Oktober um 15 Uhr wird Wagner-Urenkelin Nike Wagner im Spiegelsaal von
(Anrufbeantworter).
Die „klassische Moderne“ war vornehmlich eine bildkünstlerische, immer auf ein Zusammenwirken aller Kunstbereiche ausgerichtet, von Musik und Raum, Farbe und Material, Bewegung und Licht. Wieland Wagner hat als Maler und Fotograf angefangen und seine Begabungen auf dem bildnerischen Sektor hat er – als Erbe und Enkel - im Rahmen des wagnerschen Musikdramas ausleben können. Den Theater-Reformbewegungen der frühen Moderne um Adolphe Appia, und Gordon Craig hatte Großmutter Cosima weitgehend abgelehnt, mit Isidora Duncan kamen aber schon Elemente des neuen Ausdruckstanzes nach Bayreuth.
Auch die sezessionistischen Bewegungen der zwanziger und frühen dreißiger Jahre, darunter das Bauhaus, wurden vom Haus Wahnfried abgelehnt. Bis – überraschenderweise - der Mitbegründer der Wiener Sezession und enge Mitarbeiter Gustav Mahlers in Wien, Alfred Roller, 1943 einen neuen „Parsifal“ in Bayreuth machen durfte. Von hier aus taten sich Einflüsse und Anregungen für Wieland Wagner auf, die uns helfen, die überwältigenden Erfolge der neuen Bayreuther Stilepoche zwischen 1951 und 1966 zu verstehen.
Zur Person Prof. Dr. Nike Wagner, geboren 1945 und aufgewachsen in Bayreuth, studierte Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft in Berlin, Chicago, Paris und Wien. Seit 1975 arbeitet Nike Wagner als freiberufliche Kulturwissenschaftlerin. Als Autorin wurde sie bekannt durch ihre Arbeiten zur Kultur- und Geistesgeschichte der europäischen Jahrhundertwende, als Kritikerin und Essayistin durch ihre Auseinandersetzung mit Richard Wagner und Bayreuth. Die Verflechtung von Familien-, Werk- und Kulturgeschichte sind Thema ihrer Publikationen »Wagnertheater« (1982) und »Traumtheater« (2001). Sie war zwischen 1985 und 1987 Mitglied des Wissenschaftskollegs zu Berlin. 1999 wurde sie Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 2012 wurde sie mit der Honorarprofessur der Pädagogischen Hochschule Heidelberg geehrt. Von 2004 – 2013 war Nike Wagner künstlerische Leiterin von »pèlerinages« Kunstfest Weimar. Von 2014 bis 2021 leitete sie die Internationalen Beethovenfeste Bonn. 2022 wurde sie für die konzeptuelle Stringenz ihrer Intendantentätigkeiten mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet.
Sabine Zurmühl: „Cosima Wagner. Ein widersprüchliches Leben“, Samstag, 5. November 2022 um 15 Uhr
Sabine Zurmühl wird an diesem Abend ihr Buch vorstellen: „Cosima Wagner. Ein widersprüchliches Leben“, erschienen 2022 im Böhlau Verlag Wien. Die Autorin – ein erstes Interview dazu finden Sie hier – wird die historische Situation dieser besonderen Frau und Theaterleiterin einordnen und in einzelnen Lesepassagen ihre Sichtweise von Cosimas Person, ihrem Verhältnis zu ihrem abwesenden Vater Liszt, ihren Gemeinsamkeiten mit Wagner und dem Wagnis Bayreuth vorstellen. Es wird danach Zeit sein für Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum.
Zur Person Sabine Zurmühl, M.A., geboren in Berlin, Studium der Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin, als freie Autorin, Kritikerin und Filmemacherin tätig für Zeitungen, Hörfunk und ARD-Fernsehen. Mitbegründerin der Zeitschrift „Courage“. Diverse Buchveröffentlichungen siehe www.sabine-zurmuehl.de. Ebenfalls als Mediatorin tätig. Frühe Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Wagnerschen Werk und Kosmos, Buchveröffentlichung u.a.: „Leuchtende Liebe – lachender Tod. Zum Tochter-Mythos Brünnhilde“ sowie zahlreiche Artikel, u.a. als Berichterstatterin der taz über die Bayreuther Festspiele.
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