Stipendiat 2023: Seraphin Maurice Lutz

Spä­tes­tens seit dem Neu­jahrs­kon­zert des Bam­ber­ger Kam­mer­or­ches­ters  ist der Kla­ri­net­tist Se­ra­phin Mau­rice Lutz vie­len Mu­sik­freun­den ein Begriff.*

Kla­ri­net­tist Se­ra­phin Mau­rice Lutz – Foto: Mat­thi­as Lutz

Sein Bay­reuth-Sti­pen­di­um kann Se­ra­phin erst heu­er end­lich an­tre­ten. Im Jahr 2020 wur­de er vor­ge­schla­gen, doch we­gen Co­ro­na fie­len be­kannt­lich die Fest­spie­le aus. 2021 war er als So­lo­kla­ri­net­tist am Staats­thea­ter Kas­sel un­ab­kömm­lich, 2022 gab es eine wei­te­re Ter­min­über­schnei­dung, weil er in Ham­burg an der Staats­oper Mit­glied in der Or­ches­ter­aka­de­mie wurde.

Der am 9. Au­gust 1998 in Bam­berg ge­bo­re­ne Se­ra­phin Mau­rice Lutz stammt aus ei­ner mu­si­ka­li­schen Fa­mi­lie. In Kla­ri­net­te er­hielt er sei­nen ers­ten Un­ter­richt im Al­ter von fünf Jah­ren von sei­nem Va­ter. Spä­ter, mit 10 Jah­ren wur­de er als Jung­stu­dent an der Hoch­schu­le für Mu­sik von Prof. Ulf Ro­den­häu­ser un­ter­rich­tet. In Kla­vier er­hielt er eben­falls mit 10 Jah­ren, als Jung­stu­dent von Prof. Ga­bri­el Ro­sen­berg, an der Hoch­schu­le für Mu­sik in Nürn­berg sei­nen Un­ter­richt. Sein Kon­zert­de­büt gab er be­reits im Al­ter von neun Jah­ren mit dem Kla­ri­net­ten­kon­zert in B-Dur von Carl Stamitz in der Kon­zert­hal­le Bamberg.

Es folg­ten wei­te­re Kon­zert­auf­trit­te als So­list mit ein­schlä­gi­gen Or­ches­tern auf Lan­des­ebe­ne, spä­ter auch in kam­mer­mu­si­ka­li­schen En­sem­bles. Von 2008-2014 war er in Kla­ri­net­te mehr­fa­cher 1. Preis­trä­ger beim Bun­des­wett­be­werb „Ju­gend mu­si­ziert“, je­weils mit Höchst­punkt­zahl. Eben­so war er in Kla­vier auf Bun­des­ebe­ne mehr­fa­cher Bun­des­preis­trä­ger. Beim Münch­ner Kla­vier­po­di­um war er mehr­fa­cher Preis­trä­ger. Es folg­ten wei­te­re na­tio­na­le und in­ter­na­tio­na­le Wett­be­wer­be. Als 2. Preis­trä­ger beim In­ter­na­tio­nal Ra­dio Com­pe­ti­ti­on Con­cer­ti­no Pra­ga in Prag spiel­te er 2014 als So­list mit dem Rund­funk­sin­fo­nie­or­ches­ter Prag das 1. Kla­ri­net­ten­kon­zert von Carl Ma­ria von We­ber im Ru­dol­finum, ein Kon­zert, das vom tsche­chi­schen Fern­se­hen live aus­ge­strahlt wur­de. 2015 war er 1. Preis­trä­ger und Ge­samt­sie­ger beim In­ter­na­tio­nal Wood­winds and Brass Com­pe­ti­ti­on Ame­ri­can Pro­te­ge in New York in Kla­ri­net­te, und im sel­ben Jahr 1. Preis­trä­ger beim glei­chen Wett­be­werb auch in Kla­vier. Hier­auf folg­te eine Ein­la­dung für ei­nen Kon­zert­auf­tritt in die Car­ne­gie Hall. Kam­mer­mu­si­ka­lisch er­hielt er den Paul Hin­de­mith Son­der­preis beim Bu­cha­rest In­ter­na­tio­nal Mu­sic Com­pe­ti­ti­on. Mit sei­ner Duo­part­ne­rin, der Pia­nis­tin Cla­ra Isa­bel­la Sieg­le, bil­det er das Duo Cla­ri­Phin, seit des­sen Grün­dung im Jah­re 2018 er sich in­ten­siv mit dem Kam­mer­mu­sik­re­per­toire für Kla­ri­net­te und Kla­vier aus­ein­an­der­setzt. In Zu­sam­men­ar­beit mit dem ge­mein­nüt­zi­gen Ver­ein Ye­hu­di Me­nu­hin Live Mu­sic now spielt das Duo re­gel­mä­ßig Kon­zer­te in kul­tur­frem­den Stät­ten, wel­che durch die Stif­tung ge­för­dert wer­den. Des Wei­te­ren er­hielt er das Sti­pen­di­um der Deut­schen Stif­tung Mu­sik­le­ben. Seit 2019 ist Se­ra­phin Sti­pen­di­at der Stu­di­en­stif­tung des deut­schen Volkes.

Nach dem Ab­itur am E.T.A. Hoff­mann-Gym­na­si­um 2016 be­gann er ein Dop­pel­stu­di­um: Kla­vier stu­dier­te er bei Prof. Bernd Glem­ser an der Hoch­schu­le für Mu­sik in Würz­burg und Kla­ri­net­te an der Hoch­schu­le für Mu­sik in Mün­chen bei Alex­an­dra Gru­ber, Solo-Kla­ri­net­tis­tin bei den Münch­ner Phil­har­mo­ni­kern, so­wie bei Prof. Fran­çois Ben­da in Ber­lin. Sei­ne Ba­che­lor Ab­schluss­prü­fung schloss er 2023 mit der Note 1,0 ab. Der­zeit star­tet er sein Mas­ter­stu­di­en­gang an der UdK in Ber­lin. Sei­ne künst­le­ri­sche Aus­bil­dung er­gän­zen Meis­ter­kur­se bei Jörg Wid­mann, Se­bas­ti­an Manz, Ralph Man­no, Nor­bert Kai­ser, Rei­ner Weh­le und Sa­bi­ne Mey­er. Nach ei­nem Prak­ti­kum an der Nie­der­baye­ri­schen Phil­har­mo­nie in Pas­sau und ei­nem Zeit­ver­trag in Kas­sel war er bis vor kur­zem als Solo-Kla­ri­net­tist am Staats­or­ches­ter Kas­sel en­ga­giert. Au­ßer­dem war er Mit­glied in der Or­ches­ter­aka­de­mie des Phil­har­mo­ni­schen Staats­or­ches­ters Ham­burg un­ter Ge­ne­ral­mu­sik­di­rek­tor Kent Na­ga­no. In sei­ner Hei­mat­stadt prä­sen­tier­te er sich un­ter an­de­rem bei den Ro­sen­gar­ten­se­re­na­den und zu­letzt beim Neu­jahrs­kon­zert am 1. Ja­nu­ar 2023 in der Konzerthalle.

Hier noch ei­ni­ge Aus­zü­ge aus der Stel­lung­nah­me von Prof. Fran­çois Ben­da vom 6. März 2020 über den da­ma­li­gen Stu­den­ten Se­ra­phin Mau­rice Lutz:
Als Lehr­be­auf­trag­ter für Kla­ri­net­te und Di­ri­gie­ren an der Uni­ver­si­tät der Küns­te in Ber­lin un­ter­rich­te ich Se­ra­phin Mau­rice Lutz seit Sep­tem­ber im 5. Se­mes­ter im Ein­zel­un­ter­richt. (…) Er ist hoch­mu­si­ka­lisch be­gabt und ver­fügt über ein her­vor­ra­gen­des Stil­ge­fühl. Stil- und In­ter­pre­ta­ti­ons­fra­gen sind schon wäh­rend sei­ner pro­pä­deu­ti­schen Se­mi­nar­ar­beit für sein Ab­itur von gro­ßem In­ter­es­se, wes­halb Herr Lutz sich in­ten­siv mit der Ar­beit von Her­bert von Ka­ra­jan be­schäf­tig­te. Mit gro­ßer Ge­nau­ig­keit trach­tet er da­nach, tech­ni­sche De­tails zu ver­ste­hen um sie selb­stän­dig an­wen­den zu kön­nen. Se­ra­phin Lutz ist 1. Preis­trä­ger meh­re­rer in­ter­na­tio­na­ler Mu­sik­wett­be­wer­be und eine au­ßer­ge­wöhn­li­che Be­ga­bung so­wohl für die Kla­ri­net­te als auch für das Kla­vier. Ex­trem flei­ßig, be­schäf­tigt er sich be­reits mit den schwie­rigs­ten Wer­ken der Kla­ri­net­ten­li­te­ra­tur auch im Fel­de der zeit­ge­nös­si­schen Mu­sik. Ich hal­te ihn für ei­nes der größ­ten Ta­len­te, dem ich wäh­rend mei­ner Lauf­bahn be­geg­net bin.

*Ak­tua­li­sier­te Ver­si­on des Bei­trags vom 15. Juli 2022. Wei­te­re Sti­pen­dia­ten des RWV Bam­berg 2023 sind An­ni­ka Baum, Ma­ri­us Hol­land, Hans Hop­pe und Es­ther Schadt.

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