„Es gibt keine einfache Antwort auf die komplexen Dinge des Lebens“

Beim „Ring“-Gespräch zwi­schen Re­gis­seur Va­len­tin Schwarz und Frank Piontek im Saal der Kul­tur­fa­brik  Bam­berg (Kufa) war Fest­spiel­lei­te­rin Ka­tha­ri­na Wag­ner pro­mi­nen­ter Gast und be­tei­lig­te sich an der Dis­kus­si­on. Hier eine leicht ge­kürz­te Ver­si­on der Ge­sprächs- und Fra­ge­run­de vom 6. Juni 2023.

Blick in den gut ge­füll­ten Kufa-Saal – Foto: Ul­ri­ke Müller

Frank Piontek Um mich auf die­sen Abend vor­zu­be­rei­ten, habe ich mir noch­mal das Pro­gramm­heft an­ge­se­hen und war wie­der be­geis­tert über die Strin­genz, mit der dort die In­sze­nie­rung be­glei­tet wor­den ist. Le­sen schän­det nicht, man bil­det sich beim Le­sen. Im letz­ten Som­mer stand in ei­ner Zei­tung, man konn­te wäh­rend der „Ring“-Aufführungen be­ob­ach­ten, dass Zu­schau­er in den Pau­sen mehr oder we­ni­ger ver­zwei­felt in Re­clam­hef­te ver­tieft wa­ren. Eine schö­ne Ge­schich­te, die Leu­te le­sen end­lich Wag­ner! Im Fest­spiel­haus gibt es ja kei­ne Über­ti­tel – das ist scha­de, Frau Wag­ner, Sie müss­ten da end­lich was ma­chen! Nein, im Ernst, es ist gut, dass es kei­ne Über­ti­tel gibt: Man soll­te, man muss das Stück ken­nen. Im Pro­gramm­heft steht, und das ist we­der neu noch be­son­ders ori­gi­nell: Im Grun­de ist der „Ring“ eine Fa­mi­li­en­ge­schich­te. Je­der sieht es, wenn man auf die Büh­ne schaut, es ist ein weit­läu­fi­ges Haus, aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven ge­baut, die Göt­ter, Halb­göt­ter und Men­schen, Licht­al­ben und Schwarz­al­ben, alle sind Mit­glie­der der Groß­fa­mi­lie. Kri­ti­ker, sehr in­for­mier­te Wag­ner­freun­de und Ken­ner habe ich sa­gen hö­ren: „Ist ja al­les schön und gut, aber da wird ja was run­ter­ge­bro­chen“. Und dann fällt das Stich­wort My­thos. Die zen­tra­le Fra­ge ist also: Wo, lie­ber Herr Schwarz, bleibt der My­thos, war­um bre­chen Sie das runter?

Va­len­tin Schwarz Kurz vor­aus­ge­schickt, be­vor ich in den My­thos ab­tau­che: Es ist für mich ein Teil von die­sem „Ring“, mit Ih­nen sol­che Aben­de zu ver­brin­gen. Es ist für mich ein Teil des „Ring“-Erlebens, der „Ring“-Erfahrung, über den „Ring“ zu spre­chen. Die­se Wo­che, die man auf dem Grü­nen Hü­gel ver­bringt, ist eben nicht nur das Schau­en auf die Büh­ne, das Wun­dern und Ra­scheln mit dem Pro­gramm­heft, son­dern es ist auch das Re­den dar­über, der Austausch.
Beim My­thos war für uns zu­nächst die Me­tho­dik von Wag­ner der ent­schei­den­de Punkt. Wag­ner hat für den „Ring“ nicht ein­fach eine Ge­schich­te, ei­nen be­stimm­ten My­thos ge­nom­men und in Töne ge­setzt, son­dern eine My­then-Col­la­ge ge­schaf­fen. Er hat sich für sein Li­bret­to wie aus ei­nem Stein­bruch Mo­ti­ve und Fi­gu­ren aus der nor­di­schen Ge­schich­te, aus al­len Ver­sio­nen der Edda und der Völ­sun­ga zu­sam­men­ge­sucht und das kom­pi­liert mit ei­ge­nen Ideen. Bei­spiels­wei­se kommt der Ring sel­ber, das Ob­jekt aus dem Ti­tel, in kei­nem My­thos vor, den er vor­ge­fun­den hat. Die Me­tho­de, die er hier ver­wen­det – ich wür­de sa­gen mul­ti­me­di­al ver­wen­det, in­dem er erst Pro­sa schreibt, dann den Text in Ver­se fasst, kom­po­niert und sel­ber auch noch in­sze­niert bis hin zur Ur­auf­füh­rung, die, wie wir alle wis­sen, nur die Ba­sis für die Wei­ter­ar­beit sein soll –, die­se My­thos-An­ver­wand­lung war für uns we­sent­lich. My­thos be­deu­tet für uns die Mi­schung aus ei­nem per­sön­li­chen Zu­gang von Fi­gu­ren und Kon­stel­la­tio­nen – Ar­che­ty­pen hat Wie­land Wag­ner dazu ge­sagt –, die so uni­ver­sell sind, dass sie uns an­sprin­gen und Mög­lich­kei­ten zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ge­ben, gleich­zei­tig aber kom­bi­niert mit Ele­men­ten in­kom­men­sura­bler Ar­cha­ik und Ur­grün­den. Es gibt Zu­stän­de und Si­tua­tio­nen im „Ring“ – schon al­lein das The­ma In­zest wäre abend­fül­lend –, die durch die Zei­ten und Epo­chen auf­tau­chen und im­mer wie­der zu ex­tre­men Ir­ri­ta­tio­nen füh­ren. Die­se Mi­schung aus Wohl­be­kann­tem und völ­lig Ab­we­gi­gem, aber ge­nau­so zur Ge­sell­schaft Ge­hö­ri­gem, das al­les zu­sam­men­ge­fügt ist für mich der My­thos-Be­griff, dem wir hier ent­spre­chen wollten.

Frank Piontek Ha­ben Sie, als Sie das Kon­zept er­ar­bei­tet und dann in der har­ten Pra­xis der In­sze­nie­rung rea­li­sie­ren muss­ten, be­wusst ein­ge­schlos­sen, dass es Si­tua­tio­nen gibt, die sich eben aus die­sem My­then­re­ser­voir er­ge­ben, die viel­leicht gar nicht zu­sam­men­ge­hö­ren, die Wag­ner bra­chi­al, aber ge­ni­al nur zu­sam­men­ge­kit­tet hat? Ha­ben Sie ein­kal­ku­liert, dass das nichts aus­macht, wenn für die Zu­schau­er eine Si­tua­ti­on mal viel­leicht aus dem Ru­der läuft auf den ers­ten Blick? Ha­ben Sie so­zu­sa­gen auf die­se To­ta­li­tät ver­zich­tet, die frü­her die Re­gis­seu­re alle hatten?

Va­len­tin Schwarz Das Span­nen­de ist doch, dass der „Ring“ an sich un­glaub­lich wi­der­sprüch­lich ist. Man wird end­los Punk­te fin­den – sie ba­sie­ren na­tür­lich auf den ver­schie­de­nen Sta­di­en der Ent­ste­hung und der ex­trem lan­gen Werk- und Wir­kungs­ge­schich­te –, wo der „Ring“ sel­ber an­eckt, wo der „Ring“ in sei­nen Er­zäh­lun­gen, die im­mer wie­der das Ver­gan­ge­ne auf­grei­fen, sich nicht run­det, kein Gan­zes wird. Wag­ner stellt die ver­schie­dens­ten Ge­schich­ten ein­fach ne­ben­ein­an­der und hat dazu ge­nia­lisch das Sys­tem der Leit­mo­ti­vik ge­schaf­fen. Das Or­ches­ter ist es, das trotz al­ler Wi­der­stän­de und Wi­der­sprü­che den „Ring“ er­zählt. Wag­ner be­nutzt – und dar­in ge­hört er auch ernst ge­nom­men – das Me­di­um der Mu­sik als Kitt, um al­les in sei­ner „Ring“-Welt zusammenzuhalten.
Bei uns ist eine sehr mo­der­ne Welt, denn ich den­ke, im „Ring“ geht es um das Hier und Jetzt, in dem wir die­se Ge­schich­te alle er­le­ben und den Per­so­nen, die den „Ring“ über die vier Aben­de dar­stel­len, im­mer wei­ter fol­gen kön­nen, auch bio­gra­fisch, in all den un­glaub­li­chen Wi­der­sprü­chen – in der ei­nen Sze­ne ein lie­be­vol­ler Va­ter, der in der nächs­ten die Toch­ter auf dem Fel­sen aus­ge­setzt hat, in der ei­nen Sze­ne geht es um eine gro­ße Lie­be und die Freu­de über die Nach­kom­men, in der nächs­ten wird die­se Nach­kom­men­schaft ex­trem in­stru­men­ta­li­siert, wer­den Kin­der und Kin­des­kin­der nur be­nutzt. Ge­nau das macht den „Ring“ so mo­dern: Mein Gott , da sind ja – des­halb auch der all­zu oft ge­brauch­te Fern­seh- und TV-Se­ri­en­be­griff – Ge­füh­le und Zu­stän­de, die man wei­ter­ver­fol­gen will, die ei­nen nicht mehr los­las­sen, da sind Men­schen, die uns un­glaub­lich nah, aber auch un­glaub­lich fern sind, die wi­der­sprüch­lich und schwer ein­zu­ord­nen sind. Wer ist gut? Wer ist böse? Wer hat Schuld? Wer ist Op­fer, wer ist Tä­ter? Lau­ter schwie­ri­ge Fra­gen. Ge­nau das mit den Sän­ge­rin­nen und Sän­gern her­aus­zu­fin­den, wie die Fi­gu­ren sich ver­än­dern, ist sehr span­nend. Die mensch­li­che Kom­po­nen­te zählt für mich viel mehr als ein abs­trak­ter Rahmen.

„Ring“-Regisseur Va­len­tin Schwarz (rechts) und Dr. Frank Piontek auf der Büh­ne des Kufa-Saals – Foto: Ul­ri­ke Müller

Frank Piontek Wenn man über Wag­ner spricht, ist sel­ten von der Mu­sik die Rede, viel­leicht weil das auch wirk­lich schwie­rig ist. Wie ver­hal­ten Sie sich zur Mu­sik, die dra­ma­tisch vor­ge­ge­ben ist, wenn Sie eine In­sze­nie­rung vor­be­rei­ten, egal ob das von Ver­di ist oder Wag­ner oder Do­ni­zet­ti? Wel­chen Rang hat die Mu­sik für Sie, wie ge­hen Sie in Ih­rem Ar­beits­pro­gramm mit ihr um?

Va­len­tin Schwarz Das ist eben nicht so wie bei Ver­di oder Mo­zart, denn je­der Kom­po­nist hat sei­ne ei­ge­nen Ge­set­ze und Vor­aus­set­zun­gen, mit de­nen man als Re­gis­seur um­ge­hen muss. Ge­ra­de bei Wag­ner – die Leit­mo­ti­ve, die un­end­li­che Me­lo­die – geht es um eine Struk­tur, die er an das Werk an­zu­bin­den ver­sucht, geht es um die Mo­ti­vik, die er ge­wis­ser­ma­ßen dar­über­stülpt. Als Re­gis­seur muss man Ent­spre­chun­gen fin­den, muss die­se Struk­tur ernst­neh­men und be­die­nen. Mu­sik ist beim ers­ten Hö­ren im­mer erst­mal Emo­ti­on, egal ob Wag­ner oder Ver­di. Die Ge­füh­le und die groß­ar­ti­gen Aus­brü­che sind der Aus­gangs­punkt von dem, was Thea­ter ei­gent­lich dar­stellt, sie de­fi­nie­ren Oper und Mu­sik­thea­ter. Bei Wag­ner ist es aber so, dass die Emo­tio­na­li­tät nicht nur im rein Af­fekt­haf­ten ver­bleibt – wie in der Ba­rock­oper, wo letzt­lich die In­tri­ge in die Ton­ne ge­klopft wer­den kann und trotz­dem sind das wun­der­ba­re Ari­en, oder bei Ver­di, wo letzt­lich eine völ­li­ge Un­ter­ord­nung ge­gen­über dem Sze­ni­schen herrscht, denn er war ein Prak­ti­ker, der wuss­te, dass nach zwan­zig Mi­nu­ten die Stret­ta kom­men muss, sonst geht’s nicht wei­ter. Ver­di hat sich den Thea­ter­be­dürf­nis­sen un­ter­ge­ord­net, Wag­ner hat sich be­kannt­lich über­haupt nicht dar­um ge­schert, wie lan­ge wir war­ten müs­sen bis zur Pau­se. Das war ihm egal, denn es ging ihm im­mer um die In­hal­te, die Raum be­kom­men müs­sen, die aus­er­zählt wer­den müs­sen. Die­se Eman­zi­pa­ti­on von Wag­ner ge­gen­über den tra­di­tio­nel­len Me­tho­den der Oper des 19. Jahr­hun­derts macht ihn erst­mal sym­pa­thisch. Sein Über-den-Schat­ten-Sprin­gen zeugt auch da­von, wie ernst es ihm als Vi­sio­när war.
Wenn man dann tie­fer ein­dringt in Wag­ners Leit­mo­ti­vik, herr­schen vie­le Miss­ver­ständ­nis­se vor. Es gibt in fast je­dem Buch zum „Ring“ schö­ne Ta­bel­len, es gibt so­gar schon Apps, die mein klei­ner Bru­der ganz wit­zig fin­det. Die vie­len Leit­mo­ti­ve sind für sich ge­nom­men aber nicht das We­sent­li­che, denn we­sent­lich ist ge­ra­de die Ver­än­de­rung die­ser Mo­ti­ve. Sie blei­ben in die­sen vier­zehn Stun­den ja nicht ste­hen, son­dern sie trans­for­mie­ren sich, sie kon­tex­tua­li­sie­ren sich im­mer wie­der neu, je nach­dem, wie die Si­tua­ti­on sich ent­wi­ckelt, sie al­tern tat­säch­lich auch – wie die Fi­gu­ren – und fin­den sich wie­der in Zu­sam­men­hän­gen, die sie vor­her gar nicht ge­kannt ha­ben: Eine Me­ta­mor­pho­se wür­de ich das fast nen­nen, die in der „Göt­ter­däm­me­rung“ zum un­ent­wirr­ba­ren Gan­zen wird, wo sich gar nichts mehr auf­drö­seln lässt und im­mer mehr Mo­ti­ve auf­schei­nen. Die­ses Prin­zip der Ver­wand­lung der Mo­ti­ve woll­ten wir me­tho­disch weiterdenken.
Für uns ist es eben nicht so, dass es eine Quid-pro-quo-Äqui­va­lenz gibt nach dem Mot­to: Die­ses Mo­tiv be­deu­tet das, die­ses je­nes und der Ring ist gleich das Kind… Son­dern die Mo­ti­ve ent­wi­ckeln sich wei­ter. Es ist doch span­nend auf der Sze­ne zu se­hen, wie das „Ring“-Kind wächst, wie es im „Rhein­gold“ äl­ter wird, wie es spä­ter als Er­wach­se­ner ver­sucht, eine Art von Frei­heit zu be­kom­men und ei­ge­nen Wil­len äu­ßert. Auf ein­mal fängt es sel­ber an zu den­ken, zu wün­schen und zu wol­len. Ich glau­be, da­mit sind wir Wag­ner struk­tu­rell sehr nahe. Ge­ra­de auch in die­ser Wand­lungs­fä­hig­keit ist es in­ter­es­sant zu er­ken­nen, wie we­nig der Ring sel­ber letzt­lich wirkt. Es ist eine der gro­ßen Pa­ra­do­xien im „Ring“, dass der Ring an al­len Punk­ten, wo sei­ne gro­ße Macht ein­zu­set­zen wäre, ver­sagt: Al­be­rich wird ge­fan­gen, Brünn­hil­de ver­sucht Gun­ther-Sieg­fried ab­zu­weh­ren, es funk­tio­niert nicht. Vie­le der be­rühm­ten Ob­jek­te – ob Speer, ob Ring, ob Schwert – sind letzt­lich nur Trä­ger von Wün­schen der ver­schie­de­nen Per­so­nen. Sie wol­len, dass das funk­tio­niert, sie wol­len, dass die­ses Ob­jekt ei­nen Nut­zen hat, ih­nen Macht bringt, eine bes­se­re Zu­kunft, eine schö­ne­re Frau und so wei­ter. Wir se­hen vie­le Wün­sche, die da drauf pro­ji­ziert wer­den, dann aber ent­täuscht werden.

Frank Piontek Für mich ha­ben Sie da­mit schon die Fra­ge be­ant­wor­tet, was Sie je­nen sa­gen, die be­haup­ten, Sie ha­ben ge­gen die Mu­sik, un­mu­si­ka­lisch in­sze­niert. Ich möch­te jetzt auf eine Sze­ne ein­ge­hen – ein Lob­preis der In­sze­nie­rung! –, die ich ver­blüf­fend fand und die be­weist, was Mu­sik al­les kann. Von Sig­mund Freud gibt es das Wort po­ly­morph-per­vers, und das heißt in die Mu­sik­welt über­tra­gen: Sie hö­ren eine Mu­sik, Sie ken­nen die Mu­sik, Sie ha­ben alle x-mal den Trau­er­marsch ge­hört. Wenn Sie nun eine In­sze­nie­rung se­hen, die an die­ser Stel­le völ­lig an­ders ist als die von Pa­tri­ce Ché­reau, Götz Fried­rich und al­len, die Sie bis­her er­lebt ha­ben, wenn Sie also – so war es der Fall vor ein paar Jah­ren in Chem­nitz, so ist das jetzt in Ih­rer In­sze­nie­rung – eine Sze­ne se­hen, die Sie so nicht er­war­tet ha­ben, dann klingt die­se Mu­sik plötz­lich ganz an­ders, ob­wohl ge­nau das­sel­be er­tönt, was Sie schon im­mer ge­hört ha­ben. Die Mu­sik bleibt gleich und gleich­zei­tig än­dert sie sich, weil die Sze­ne eine an­de­re ist. Das ist auch in der „Wal­kü­re“ be­son­ders am Ende des 1. Akts der Fall, wo die Mu­sik doch ek­sta­tisch ist, hier aber völ­lig an­ders war als er­war­tet. Wie ka­men Sie dazu, die­se Mu­sik, die so ein­deu­tig be­setzt ist durch rund 150 Jah­re Auf­füh­rungs­tra­di­ti­on, auf ganz an­de­re Art und Wei­se zu erzählen?

Va­len­tin Schwarz Er­zäh­len Sie doch bit­te erst­mal kurz, was Sie ge­se­hen haben!

Frank Piontek Es han­delt sich um Bru­der und Schwes­ter, sie ent­de­cken ihre wah­re Iden­ti­tät, kom­men zu­sam­men. Nor­ma­ler­wei­se fal­len Sie in ei­ner wil­den, raub­tier­haf­ten Lei­den­schaft­lich­keit wäh­rend der letz­ten Tak­te über­ein­an­der her und die gan­ze Sze­ne vi­briert vol­ler se­xu­el­ler En­er­gie. In ih­rer In­sze­nie­rung war die Sze­ne, die Ges­tik von ei­ner un­ge­heu­ren Zärt­lich­keit be­seelt. Man muss­te über­haupt nicht dar­an den­ken, dass die bei­den zwi­schen dem 1. und 2. Akt ein Kind zeu­gen, das stand mei­nes Er­ach­tens gar nicht zur De­bat­te. Und die Mu­sik schien mir auch nicht hun­dert­fünf­zig­pro­zen­tig heiß zu sein. Als der Vor­hang fiel, dach­te ich, ich wür­de die­se bei­den Ge­schöp­fe ger­ne noch län­ger be­ob­ach­ten in ih­rem An­nä­hern. Nein, sie müs­sen jetzt nicht gleich ins Bett hup­fen! Die Sze­ne ist be­seelt von ei­ner ganz gro­ßen Lie­be. So et­was habe ich noch in kei­ner In­sze­nie­rung er­lebt. Es hat mich über­wäl­tigt und ich war sehr glück­lich, als ich in die Pau­se ging.

Va­len­tin Schwarz Die Be­geg­nung von Sieg­lin­de und Sieg­mund, die den gan­zen ers­ten Auf­zug dau­ert und in die­sem Wie­der­erken­nen von Bru­der und Schwes­ter mün­det, in der Er­kennt­nis ei­ner zu­sam­men ver­brach­ten Kind­heit und der ge­mein­sa­men Ver­gan­gen­heit, ist kon­tras­tiert mit ei­ner ex­tre­men Schutz­lo­sig­keit. Bei­de tref­fen schutz­los auf­ein­an­der – so­wohl Sieg­mund, der Ver­folg­te, der als ein Un­ste­ter durch die Welt streift, ohne Halt zu fin­den, als auch Sieg­lin­de, die in ei­ner dys­funk­tio­na­len Be­zie­hung mit Hun­ding lebt und kei­ne Chan­ce hat, aus dem bru­ta­len Ehe­ge­fäng­nis aus­zu­bre­chen. Ich habe lan­ge dar­über mit Klaus Flo­ri­an Vogt und Lise Da­vid­sen ge­spro­chen, die bei­de un­glaub­lich in­tel­li­gen­te Sän­ger sind und ge­nau wis­sen, was da im Sin­ne der Mu­sik pas­sie­ren soll­te. Das kann jetzt aber nicht sein, ha­ben wir ge­sagt, die ge­mein­sa­me Bett­sze­ne – oder? Das sind doch Ge­schwis­ter, die – wie in der Sand­kis­te aus­ein­an­der­ge­ris­sen und ins Er­wach­se­nen­al­ter ka­ta­pul­tiert – nach vie­len Jah­ren erst­mals wie­der zu­sam­men­kom­men. Und sie mer­ken auf ein­mal: Wir las­sen uns nicht mehr los, wir wer­den uns nie wie­der tren­nen! Wie es Kin­der ma­chen, die sich fest­hal­ten und sa­gen „Ich wird’ dich hei­ra­ten“ und gar nicht wis­sen, was das heißt, aber wis­sen, dass sie jetzt Nähe und die Be­stä­ti­gung brau­chen, dass der an­de­re bei ei­nem bleibt. Das pas­siert bei uns in die­sem Mo­ment, und hier zeigt sich die Ma­gie der Mu­sik, zeigt sich, dass Mu­sik eben nicht nur emo­tio­nal ist, son­dern mehr­di­men­sio­nal. Mu­sik ist per se ab­so­lu­te Mu­sik. Die Töne, die Har­mo­nien, sie ge­ben uns Emo­tio­nen, aber sie ver­mit­teln kei­nen In­halt, sehr wohl aber ei­nen Grad von Intensität.
Auch das Aus­ein­an­der­ge­hen von Sieg­fried und Brünn­hil­de zu Be­ginn der „Göt­ter­däm­me­rung“ ist da­für ein Bei­spiel. Der Held be­schließt hier, sei­ne Frau, die ehe­ma­li­ge Göt­tin, zu ver­las­sen. Das ist ei­ner der emo­tio­nals­ten mu­si­ka­li­schen Mo­men­te in der „Göt­ter­däm­me­rung“, da brüllt das Or­ches­ter auf, und mit dem Or­ches­ter auch die bei­den Sän­ger oben auf der Büh­ne. Man merkt, es pas­siert et­was Gro­ßes. Die­ses Ge­sche­hen, das in der Kon­ven­ti­on ein freu­di­ger Ab­schied ist, habe ich als sehr emo­tio­na­len Mo­ment bei­be­hal­ten, in­dem sich hier zwei Men­schen aus­ein­an­der­ge­lebt ha­ben, ein letz­tes Le­be­wohl sa­gen – und zwi­schen ih­nen steht ein Kind, das zu­rück­ge­las­sen wird. Da kann man sich na­tür­lich fra­gen, was sagt denn da der Text? Stimmt das über­haupt, wenn sie von ih­rem Hel­den spricht? Mein Dra­ma­turg Kon­rad Kuhn hat dazu ge­sagt: „Ge­nau das ist es ja! Wenn ein Kind mit im Raum steht, tun die El­tern so, als wür­den sie nicht strei­ten.“ Da gibt es plötz­lich eine ko­dier­te, un­ehr­li­che Spra­che. Was na­tür­lich nicht funk­tio­niert, denn das Kind merkt schon al­lein von der Stim­mung her, dass es den El­tern nicht gut geht. Und das Or­ches­ter er­zählt ge­nau das.

Va­len­tin Schwarz – Foto: Mo­ni­ka Beer

Frank Piontek Blei­ben wir mal bei den Kin­dern! Ich glau­be, das war ein Pro­blem für das Pu­bli­kum in die­sem „Ring“, da muss­te man sich wirk­lich rein­fuch­sen, die­se In­sze­nie­rung ist schon was für Fortgeschrittene …

Va­len­tin Schwarz … Wir sind ja in Bayreuth!

Frank Piontek … und da kann man schon was vor­aus­set­zen. Ich glau­be, für vie­le war ganz ein­fach die Zu­ord­nung der Kin­der nicht leicht. Wer ist wer? Und dann noch so vie­le! Es gibt eben kom­pli­zier­te Fa­mi­li­en­ver­bän­de. Als Sie das er­ar­bei­tet ha­ben, war Ih­nen sel­ber im­mer klar, wel­ches Kind gra­de auf der Büh­ne war?

Va­len­tin Schwarz Ges­tern ging ich durch Bay­reuth auf der Su­che nach ei­nem Bier­gar­ten und da rief mir von der an­de­ren Stra­ßen­sei­te ein Kind Hal­lo zu. Wer ist das? Läuft quer über die Stra­ße zu mir und sagt: Ja, ich bin die und die, ich hab mit­ge­spielt. Na­tür­lich mit Pe­rü­cke und Kos­tüm. Die Kin­der wach­sen in ei­nem Jahr teil­wei­se zehn Zen­ti­me­ter und ver­än­dern sich schnel­ler als man denkt, aber Spaß bei­sei­te: Die Kin­der sind ja nicht nur da, weil wir noch ein paar Sta­tis­ten hin­zu­fü­gen woll­ten, da­mit sich was tut auf der Büh­ne. Sie sind kein Gim­mick in die­sem „Ring“, son­dern die Ba­sis. Die Fra­ge von Ge­ne­ra­tio­nen­ge­rech­tig­keit, von Ver­ant­wor­tung ge­gen­über den Nach­kom­men, woll­te ich eben nicht nur wie sonst abs­trakt als Be­haup­tung ha­ben. Son­dern ganz real zei­gen, dass hier über Kin­der hin­weg­ge­spro­chen wird. Es gibt ein Kind auf der Büh­ne, das stumm ist und über des­sen  Schick­sal ent­schie­den wird. Es wird be­stimmt, so und so musst du mei­ne Wün­sche, mei­ne Träu­me er­fül­len. Klar, dass die Kin­der da­durch Pro­ble­me krie­gen und sich von die­sen El­tern­wün­schen sel­ber eman­zi­pie­ren müs­sen. Sieg­fried, der ein Schwert braucht, da­mit er über­haupt weg­kommt von sei­nem Zieh­va­ter Mime, das in­ter­es­siert mich. Und das ist nicht so sehr eine rei­ne Fa­mi­li­en­ge­schich­te, viel­mehr ist es die Ge­schich­te von Ge­ne­ra­tio­nen, die sich über drei vier Stu­fen hin­weg ge­gen­sei­tig be­ein­flus­sen, trau­ma­ti­sie­ren und letzt­lich in den Un­ter­gang füh­ren. Eine Dy­nas­tie, die dem Un­ter­gang nicht ge­weiht ist, wäre eine Ba­na­li­sie­rung der Schuld. Was ge­schieht, ge­schieht auf­grund von ganz kon­kre­ten Fehl­ent­schei­dun­gen. Die­se Fa­mi­lie ist na­tür­lich vor al­lem durch das Ver­hal­ten un­se­res lie­ben Göt­ter­va­ters Wo­tan zum Schei­tern ver­ur­teilt. Ei­nes der Grund­pro­ble­me im „Ring“ ist doch, dass Wo­tan nicht da­zu­lernt, ob­wohl er so viel Zeit mit klu­gen Men­schen auf der Büh­ne ver­bringt. Er weiß nicht, wie er wei­ter­ma­chen soll. Als Erda auch nicht mehr wei­ter weiß und sagt, frag doch dei­ne Toch­ter, muss er zu­ge­ben, dass er Brünn­hil­de weg­ge­sperrt hat. Ein un­glaub­lich schwie­ri­ger und wi­der­sprüch­li­cher Typ – bei uns in Wien sagt man ein Un­gustl –, der so viel Dreck am Ste­cken hat, dass man den Ste­cken kaum noch sieht, und trotz­dem ei­ner, mit dem man auch mit­lei­den kann. Am Ende der „Wal­kü­re“ ist ein ka­put­ter Mann auf der Büh­ne, der vie­le von uns und vor al­lem auch mich ex­trem be­rührt. Dass durch ihn, durch sein Ver­hal­ten so viel Leid ent­steht, dass er die ei­ge­nen Kin­der und Kin­des­kin­der op­fert, darf man nie ver­ges­sen. Das ist kei­ne ju­bi­lie­ren­de Ge­schich­te. Es ist eine Ge­schich­te des Untergangs.

Frank Piontek Man könn­te sa­gen, dass jede Fi­gur, die in die­ser In­sze­nie­rung und bei Wag­ner auf­taucht, so­zu­sa­gen Ihre Kri­tik und auch Ihre Zu­nei­gung erfährt.

Va­len­tin Schwarz Da sind wir bei Ruth Berg­haus, die ge­nau das ge­sagt hat. Man darf kei­ner Fi­gur die Zu­nei­gung ver­sa­gen, sonst wür­de man sie letzt­lich des­avou­ie­ren – und die Sän­ge­rin­nen und Sän­ger na­tür­lich auch. Hin­zu kommt, dass Wag­ners „Ring“ nur die we­ni­gen Chor­auf­trit­te in der „Göt­ter­däm­me­rung“ hat und über­haupt kei­ne Ne­ben­fi­gu­ren. Es gibt bei je­der Fi­gur ganz in­ni­ge ei­ge­ne Mo­men­te, wo man merkt, da wird nie eine Kon­ven­ti­on ab­ge­spult, son­dern da ist et­was Per­sön­li­ches. Jede Fi­gur ver­dient es, dass wir ihre Ge­schich­te er­zäh­len. Und da­mit sind wir – da ich vie­le Auf­trit­te in­sze­niert habe, wo sie ei­gent­lich nicht hin­ge­hö­ren –, an dem Punkt, wo das Pu­bli­kum sich fragt: Was ist denn da los?
Das hat üb­ri­gens schon die Re­gie­as­sis­ten­ten ner­vös ge­macht, die Sze­na­ri­en schrei­ben und auf­zäh­len, wen wir für den nächs­ten Tag für die Pro­be be­stel­len müs­sen. Das muss­te ich im­mer nach­kor­ri­gie­ren, denn bei uns taucht bei­spiels­wei­se Hun­ding auch im 2. Auf­zug der „Wal­kü­re“ auf. Da­hin­ter steckt aber kein Mut­wil­le, son­dern die Tat­sa­che, dass die Fi­gu­ren ihre ei­ge­nen Schick­sa­le ha­ben, die im­mer wie­der durch­schim­mern durch die Ge­schich­te. An klei­nen Zi­ta­ten, die man hö­ren oder nicht hö­ren will, merkt man, dass die Fi­gur et­was er­lebt hat. Neh­men wir Erda, die nach dem „Rhein­gold“ bis zum „Sieg­fried“ stumm ist. Da muss doch was pas­siert sein! Sol­chen Fi­gu­ren nach­zu­fol­gen und nach­zu­füh­len, sol­che Fäd­chen, die Wag­ner im­mer wie­der un­ter­bro­chen oder im Web­stuhl lie­gen ge­las­sen hat, wie­der auf­zu­neh­men und hin­ein­zu­neh­men in die Ge­schich­te, das war span­nend und auch mein per­sön­li­ches Vergnügen.

Frank Piontek Erda fand ich schon im „Rhein­gold“ sehr schön, wo man sich im­mer wie­der fragt: Wer ist die­se Frau da hin­ten oder an der Sei­te, die nicht singt? Man schaut im Pro­gramm nach, und plötz­lich war es dann Erda, und ihr Auf­tritt war glän­zend und völ­lig stim­mig. Ei­nes er­gab sich aus dem an­dern. Man muss den Zu­sam­men­hang halt nur se­hen, die­ses Ge­wirk so­zu­sa­gen. Blei­ben wir mal bei der „Wal­kü­re“, bei der wun­der­schö­nen, auch schmerz­haf­ten Wo­tan­sze­ne Ende des 3. Auf­zugs. Was sa­gen Sie ei­nem Kri­ti­ker oder Zu­schau­er, der klagt: Da war ja kein Feuerzauber!

Va­len­tin Schwarz Wer das wirk­lich ver­misst, der hat kein Herz. Denn was un­ser To­masz Ko­niecz­ny hier auf der Büh­ne macht – er ist ja nicht nur als Sän­ger, son­dern auch als Schau­spie­ler aus­ge­bil­det –, das ist Wahn­sinn! Eine Selbst­ent­blö­ßung ohne glei­chen, die­ser un­glaub­li­che Schmerz von Wo­tan, der ja ein zwei­schnei­di­ger Schmerz ist! Auf der ei­nen Sei­te merkt man, dass er das Arsch­loch ist, das die ei­ge­ne Toch­ter ver­bannt hat, auf der an­de­ren merkt er sel­ber, dass er ein Un­recht ge­tan hat, und lei­det dar­un­ter. Die­ser Fi­gur in ih­rem Zwie­spalt zu­zu­schau­en, zu se­hen, wie Men­schen nicht raus­kom­men aus den Ent­schei­dun­gen, die sie lei­der ge­fällt ha­ben, das ist letzt­lich das We­sen der Tra­gö­die. Das ist kein Zau­ber, son­dern ein See­len­por­trät, was uns Herr Ko­niecz­ny liefert.
Und bei der wun­der­schö­nen Schluss­mu­sik bleibt auch bei uns das Feu­er nicht ganz aus. Wir ha­ben ver­sucht, noch ei­nen Bo­gen zu schlie­ßen zu die­ser Ehe­ge­schich­te mit Fri­cka, die durch ih­ren Wunsch, durch ih­ren Be­fehl, kann man fast sa­gen – ih­ren Be­fehl an Wo­tan, Sieg­mund, den ei­ge­nen Sohn (!) zu tö­ten –, die Tra­gö­die maß­geb­lich be­för­dert hat. Sie wird noch mal ge­zeigt, als Sie­ge­rin, als die­je­ni­ge, die er­reicht hat, was sie woll­te, und die am Schluss gleich­sam dem Gat­ten sagt: „Gut ge­macht, mein Lie­ber! Lass uns jetzt zu­sam­men bei Ker­zen­schein eine schö­ne Fla­sche Wein auf­ma­chen.“ Dass er ihr das ver­wei­gert, dass letzt­lich die­se Ehe ge­nau­so in die Brü­che ge­gan­gen ist wie Wo­tans gan­ze Vi­si­on von der Zu­kunft, das sind die Er­zäh­lun­gen, die mich in­ter­es­sie­ren. Und nicht, ob hier eine klei­ne oran­ge­far­be­ne Lam­pe ein Feu­er imaginiert.

Frank Piontek Mein Ein­druck von Mu­sik und Sze­ne ist im­mer sub­jek­tiv – was viel­leicht die Grund­la­ge von Re­zep­ti­on ist. Wenn je­mand sagt, so und so ist es rich­tig und so und so ist es falsch, kann ich nur sa­gen, was für mich rich­tig ist. Wir ha­ben in Ih­rer Sze­ne mit Wo­tan und Fri­cka ei­ner­seits die­se zau­ber­haft ein­lul­len­de Mu­sik, an­de­rer­seits eine ganz har­te stum­me Aus­ein­an­der­set­zung auf der Büh­ne, aber selt­sa­mer­wei­se – das ist ei­nes der Ge­heim­nis­se des Thea­ters, durch Hand­werk pro­du­ziert – funk­tio­niert es für mich. Nicht für mei­nen Nach­barn. Wenn er sagt, er ver­misst dort et­was, kann man schwer da­ge­gen ar­gu­men­tie­ren. Man kann nur er­läu­tern, Sie kön­nen er­läu­tern, war­um Sie die­se Sze­ne so in­sze­niert haben.

Va­len­tin Schwarz Le­gi­ti­ma­ti­on ist ja auch ein The­ma, als Me­ta­ebe­ne steht da­hin­ter aber meist schlicht Ver­ständ­nis. Un­ter­hal­tung heißt – das ist jetzt gar nicht von mir, son­dern von Hel­ge Schnei­der –, Un­ter­hal­tung heißt, sich über­ra­schen las­sen. Über­ra­schung be­deu­tet in dem Fall wahr­schein­lich das Ge­gen­teil von et­was ver­misst ha­ben. Wenn aber der Feu­er­zau­ber, auf den man sich ge­freut hat und der mu­si­ka­lisch auch da ist, denn Wag­ner wird in Bay­reuth kom­plett ge­spielt, kom­bi­niert wird mit et­was, das man so nicht er­war­tet hat, macht das doch den Reiz von Thea­ter über­haupt aus! Sonst bräuch­te man sich nur je­den Sonn­tag aufs Sofa set­zen und sei­ne Lieb­lings­in­sze­nie­rung auf DVD  gu­cken. Ist ja auch le­gi­tim, ich habe da­mit kein Pro­blem, aber ich glau­be, ge­ra­de Bay­reuth ist ein an­de­rer Raum: Das Fest­spiel­haus ist von Ri­chard Wag­ner ge­dacht wor­den als ein Thea­ter des de­mo­kra­ti­schen Mit­ein­an­ders und der Aus­ein­an­der­set­zung. Das ist doch ge­nia­lisch, wie die Sitz­rei­hen de­mo­kra­tisch auf­ge­baut sind, so dass je­der das glei­che sieht und sich ohne Stan­des­schran­ken eine Mei­nung bil­den kann. Die Ge­sell­schaft zu ver­än­dern, das war das gro­ße Ziel von ihm. Es ist ja nicht nur ein äs­the­ti­scher Ge­nuss, dem wir uns hier hin­ge­ben – und dann schmeckt die Brat­wurst umso mehr –, son­dern da wer­den Ab­grün­de und ver­schie­dens­te Lö­sungs­mög­lich­kei­ten auf­ge­zeigt und im­mer wie­der Fra­gen ge­stellt, in de­nen es um das Mit­ein­an­der in un­se­rer Ge­sell­schaft, in un­se­rem Le­ben geht. Ge­ra­de der „Ring“ ist eine vier­zehn Stun­den dau­ern­de Stu­die dar­über, was Ver­ant­wor­tung be­deu­tet. Was be­deu­tet Ver­ant­wort­lich­keit ge­gen­über an­de­ren Menschen?

Frank Piontek Und die Ver­ant­wor­tung des Re­gis­seurs ge­gen­über den Sän­ge­rin­nen und Sängern?

Va­len­tin Schwarz Dass ich als Re­gis­seur mei­ne Vi­si­on zu ver­ant­wor­ten habe, ist klar. Das ei­gent­li­che In­sze­nie­ren ge­schieht kon­kret in den Pro­ben, wenn die Ge­dan­ken und Ideen auf die Sän­ger, auf die Kör­per tref­fen. Je­der hat die­se oder jene Er­fah­rung mit ei­ner be­stimm­ten Si­tua­ti­on, an je­der De­tail­fra­ge, an je­dem Ges­tus kann es Mo­men­te ge­ben, wo Neu­es ent­steht. Es kommt dar­auf an, dass eine Sze­ne nicht nur funk­tio­niert, so dass der Dra­ma­turg sie ab­nickt, son­dern dass die Sän­ge­rin­nen und Sän­ger ganz bei sich sind und sich sel­ber in der Rol­le ge­fun­den ha­ben. Die­ser Fin­dungs­pro­zess ist das ei­gent­li­che In­sze­nie­ren. Das ist eben nicht Ma­len nach Zah­len oder: Ich hab mir das so vor­ge­stellt, du gehst drei Schrit­te nach links et ce­te­ra. Es geht dar­um, mit den So­lis­ten in Aus­tausch zu tre­ten über die Mög­lich­kei­ten, die sich über die ex­tre­me Dau­er der Te­tra­lo­gie auf­tun, um eine Fi­gur wie Brünn­hil­de und Wo­tan eben nicht nur für zwei oder drei Sze­nen, für nur ei­nen Opern­abend zu ent­wi­ckeln. Das ist nicht nur eine ho­ri­zon­ta­le Brei­te und Län­ge, son­dern auch eine ex­tre­me ver­ti­ka­le Tie­fe, in die man ein­drin­gen kann.

Frank Piontek Vor Be­ginn der Haupt­pro­ben – da­zwi­schen kam noch Co­ro­na – stand in der Bay­reu­ther Zei­tung, der „Ring“ sei fer­tig. Hol­la, dach­te ich. Die Pro­duk­ti­on ist doch ers­tens nach vie­len Pro­ben frü­hes­tens nach der Pre­mie­re fer­tig. Wag­ner hat 1873 schon mit den Pro­ben an­ge­fan­gen, weil al­les noch Neu­land war für die Sän­ger. Gab es zwi­schen dem, was Sie sich als Kon­zept vor­ge­stellt ha­ben und dem, was im Juli letz­ten Jah­res dann auf der Büh­ne zu se­hen war, Ab­wei­chun­gen, die Sie so­wohl im Po­si­ti­ven wie im Ne­ga­ti­ven als gra­vie­rend be­zeich­nen würden?

Va­len­tin Schwarz Ach, man­nig­fach! Und da möch­te ich Ih­nen auch gleich wi­der­spre­chen: Die Pre­mie­re ist na­tür­lich nicht der Ab­schluss. Was sich schon letz­tes Jahr ent­wi­ckelt hat vom ers­ten bis zum drit­ten Zy­klus und wie wir jetzt in der be­rühm­ten Werk­statt Bay­reuth wie­der rein­ge­hen, ist es im­mer wie­der fast wie eine Neu­be­fra­gung, denn das Mu­sik­thea­ter ist ja ein Me­di­um, das nur im Mo­ment exis­tiert. Wir sind an je­dem Abend in dem Zu­stand, in dem wir uns ge­ra­de be­fin­den, und zei­gen ein Werk, das vor fast 150 Jah­ren ur­auf­ge­führt wur­de und das die Zu­schau­er in die­ser In­sze­nie­rung mit die­sen Men­schen auf der Büh­ne jetzt se­hen. Die­ser Zu­stand ist nicht re­pro­du­zier­bar. Es ist auch ei­ner der Kern­punk­te des Thea­ters, dass wir nicht ver­bis­sen wie ein Film­re­gis­seur ver­su­chen, die Sze­ne end­lich so in den Kas­ten zu krie­gen, dass al­les klappt und das Hünd­chen durch den Rei­fen springt. Es gibt die­sen Zwang, die­sen emo­tio­na­len Kick im Thea­ter, dass es – egal ob die So­lis­ten aus­ge­ruht sind oder nicht, egal ob das Pu­bli­kum gut drauf ist oder nicht – je­den Abend statt­fin­den und funk­tio­nie­ren muss. Das ist eine fast ar­tis­ti­sche Meis­ter­leis­tung, die auch oft zu ei­ner lo­gis­ti­schen Meis­ter­leis­tung wird, wenn bei­spiels­wei­se ein Sän­ger oder eine Sän­ge­rin ab­sa­gen muss auf­grund von Krankheit.
Sol­che Mo­men­te sind es, die mich als Re­gis­seur üb­ri­gens am meis­ten an­tör­nen. Wenn je­mand kommt, der über­haupt nichts weiß von dem Kon­zept, und wir ha­ben viel­leicht nur zwei Tage, um den Sieg­fried in die­ser In­sze­nie­rung zu ler­nen, dann stellt sich die Fra­ge: Was muss die­ser Mensch wis­sen, um sich in das kom­ple­xe Kon­zept, das auf so vie­len Pa­ra­me­tern ba­siert, ein­zu­fü­gen und eine Rol­le ge­stal­ten zu kön­nen, die nicht nur nicht ne­ga­tiv auf­fällt, son­dern sich tat­säch­lich ein­fügt in den Rah­men, in die Welt der In­sze­nie­rung. In die­sen Mo­men­ten wird die Ma­gie des Thea­ters ganz of­fen­sicht­lich. Das ist auch fürs Pu­bli­kum eine spe­zi­el­le Er­fah­rung, wenn je­mand vor den Vor­hang kommt und eine An­sa­ge macht. Auf die Trau­er und die Ent­täu­schung im ers­ten Mo­ment folgt oft eine pri­ckeln­de Span­nung, weil dann je­der mit­fie­bert, ob das jetzt gut­ge­hen wird. Das ist ei­ner der Mo­men­te, wo ich mer­ke, dass eben nicht nur wir auf der Büh­ne da oben und un­ten im Gra­ben den Abend ge­stal­ten, son­dern auch das Pu­bli­kum. Sie alle sind da ein­ge­bun­den mit Ih­rer En­er­gie. Und je mehr so­zu­sa­gen vom Saal kommt, des­to mehr kommt von der Bühne.

Frank Piontek Sie spie­len auf den Sieg­fried der „Götterdämmerung“-Premiere, Clay Hil­ley, an. Ich habe be­wun­dert, wie er die­se Mons­ter­rol­le um­ge­setzt hat. Selbst wenn man die Par­tie schon in der Keh­le hat, ist es eine enor­me Leis­tung, die­se drei lan­gen Akte in­ner­halb von zwei Ta­gen dar­stel­le­risch drauf zu ha­ben. Ge­ra­de in sol­chen Mo­men­ten wird klar, dass die Sän­ger das Zen­tra­le in der Oper sind. Na­tür­lich gibt es kei­ne Oper ohne Or­ches­ter, ohne Re­gis­seu­re gibt es kei­ne Oper, aber die Sän­ger­per­sön­lich­kei­ten sind diejenigen …

Va­len­tin Schwarz … die das Gan­ze tra­gen müs­sen, denn alle an­de­ren kön­nen sich ver­ste­cken! Das, was letzt­lich üb­rig bleibt von all den Ge­dan­ken, kon­zep­tu­el­len Über­le­gun­gen, Er­wä­gun­gen und Ge­sprä­chen, müs­sen die Sän­ge­rin­nen und Sän­ger auf der Büh­ne dem Pu­bli­kum na­he­brin­gen kön­nen. Letzt­lich sind sie völ­lig al­lein, nackt, sie sind nackt mit sich und Ri­chard Wag­ner und die­ser Ver­ant­wor­tung. Sie sind an die­ser Stel­le ja nicht nur Per­son XY, son­dern ver­kör­pern mit ih­rer Rol­le an die­sem Abend eine Ge­schich­te, ein Kon­zept. Das kann, glau­be ich, kei­ne wil­lent­li­che Ent­schei­dung sein, das muss viel­mehr eine Ent­wick­lung sein wäh­rend der Pro­ben, bis al­les in Fleisch und Blut über­geht. Ge­ra­de bei Groß­pro­jek­ten muss man oft über vie­le Wege und Um­we­ge ge­hen. Vor kur­zem habe ich wie­der mal die Ta­ge­bü­cher von Ge­or­ge Lu­cas zu „Star Wars“ ge­le­sen. Der Film wur­de ja als Welt­raum­oper oft ver­gli­chen mit dem „Ring“, die Film­mu­sik hat eine ge­wis­se Po­pu­la­ri­tät erlangt …

Frank Piontek … da wur­de viel ge­klaut von Wagner!

Va­len­tin Schwarz … ohne Wag­ner kein Hol­ly­wood! Das In­ter­es­san­te da­bei ist, dass Ge­or­ge Lu­cas al­les sel­ber er­fun­den hat, die gan­ze Trick­tech­nik gab es da­vor nicht. Lu­cas hat mit Feu­er­ei­fer ver­sucht, ein No­vum zu kre­ieren. Und da liest man, wie er je­den Tag beim Pro­du­zen­ten an­ruft, dass er noch­mal 500 Kilo Sty­ro­por braucht für den To­des­kreu­zer, also ganz ba­na­le Bit­ten und Auf­trä­ge, die lo­gis­tisch und or­ga­ni­sa­to­risch das Pro­jekt be­glei­ten. Der rei­ne An­teil an „Kunst“ ist bei ei­ner In­sze­nie­rung rein zeit­tech­nisch un­ter zehn Pro­zent. Die Pro­ben sind ja so­zu­sa­gen die Pha­se, wo man eine Art von Frei­heit mit den Dar­stel­lern ent­wi­ckelt, wo man kon­kret am Werk ar­bei­tet. Und da­ne­ben ist es na­tür­lich eine or­ga­ni­sa­to­ri­sche Meis­ter­leis­tung für je­des Haus, ei­nen „Ring“ zu stem­men. Es kommt da­bei im­mer auch zu ganz un­vor­her­ge­se­he­nen Si­tua­tio­nen, aber am Schluss muss der Lap­pen hoch.

Blick auf die Büh­ne – Foto: Mo­ni­ka Beer

Fra­ge aus dem Pu­bli­kum Das war ein in­ter­es­san­ter Rück­blick, mir fehlt jetzt noch der Aus­blick. Was pas­siert die­ses Jahr? Was ist an­ders? Was wol­len Sie ver­bes­sern? Wo ha­ben Sie selbst De­fi­zi­te gesehen?

Va­len­tin Schwarz Bay­reuth ist eine Werk­statt und es ist pa­ra­do­xer­wei­se auch so: Selbst wenn et­was ganz toll ge­we­sen wäre letz­tes Jahr, gibt es kei­ne Ga­ran­tie, dass es die­ses Jahr wie­der ge­nau­so ist. Das Me­di­um Thea­ter wan­delt sich stets. Es gibt kei­ne Ga­ran­tie für gar nichts, je­der Abend hat un­ter­schied­li­che Mo­men­te. Na­tür­lich ist es so, dass der „Ring“ wei­ter­ar­bei­tet in ei­nem. Man geht da nicht raus und sagt, so jetzt al­les ist fer­tig und ab in den Ur­laub. Auch die­ses Jahr bin ich in Bay­reuth und freue mich sehr auf die Ar­beit mit den Sän­ge­rin­nen und Sän­gern. Mei­ne gro­ße Fra­ge wäh­rend der letz­ten Mo­na­te in der Be­schäf­ti­gung mit dem „Ring“ war: Wo kann ich Ver­ständ­nis­hil­fen ge­ben, wo kann ich ver­su­chen, noch ein biss­chen deut­li­cher zu wer­den? Das heißt, es gab ei­ni­ge Mo­men­te im „Ring“, die aus ver­schie­dens­ten Grün­den nicht von al­len wahr­ge­nom­men wur­den. Ich rede jetzt gar nicht von Ver­ständ­nis im Sinn von in­tel­lek­tu­el­lem Ver­ste­hen und Nach­voll­zie­hen, son­dern im Sinn von Sicht­bar­keit. Wel­che Mo­men­te, wel­che Ges­ten, Kos­tüm­de­tails, Re­qui­si­ten, Licht­stim­mun­gen, wel­che ent­schei­den­den Punk­te in mei­ner In­sze­nie­rung wa­ren viel­leicht ein biss­chen un­ter­be­lich­tet und ent­spra­chen in ih­rer sze­ni­schen Wir­kung nicht ganz der Wich­tig­keit, die ich ih­nen zu­mes­sen möch­te als Regisseur?
Auch mir hat sich mit­ge­teilt, dass das Gan­ze für man­che in ei­ner ge­wis­sen Wei­se her­me­tisch wirkt. In die­ser In­sze­nie­rung, die­ser Art von „Ring“-Überschreibung, ist an vie­len Schräub­chen ge­dreht wor­den. Man kann jetzt über­le­gen, ob an die­ser oder je­ner Stel­le et­was an­ders sein könn­te oder ob es nicht zwei Akte spä­ter oder im nächs­ten Teil da­durch ein gro­ßes Pro­blem gibt, so dass das gan­ze Kar­ten­haus zu­sam­men­fällt. Also, das ist ein dif­fi­zi­les Ding! Gleich­zei­tig nut­ze ich auch ger­ne Aben­de wie die­sen, weil ich ja in ei­nen Aus­tausch mit dem Pu­bli­kum kom­men und Ihre Ein­drü­cke hö­ren möch­te. Ich bin nicht nach Bam­berg ge­fah­ren, um ir­gend­et­was zu recht­fer­ti­gen oder zu be­haup­ten, dass et­was nur die­se eine Be­deu­tung ha­ben kann. Das in­ter­es­siert mich über­haupt nicht bei ei­ner In­sze­nie­rung, son­dern mich in­ter­es­siert, wie es An­drej Tar­kow­sky, der gro­ße rus­si­sche Film­re­gis­seur, ge­sagt hat: Ein Buch, ge­le­sen von tau­send Leu­ten, das sind tau­send Bü­cher. Das ist auch mei­ne Er­fah­rung. Je­der von den Men­schen, die im „Ring“ sa­ßen im Fest­spiel­haus, je­der, der den Mut hat­te, sich Ge­dan­ken zu ma­chen und nicht den Nach­barn nach­zu­plap­pern, der hat eine ei­ge­ne, in­ter­es­san­te Mei­nung dazu. Da sind oft auch Be­ob­ach­tun­gen da­bei, die ich als Re­gis­seur sel­ber gar nicht ge­macht habe. Das wie­der­um be­zeugt die Uni­ver­sa­li­tät des „Rings“. Die­sen Va­ri­an­ten­reich­tum in der Re­zep­ti­on, der hier über die letz­ten 150 Jah­re ent­stan­den ist, gibt es so bei kei­nem an­de­ren Werk.

Frank Piontek Goe­the hät­te ge­sagt: Legt ihr’s nicht aus, so legt ihr’s ein. Wenn man also als Zu­schau­er et­was sieht und in­ter­pre­tiert – ob Sie das so an­ge­legt ha­ben oder nicht –, ist das kein Pro­blem. Die­se Of­fen­heit muss da sein.

Va­len­tin Schwarz Ich bin ja auch kein Mensch, der sagt, so muss es ge­le­sen wer­den. Das größ­te Miss­ver­ständ­nis ist doch zu den­ken – und das gilt auch für die Re­gie –, dass der Künst­ler sein Werk am bes­ten er­klä­ren kann. Da tut man dem Werk gro­ßes Un­recht. Es ist in der Re­gel so, dass die Wer­ke grö­ßer sind als ihre Schöp­fer und viel mehr aus­lö­sen, als man als ein­zel­ner In­ter­pret glaubt, her­ein­brin­gen oder be­ab­sich­ti­gen zu kön­nen. Ich habe schö­ne E-Mails und Brie­fe von Men­schen be­kom­men, die mir er­zäh­len, dass sie zu die­ser und je­ner Sze­ne tie­fe bio­gra­fi­sche Er­in­ne­run­gen ha­ben. Das sind letzt­lich nur An­ek­do­ten für je­den ein­zel­nen, man­che ha­ben das er­lebt, an­de­re na­tür­lich nicht, aber auch das ist der Reich­tum ei­nes Abends, den man ge­mein­sam erlebt.

Frank Piontek Viel­leicht fra­gen wir mal pro­vo­kant die­je­ni­gen im Saal, die letz­tes Jahr im kom­plet­ten „Ring“ in Bay­reuth wa­ren, nach ih­rer Mei­nung. Trifft sich das mit dem, was Sie ge­se­hen ha­ben oder ist ein Wi­der­stand ent­stan­den oder wur­den Sie bestätigt?

Ka­tha­ri­na Wag­ner Die Wahr­neh­mung und In­ter­pre­ta­ti­on ist ex­trem un­ter­schied­lich. Mir ge­fällt der ge­sam­te „Ring“, ich bin ich aber ein aus­ge­wie­se­ner Fan der „Göt­ter­däm­me­rung“. Und um noch­mal die „Wal­kü­re“ an­zu­spre­chen: Wenn Wo­tan den Ehe­ring am Ende vom Fin­ger nimmt und in das Glas wirft, war mir das per­sön­lich ein­fach als Ges­te noch zu klein. Die­ser Akt­schluss ist un­glaub­lich gut, aber wenn man eben die­sen Mo­ment ver­passt, be­kommt man die Dra­ma­tik der Si­tua­ti­on nicht voll­ends mit. Dann fehlt eine we­sent­li­che In­for­ma­ti­on, das heißt, die Ges­te des Sän­gers muss ein­fach ein biss­chen grö­ßer sein. Das ist ja auch der Un­ter­schied zum Film: In der Oper schau­en Sie nicht wie durch eine Ka­me­ra nur auf et­was Be­stimm­tes, ganz ab­ge­se­hen da­von ist es auch so, dass ein Pu­bli­kum die Au­gen qua­si über­all hat und ganz un­ter­schied­li­che Punk­te oder De­tails fo­kus­siert. Dann ist es un­se­re Auf­ga­be als Re­gis­seu­rin oder Re­gis­seur, den Fo­kus auf eine Sze­ne, Ges­te oder auch ein Re­qui­sit zu len­ken. Das kön­nen manch­mal Klei­nig­kei­ten sein. Nicht je­des Mal ist jede Ges­te gleich groß – und bei der Pre­mie­re bei­spiels­wei­se hat­te Herr Ko­niecz­ny den Büh­nen­un­fall! Wenn dann ganz kurz­fris­tig je­mand ein­sprin­gen muss, sind das Um­stän­de, die auch für uns ex­trem her­aus­for­dernd sind und wo dann plötz­lich auch et­was We­sent­li­ches, ob groß oder klein, feh­len kann.

Fra­ge aus dem Pu­bli­kum Ich war von vie­lem be­geis­tert, aber der Schluss­akt der „Göt­ter­däm­me­rung“ war für mich ka­ta­stro­phal – zu trist, zu un­über­sicht­lich und un­ver­ständ­lich. Aber ich wer­de mir den „Ring“ heu­er noch­mal an­se­hen. Wird es denn die Ein­füh­rung von Herrn Kuhn und die an­de­ren Tex­te zum „Ring“ wie­der geben?

Ka­tha­ri­na Wag­ner Die Ein­füh­rung macht jetzt wie­der Herr Dr. Fried­rich im Fest­spiel­haus. Die Re­mo­te-Lö­sung war Co­ro­na ge­schul­det. Wir wer­den sei­ne Vor­trä­ge aber auch auf­zeich­nen, die sind dann ab­ruf­bar. Bis da­hin sind die vir­tu­el­len Ein­füh­run­gen von Herrn Kuhn auf der Web­site verfügbar.

Frank Piontek Man merkt, das Be­dürf­nis der Zu­schau­er und Zu­schaue­rin­nen nach Er­klä­rung ist groß. Die An­ek­do­te mit den Re­clam­hef­ten war ja nicht er­fun­den. Ich fin­de das gut, ich fin­de, das ist ein gu­tes Zei­chen, dass die Leu­te sich be­mü­hen, in die­se Tie­fen ein­zu­drin­gen. Ge­ra­de an­spruchs­vol­le In­sze­nie­run­gen, die nicht an je­der Ecke ge­lun­gen sind und die Rät­sel hin­ter­las­sen, sind al­le­mal bes­ser als volks­schul­haf­te Pro­duk­tio­nen, wo ei­nem mit dem Holz­ham­mer die „rich­ti­gen“, po­li­tisch kor­rek­ten Ideen ent­ge­gen­ge­bracht wor­den sind. Rät­sel müs­sen auch im Thea­ter sein.

Va­len­tin Schwarz Ich wür­de das ger­ne noch ver­all­ge­mei­nern, weil beim „Ring“ im­mer vom po­li­ti­schen Ge­halt die Rede ist. Was für po­li­ti­sche Po­si­tio­nen wer­den hier ver­han­delt? Mir per­sön­lich ist ganz klar ge­we­sen, in der heu­ti­gen Zeit, wo wir uns in ei­nem Wer­te-Va­ku­um be­fin­den und uns als Ge­sell­schaft gar nicht mehr drauf ei­ni­gen kön­nen, wel­chen Ideo­lo­gien, wel­chen Wer­ten wir fol­gen sol­len, wo Talk­run­den es­ka­lie­ren an­statt dass die Leu­te mehr auf Kon­sens, Ver­ständ­nis und auf die bes­ten Ar­gu­men­te schau­en, in die­ser all­ge­mei­nen Ver­un­si­che­rung ist na­tür­lich das Be­dürf­nis groß nach Er­klärm­odel­len, die uns Si­cher­heit ver­mit­teln. Das ist ein Ur­wunsch von Kunst über­haupt, dass sie letzt­lich eine Art von Richt­li­nie bringt und sagt, was rich­tig und was falsch ist. Der „Ring“ hat ja auch sehr viel Po­ten­ti­al, in der Per­spek­ti­ve der ver­schie­dens­ten Ideo­lo­gien, in je­dem Ex­trem des po­li­ti­schen Spek­trums  ge­le­sen zu wer­den – schon durch die Per­sön­lich­keit Wag­ners sel­ber, aber auch durch die Re­zep­ti­on. Für mich habe ich eine Gren­ze ge­zo­gen und ge­sagt, dass die­ser „Ring“ sich nicht mit ei­ner über­ge­stülp­ten Ideo­lo­gie ver­trägt. Er ver­han­delt na­tür­lich ein­zel­ne Po­si­tio­nen wie das Macht­stre­ben aus den Fi­gu­ren her­aus, ver­han­delt eine gro­ße Na­tur­zer­stö­rung, die Wag­ner ex­trem früh be­ob­ach­tet hat und die im „Ring“ im­mer wie­der auf­ge­grif­fen wird – wir sind da wie­der bei der Ge­ne­ra­tio­nen­ver­ant­wor­tung, das gro­ße The­ma mei­ner In­sze­nie­rung –, aber ich neh­me mir die Frei­heit zu sa­gen, es wird nicht jede Sze­ne un­ter dem Blick­win­kel von die­ser oder je­ner geis­ti­gen Aus­gangs­la­ge ge­le­sen, son­dern viel­mehr ge­schaut, was die Fi­gur in dem Mo­ment tun möch­te. Und das kann sehr wi­der­sprüch­lich sein zu dem, was sich die Fi­gur in der vo­ri­gen Sze­ne ge­wünscht hat. Das ist mir sehr viel nä­her und auch heu­ti­ger als eine wie auch im­mer ge­ar­te­te ideo­lo­gi­sche Sicht.

Frank Piontek Zu­ge­spitzt ge­sagt, Sie rea­li­sie­ren den „Ring“, in­dem Sie ihn noch­mal frag­men­tie­ren und Ihre ei­ge­ne Sicht auf die Fi­gu­ren le­gen, in­dem Sie förm­lich hin­ein­krie­chen in die Fi­gu­ren und nicht sa­gen, Wag­ner ist links – wie es Herr Berm­bach macht –, Wag­ner ist rechts, wie es die Na­zis ge­macht ha­ben. Son­dern Sie grei­fen sich die Li­zenz, den „Ring“ von heu­te aus der ein­zig mög­li­chen Po­si­ti­on, näm­lich Ih­rer, zu deu­ten. An­de­re gibt’s glau­be ich nicht.

Va­len­tin Schwarz Mei­ne Deu­tung, das möch­te ich hier in die­ser Run­de noch ein­mal her­vor­he­ben, ist nur ein Rah­men. Was Sie auf der Büh­ne se­hen, ist ein Aus­gangs­punkt für As­so­zia­tio­nen, die Sie per­sön­lich zu die­ser In­sze­nie­rung ha­ben. Es gibt kei­ne Ge­brauchs­an­wei­sung, auch nicht die gro­ße Schnit­zel­jagd, bei der 100 Punk­te kriegt, wer das und das er­kennt. Al­les ist ver­tan, wenn man hier ver­sucht, ein­deu­ti­ge Lö­sun­gen zu fin­den. Es gibt kei­ne ein­fa­che Ant­wort auf die kom­ple­xen Din­ge des Le­bens – und das nervt nicht nur, das tut auch wahn­sin­nig weh. Je­der kann na­tür­lich für sich sel­ber eine ei­ge­ne Wahr­heit fin­den und das er­mu­ti­ge ich auch. Aber uns wird hier kei­ne ver­ab­so­lu­tier­te Ant­wort retten.

Frank Piontek Das er­in­nert mich an die Ar­bei­ten von Wie­land Wag­ner, die ich bis auf eine post­hu­me „Lohengrin“-Aufführung in Ber­lin nur aus Tex­ten und Bil­dern ken­ne. Sie sind ihm, der eine ganz an­de­re Ar­beits­me­tho­de hat­te, an­de­re Bil­der ent­wor­fen und ganz an­de­re Ges­tik auf der Büh­ne rea­li­siert hat, nä­her als man denkt: näm­lich im ex­pe­ri­men­tel­len Cha­rak­ter. Es ist ja kein Zu­fall, dass Wie­land Wag­ner je­des Jahr – „Nichts ist ewig!“, hat er ge­sagt – die In­sze­nie­run­gen in den Wie­der­auf­nah­men ver­än­dert und prak­tisch für man­che Sze­ne, für gan­ze Akte neu er­ar­bei­tet hat. Eine Ent­wick­lung kam aus der nächs­ten, er war im­mer „in mo­ti­on“, in Be­we­gung. Wie­land Wag­ner gilt heu­te zu­recht als He­ros des so­ge­nann­ten Mu­sik­thea­ters, war aber, was man­che ver­ges­sen, ei­ner der um­strit­tens­ten Re­gis­seu­re. Die ers­ten Tril­ler­pfei­fen im Fest­spiel­haus gab es, glau­be ich, bei den „Meis­ter­sin­gern“ 1963. Wenn man heu­te die Bil­der sieht, denkt man, das kann doch nicht wahr sein! Er­re­gung war und ist nicht das Schlech­tes­te fürs Thea­ter. Heu­te wird auch ge­tril­lert, ich war­te nur dar­auf, dass es ir­gend­wann heißt: „Es war so schön da­mals beim Schwarz, weißt du noch?“ So wird es sein.

Ka­tha­ri­na Wag­ner Wir mes­sen die Laut­stär­ke der Re­ak­tio­nen im Pu­bli­kum nicht, aber mit dem Smart­phone kann so et­was na­tür­lich fest­ge­hal­ten wer­den. Beim „Ring“ von Frank Cas­torf gab es eben­falls deut­lich lau­te Re­ak­tio­nen. Nun plötz­lich heißt es tat­säch­lich – da muss­te ich schon ein biss­chen la­chen: „Was war der Cas­torf doch schön!“ Ja, die Din­ge wie­der­ho­len sich. Den­ken Sie auch an den „Lo­hen­grin“ von Hans Neu­en­fels, der im letz­ten Jahr Kult­sta­tus er­langt hat­te! Also, schaun mer mal …

Fra­ge aus dem Pu­bli­kum Es gab in Ih­rer In­sze­nie­rung Fi­gu­ren, die nicht bei Wag­ner im Li­bret­to ste­hen. Ist das ein an­de­rer Wagner?

Va­len­tin Schwarz Je­der Ton wird ge­spielt, und zwar zur Gän­ze. Ein an­de­rer Wag­ner kann gar nicht sein. Es ge­hört zum We­sen der Bay­reu­ther Fest­spie­le und des Mu­sik­thea­ters per se, dass es eine be­stän­di­ge Er­neue­rung gibt. Es gibt – das hat Wag­ner als ei­ner der pro­gres­sivs­ten Thea­ter­ma­cher sei­ner Zeit schon sel­ber ein­ge­for­dert – kei­nen Still­stand im Thea­ter, denn es ist eine Kunst, die aus dem Mo­ment ge­bo­ren ist. Na­tür­lich sind die Ge­schmä­cker ver­schie­den, na­tür­lich gibt es auch eine Art von Nost­al­gie bei vie­len Zu­schaue­rin­nen und Zu­schau­ern, die ich mit­emp­fin­den kann. Vie­le ver­bin­den eine ganz be­stimm­te In­sze­nie­rung mit ei­nem Er­we­ckungs­er­leb­nis, dem Zu­gang über­haupt zu Wag­ner. Die­sem Ur­bild kann die Wirk­lich­keit nicht ent­spre­chen, und zwar le­bens­lang. Ich per­sön­lich emp­fin­de das aber nicht als et­was Ne­ga­ti­ves, wenn man sagt, es wird im­mer schlim­mer und der nächs­te „Ring“ wird noch schreck­li­cher – son­dern im Ge­gen­teil. Es ist ja so, dass man et­was nach­jagt, ei­ner Idee, wie der „Ring“ sein soll­te, wie man sich ihn wünscht, was man hin­ein­pro­ji­ziert aus der ei­ge­nen Er­in­ne­rung. Ich glau­be, dass man sei­ne Ein­stel­lung dazu auch ver­än­dern kann, in­dem man auf­hört mit den Ver­glei­chen, die Auf­merk­sam­keit in ei­nen an­de­ren Win­kel lenkt und sich fragt: Was habe ich ei­gent­lich Neu­es ge­se­hen? Das trägt we­sent­lich zu ei­ner neu­en Er­kennt­nis bei. Und selbst wenn die Er­kennt­nis sein soll­te, dass et­was für mich per­sön­lich nicht funk­tio­niert, ist es trotz­dem eine Schär­fung des ei­ge­nen Be­wusst­seins und der ei­ge­nen äs­the­ti­schen Wahr­neh­mung. Jede Be­geg­nung mit Kunst­wer­ken bringt uns wei­ter zu dem, was wir ei­gent­lich sein wol­len. Wenn ich in In­sze­nie­run­gen gehe, wo ich mir an­schlie­ßend den­ke „Schreck­li­cher Abend, hat über­haupt nicht funk­tio­niert“, sage ich das nicht aus Ko­ket­te­rie, weil ich sel­ber Re­gis­seur bin, son­dern ich den­ke mir dann, was hät­te ich denn an­ders ge­macht, was hät­te bes­ser funk­tio­nie­ren kön­nen? Und plötz­lich wird aus dem de­struk­ti­ven Im­puls et­was Kon­struk­ti­ves. Auch als Zu­schau­er kann man sich sel­ber so­zu­sa­gen in ei­nen krea­ti­ven Zu­stand be­ge­ben. Und das ist eine Chan­ce, die, wie ich glau­be, beim Kunst­ge­nuss auch eine der schöns­ten ist.

An­mer­kung aus dem Pu­bli­kum Wenn ich im Nach­hin­ein sehe, wie der Castorf-„Ring“ die heu­ti­ge Zeit vor­aus­ge­se­hen hat und wie ich ihn heu­te ver­stan­den habe, dann be­fürch­te ich, dass auch Sie den Er­folg Ih­res „Rings“ nicht ver­hin­dern können!

Ka­tha­ri­na Wag­ner Was ich an die­sem „Ring“ so ex­trem gut, aber gleich­zei­tig auch her­aus­for­dernd und in ge­wis­ser Wei­se an­stren­gend fin­de, ist die Men­ge an In­for­ma­ti­on, die in sehr kur­zen Ab­stän­den auf uns ein­stürmt. Ich habe das in die­ser Dich­te noch nie er­lebt. Wenn ich raus bin nach ei­nem Akt, habe ich mich im­mer ge­fragt, är­gert mich das jetzt? Aber mal ehr­lich, ge­nau­so ist doch un­se­re Zeit der Reiz­über­flu­tung! Ich ma­che Face­book auf, scrol­le her­un­ter, habe hier und da eine In­for­ma­ti­on, dann klin­gelt das Te­le­fon und ich wer­de au­ßer­dem von der Sei­te an­ge­re­det: Das ist ja ge­nau das Heu­te. Und du, Va­len­tin, hast da­mit den Na­gel auf den Kopf ge­trof­fen. Du be­schreibst das mit dei­nen Mit­teln und das ist ex­trem fas­zi­nie­rend. Es hat eine ge­wis­se Auf­dring­lich­keit, die auch mal weh­tun kann, aber das ist gut so.

An­mer­kung aus dem Pu­bli­kum Ich habe noch nie über eine In­sze­nie­rung so viel nach­ge­dacht wie über die­sen „Ring“. Er hat mich Tag und Nacht be­schäf­tigt, ich habe dem nächs­ten Teil ent­ge­gen­ge­fie­bert, was denn dann al­les pas­siert. Es war so span­nend, dass ich es un­be­dingt noch­mal se­hen muss. Ich kann nur al­len emp­feh­len, schau­en Sie sich das an – und zwar kom­plett, den Zy­klus von A bis Z.

Ka­tha­ri­na Wag­ner Ja, bei die­ser In­sze­nie­rung ist es be­son­ders wich­tig, den „Ring“ ge­schlos­sen, als Gan­zes zu se­hen und zu ver­ste­hen. Denn es ist schwie­rig, die Ent­wick­lung und die Zu­sam­men­hän­ge zu ver­ste­hen, die auf­ein­an­der auf­bau­en, wenn ein Teil fehlt.

Fra­ge aus dem Pu­bli­kum Was kommt Gro­ßes nach dem „Ring“?

Va­len­tin Schwarz Et­was Grö­ße­res gibt es für mich nicht. Den „Licht“-Zyklus wer­de ich nicht an­ge­hen, denn mich trennt dann doch ein biss­chen viel von Stock­hausen als Mensch. Der „Ring“ ist na­tür­lich der Ze­nit, ist für mich auch künst­le­risch eine Art Zä­sur, ist eine Mög­lich­keit für mich, das, was ich über das Me­di­um Mu­sik­thea­ter er­fah­ren habe, auch wirk­lich zu nut­zen. Ich sehe das schon als ein­ma­li­ge Chan­ce, die­se vier­zehn Stun­den lang mein künst­le­ri­sches Cre­do zu prä­sen­tie­ren. Und dar­um hab ich jetzt auch Pro­ble­me, wenn wei­te­re An­fra­gen kom­men. Je­des Werk hat zwar was Neu­es zu er­zäh­len, aber ich fra­ge mich, was möch­te ich denn da per­sön­lich ein­brin­gen, was ich noch nicht im „Ring“ ein­ge­bracht habe. Ich habe Wag­ners „Ring“ eben nicht nur in­ter­pre­tiert, son­dern er ist für mich sel­ber eine Art von ei­ge­nem Ge­mäl­de, ein Selbst­por­trät, in das ich mei­ne per­sön­li­chen Far­ben ein­ge­bracht habe, die ich jetzt erst mal trock­nen las­se. Manch­mal muss ich noch ein biss­chen nach­ma­len, viel­leicht auch ei­nen neu­en Rah­men drum rum set­zen, mal schau­en. Aber ver­kauft wird das Bild noch nicht.

Leicht ge­kürz­te Ver­si­on der Ge­sprächs- und Fra­ge­run­de vom 6. Juni 2023 im Kufa-Saal in Bamberg.

Frank Piontek, Ka­tha­ri­na Wag­ner und Va­len­tin Schwarz nach der er­gie­bi­gen Ge­sprächs­run­de – Foto: Mo­ni­ka Beer

Die kos­ten­lo­sen Ein­füh­rungs­vor­trä­ge von Dr. Sven Fried­rich an al­len Auf­füh­rungs­ta­gen je­weils um 10.30 Uhr im Fest­spiel­haus kön­nen erst­mals grund­sätz­lich von al­len Fest­spiel­be­su­chern, die eine Ein­tritts­kar­te für die Sai­son 2023 ha­ben, be­sucht wer­den. Die Vor­trä­ge wer­den auf­ge­zeich­net und ste­hen nach der Pre­mie­ren­se­rie auch on­line zur Verfügung.
Die Vor­trä­ge von Kon­rad Kuhn aus 2022 fin­den Sie wie folgt:
„Das Rhein­gold“
„Die Wal­kü­re
„Sieg­fried“
„Göt­ter­däm­me­rung“
Auch die „Ring“-Erzählung von Va­len­tin Schwarz aus dem Vor­jahr, ge­spro­chen von Jens Har­zer, Mar­ti­na Ge­deck, Syl­ves­ter Groth und Dag­mar Man­zel, kann man noch nach­hö­ren: https://​www​.bay​reu​ther​-fest​spie​le​.de/​f​e​s​t​s​p​i​e​l​e​/​p​o​d​c​a​s​t​/​p​o​d​c​a​s​t​-​r​i​n​g​-​d​e​s​-​n​i​b​e​l​u​n​g​en/

Ein Kommentar zu „„Es gibt keine einfache Antwort auf die komplexen Dinge des Lebens““

Kommentare sind geschlossen.