Beim „Ring“-Gespräch zwischen Regisseur Valentin Schwarz und Frank Piontek im Saal der Kulturfabrik Bamberg (Kufa) war Festspielleiterin Katharina Wagner prominenter Gast und beteiligte sich an der Diskussion. Hier eine leicht gekürzte Version der Gesprächs- und Fragerunde vom 6. Juni 2023.
Frank Piontek Um mich auf diesen Abend vorzubereiten, habe ich mir nochmal das Programmheft angesehen und war wieder begeistert über die Stringenz, mit der dort die Inszenierung begleitet worden ist. Lesen schändet nicht, man bildet sich beim Lesen. Im letzten Sommer stand in einer Zeitung, man konnte während der „Ring“-Aufführungen beobachten, dass Zuschauer in den Pausen mehr oder weniger verzweifelt in Reclamhefte vertieft waren. Eine schöne Geschichte, die Leute lesen endlich Wagner! Im Festspielhaus gibt es ja keine Übertitel – das ist schade, Frau Wagner, Sie müssten da endlich was machen! Nein, im Ernst, es ist gut, dass es keine Übertitel gibt: Man sollte, man muss das Stück kennen. Im Programmheft steht, und das ist weder neu noch besonders originell: Im Grunde ist der „Ring“ eine Familiengeschichte. Jeder sieht es, wenn man auf die Bühne schaut, es ist ein weitläufiges Haus, aus verschiedenen Perspektiven gebaut, die Götter, Halbgötter und Menschen, Lichtalben und Schwarzalben, alle sind Mitglieder der Großfamilie. Kritiker, sehr informierte Wagnerfreunde und Kenner habe ich sagen hören: „Ist ja alles schön und gut, aber da wird ja was runtergebrochen“. Und dann fällt das Stichwort Mythos. Die zentrale Frage ist also: Wo, lieber Herr Schwarz, bleibt der Mythos, warum brechen Sie das runter?
Valentin Schwarz Kurz vorausgeschickt, bevor ich in den Mythos abtauche: Es ist für mich ein Teil von diesem „Ring“, mit Ihnen solche Abende zu verbringen. Es ist für mich ein Teil des „Ring“-Erlebens, der „Ring“-Erfahrung, über den „Ring“ zu sprechen. Diese Woche, die man auf dem Grünen Hügel verbringt, ist eben nicht nur das Schauen auf die Bühne, das Wundern und Rascheln mit dem Programmheft, sondern es ist auch das Reden darüber, der Austausch.
Beim Mythos war für uns zunächst die Methodik von Wagner der entscheidende Punkt. Wagner hat für den „Ring“ nicht einfach eine Geschichte, einen bestimmten Mythos genommen und in Töne gesetzt, sondern eine Mythen-Collage geschaffen. Er hat sich für sein Libretto wie aus einem Steinbruch Motive und Figuren aus der nordischen Geschichte, aus allen Versionen der Edda und der Völsunga zusammengesucht und das kompiliert mit eigenen Ideen. Beispielsweise kommt der Ring selber, das Objekt aus dem Titel, in keinem Mythos vor, den er vorgefunden hat. Die Methode, die er hier verwendet – ich würde sagen multimedial verwendet, indem er erst Prosa schreibt, dann den Text in Verse fasst, komponiert und selber auch noch inszeniert bis hin zur Uraufführung, die, wie wir alle wissen, nur die Basis für die Weiterarbeit sein soll –, diese Mythos-Anverwandlung war für uns wesentlich. Mythos bedeutet für uns die Mischung aus einem persönlichen Zugang von Figuren und Konstellationen – Archetypen hat Wieland Wagner dazu gesagt –, die so universell sind, dass sie uns anspringen und Möglichkeiten zur Identifikation geben, gleichzeitig aber kombiniert mit Elementen inkommensurabler Archaik und Urgründen. Es gibt Zustände und Situationen im „Ring“ – schon allein das Thema Inzest wäre abendfüllend –, die durch die Zeiten und Epochen auftauchen und immer wieder zu extremen Irritationen führen. Diese Mischung aus Wohlbekanntem und völlig Abwegigem, aber genauso zur Gesellschaft Gehörigem, das alles zusammengefügt ist für mich der Mythos-Begriff, dem wir hier entsprechen wollten.
Frank Piontek Haben Sie, als Sie das Konzept erarbeitet und dann in der harten Praxis der Inszenierung realisieren mussten, bewusst eingeschlossen, dass es Situationen gibt, die sich eben aus diesem Mythenreservoir ergeben, die vielleicht gar nicht zusammengehören, die Wagner brachial, aber genial nur zusammengekittet hat? Haben Sie einkalkuliert, dass das nichts ausmacht, wenn für die Zuschauer eine Situation mal vielleicht aus dem Ruder läuft auf den ersten Blick? Haben Sie sozusagen auf diese Totalität verzichtet, die früher die Regisseure alle hatten?
Valentin Schwarz Das Spannende ist doch, dass der „Ring“ an sich unglaublich widersprüchlich ist. Man wird endlos Punkte finden – sie basieren natürlich auf den verschiedenen Stadien der Entstehung und der extrem langen Werk- und Wirkungsgeschichte –, wo der „Ring“ selber aneckt, wo der „Ring“ in seinen Erzählungen, die immer wieder das Vergangene aufgreifen, sich nicht rundet, kein Ganzes wird. Wagner stellt die verschiedensten Geschichten einfach nebeneinander und hat dazu genialisch das System der Leitmotivik geschaffen. Das Orchester ist es, das trotz aller Widerstände und Widersprüche den „Ring“ erzählt. Wagner benutzt – und darin gehört er auch ernst genommen – das Medium der Musik als Kitt, um alles in seiner „Ring“-Welt zusammenzuhalten.
Bei uns ist eine sehr moderne Welt, denn ich denke, im „Ring“ geht es um das Hier und Jetzt, in dem wir diese Geschichte alle erleben und den Personen, die den „Ring“ über die vier Abende darstellen, immer weiter folgen können, auch biografisch, in all den unglaublichen Widersprüchen – in der einen Szene ein liebevoller Vater, der in der nächsten die Tochter auf dem Felsen ausgesetzt hat, in der einen Szene geht es um eine große Liebe und die Freude über die Nachkommen, in der nächsten wird diese Nachkommenschaft extrem instrumentalisiert, werden Kinder und Kindeskinder nur benutzt. Genau das macht den „Ring“ so modern: Mein Gott , da sind ja – deshalb auch der allzu oft gebrauchte Fernseh- und TV-Serienbegriff – Gefühle und Zustände, die man weiterverfolgen will, die einen nicht mehr loslassen, da sind Menschen, die uns unglaublich nah, aber auch unglaublich fern sind, die widersprüchlich und schwer einzuordnen sind. Wer ist gut? Wer ist böse? Wer hat Schuld? Wer ist Opfer, wer ist Täter? Lauter schwierige Fragen. Genau das mit den Sängerinnen und Sängern herauszufinden, wie die Figuren sich verändern, ist sehr spannend. Die menschliche Komponente zählt für mich viel mehr als ein abstrakter Rahmen.
Frank Piontek Wenn man über Wagner spricht, ist selten von der Musik die Rede, vielleicht weil das auch wirklich schwierig ist. Wie verhalten Sie sich zur Musik, die dramatisch vorgegeben ist, wenn Sie eine Inszenierung vorbereiten, egal ob das von Verdi ist oder Wagner oder Donizetti? Welchen Rang hat die Musik für Sie, wie gehen Sie in Ihrem Arbeitsprogramm mit ihr um?
Valentin Schwarz Das ist eben nicht so wie bei Verdi oder Mozart, denn jeder Komponist hat seine eigenen Gesetze und Voraussetzungen, mit denen man als Regisseur umgehen muss. Gerade bei Wagner – die Leitmotive, die unendliche Melodie – geht es um eine Struktur, die er an das Werk anzubinden versucht, geht es um die Motivik, die er gewissermaßen darüberstülpt. Als Regisseur muss man Entsprechungen finden, muss diese Struktur ernstnehmen und bedienen. Musik ist beim ersten Hören immer erstmal Emotion, egal ob Wagner oder Verdi. Die Gefühle und die großartigen Ausbrüche sind der Ausgangspunkt von dem, was Theater eigentlich darstellt, sie definieren Oper und Musiktheater. Bei Wagner ist es aber so, dass die Emotionalität nicht nur im rein Affekthaften verbleibt – wie in der Barockoper, wo letztlich die Intrige in die Tonne geklopft werden kann und trotzdem sind das wunderbare Arien, oder bei Verdi, wo letztlich eine völlige Unterordnung gegenüber dem Szenischen herrscht, denn er war ein Praktiker, der wusste, dass nach zwanzig Minuten die Stretta kommen muss, sonst geht’s nicht weiter. Verdi hat sich den Theaterbedürfnissen untergeordnet, Wagner hat sich bekanntlich überhaupt nicht darum geschert, wie lange wir warten müssen bis zur Pause. Das war ihm egal, denn es ging ihm immer um die Inhalte, die Raum bekommen müssen, die auserzählt werden müssen. Diese Emanzipation von Wagner gegenüber den traditionellen Methoden der Oper des 19. Jahrhunderts macht ihn erstmal sympathisch. Sein Über-den-Schatten-Springen zeugt auch davon, wie ernst es ihm als Visionär war.
Wenn man dann tiefer eindringt in Wagners Leitmotivik, herrschen viele Missverständnisse vor. Es gibt in fast jedem Buch zum „Ring“ schöne Tabellen, es gibt sogar schon Apps, die mein kleiner Bruder ganz witzig findet. Die vielen Leitmotive sind für sich genommen aber nicht das Wesentliche, denn wesentlich ist gerade die Veränderung dieser Motive. Sie bleiben in diesen vierzehn Stunden ja nicht stehen, sondern sie transformieren sich, sie kontextualisieren sich immer wieder neu, je nachdem, wie die Situation sich entwickelt, sie altern tatsächlich auch – wie die Figuren – und finden sich wieder in Zusammenhängen, die sie vorher gar nicht gekannt haben: Eine Metamorphose würde ich das fast nennen, die in der „Götterdämmerung“ zum unentwirrbaren Ganzen wird, wo sich gar nichts mehr aufdröseln lässt und immer mehr Motive aufscheinen. Dieses Prinzip der Verwandlung der Motive wollten wir methodisch weiterdenken.
Für uns ist es eben nicht so, dass es eine Quid-pro-quo-Äquivalenz gibt nach dem Motto: Dieses Motiv bedeutet das, dieses jenes und der Ring ist gleich das Kind… Sondern die Motive entwickeln sich weiter. Es ist doch spannend auf der Szene zu sehen, wie das „Ring“-Kind wächst, wie es im „Rheingold“ älter wird, wie es später als Erwachsener versucht, eine Art von Freiheit zu bekommen und eigenen Willen äußert. Auf einmal fängt es selber an zu denken, zu wünschen und zu wollen. Ich glaube, damit sind wir Wagner strukturell sehr nahe. Gerade auch in dieser Wandlungsfähigkeit ist es interessant zu erkennen, wie wenig der Ring selber letztlich wirkt. Es ist eine der großen Paradoxien im „Ring“, dass der Ring an allen Punkten, wo seine große Macht einzusetzen wäre, versagt: Alberich wird gefangen, Brünnhilde versucht Gunther-Siegfried abzuwehren, es funktioniert nicht. Viele der berühmten Objekte – ob Speer, ob Ring, ob Schwert – sind letztlich nur Träger von Wünschen der verschiedenen Personen. Sie wollen, dass das funktioniert, sie wollen, dass dieses Objekt einen Nutzen hat, ihnen Macht bringt, eine bessere Zukunft, eine schönere Frau und so weiter. Wir sehen viele Wünsche, die da drauf projiziert werden, dann aber enttäuscht werden.
Frank Piontek Für mich haben Sie damit schon die Frage beantwortet, was Sie jenen sagen, die behaupten, Sie haben gegen die Musik, unmusikalisch inszeniert. Ich möchte jetzt auf eine Szene eingehen – ein Lobpreis der Inszenierung! –, die ich verblüffend fand und die beweist, was Musik alles kann. Von Sigmund Freud gibt es das Wort polymorph-pervers, und das heißt in die Musikwelt übertragen: Sie hören eine Musik, Sie kennen die Musik, Sie haben alle x-mal den Trauermarsch gehört. Wenn Sie nun eine Inszenierung sehen, die an dieser Stelle völlig anders ist als die von Patrice Chéreau, Götz Friedrich und allen, die Sie bisher erlebt haben, wenn Sie also – so war es der Fall vor ein paar Jahren in Chemnitz, so ist das jetzt in Ihrer Inszenierung – eine Szene sehen, die Sie so nicht erwartet haben, dann klingt diese Musik plötzlich ganz anders, obwohl genau dasselbe ertönt, was Sie schon immer gehört haben. Die Musik bleibt gleich und gleichzeitig ändert sie sich, weil die Szene eine andere ist. Das ist auch in der „Walküre“ besonders am Ende des 1. Akts der Fall, wo die Musik doch ekstatisch ist, hier aber völlig anders war als erwartet. Wie kamen Sie dazu, diese Musik, die so eindeutig besetzt ist durch rund 150 Jahre Aufführungstradition, auf ganz andere Art und Weise zu erzählen?
Valentin Schwarz Erzählen Sie doch bitte erstmal kurz, was Sie gesehen haben!
Frank Piontek Es handelt sich um Bruder und Schwester, sie entdecken ihre wahre Identität, kommen zusammen. Normalerweise fallen Sie in einer wilden, raubtierhaften Leidenschaftlichkeit während der letzten Takte übereinander her und die ganze Szene vibriert voller sexueller Energie. In ihrer Inszenierung war die Szene, die Gestik von einer ungeheuren Zärtlichkeit beseelt. Man musste überhaupt nicht daran denken, dass die beiden zwischen dem 1. und 2. Akt ein Kind zeugen, das stand meines Erachtens gar nicht zur Debatte. Und die Musik schien mir auch nicht hundertfünfzigprozentig heiß zu sein. Als der Vorhang fiel, dachte ich, ich würde diese beiden Geschöpfe gerne noch länger beobachten in ihrem Annähern. Nein, sie müssen jetzt nicht gleich ins Bett hupfen! Die Szene ist beseelt von einer ganz großen Liebe. So etwas habe ich noch in keiner Inszenierung erlebt. Es hat mich überwältigt und ich war sehr glücklich, als ich in die Pause ging.
Valentin Schwarz Die Begegnung von Sieglinde und Siegmund, die den ganzen ersten Aufzug dauert und in diesem Wiedererkennen von Bruder und Schwester mündet, in der Erkenntnis einer zusammen verbrachten Kindheit und der gemeinsamen Vergangenheit, ist kontrastiert mit einer extremen Schutzlosigkeit. Beide treffen schutzlos aufeinander – sowohl Siegmund, der Verfolgte, der als ein Unsteter durch die Welt streift, ohne Halt zu finden, als auch Sieglinde, die in einer dysfunktionalen Beziehung mit Hunding lebt und keine Chance hat, aus dem brutalen Ehegefängnis auszubrechen. Ich habe lange darüber mit Klaus Florian Vogt und Lise Davidsen gesprochen, die beide unglaublich intelligente Sänger sind und genau wissen, was da im Sinne der Musik passieren sollte. Das kann jetzt aber nicht sein, haben wir gesagt, die gemeinsame Bettszene – oder? Das sind doch Geschwister, die – wie in der Sandkiste auseinandergerissen und ins Erwachsenenalter katapultiert – nach vielen Jahren erstmals wieder zusammenkommen. Und sie merken auf einmal: Wir lassen uns nicht mehr los, wir werden uns nie wieder trennen! Wie es Kinder machen, die sich festhalten und sagen „Ich wird’ dich heiraten“ und gar nicht wissen, was das heißt, aber wissen, dass sie jetzt Nähe und die Bestätigung brauchen, dass der andere bei einem bleibt. Das passiert bei uns in diesem Moment, und hier zeigt sich die Magie der Musik, zeigt sich, dass Musik eben nicht nur emotional ist, sondern mehrdimensional. Musik ist per se absolute Musik. Die Töne, die Harmonien, sie geben uns Emotionen, aber sie vermitteln keinen Inhalt, sehr wohl aber einen Grad von Intensität.
Auch das Auseinandergehen von Siegfried und Brünnhilde zu Beginn der „Götterdämmerung“ ist dafür ein Beispiel. Der Held beschließt hier, seine Frau, die ehemalige Göttin, zu verlassen. Das ist einer der emotionalsten musikalischen Momente in der „Götterdämmerung“, da brüllt das Orchester auf, und mit dem Orchester auch die beiden Sänger oben auf der Bühne. Man merkt, es passiert etwas Großes. Dieses Geschehen, das in der Konvention ein freudiger Abschied ist, habe ich als sehr emotionalen Moment beibehalten, indem sich hier zwei Menschen auseinandergelebt haben, ein letztes Lebewohl sagen – und zwischen ihnen steht ein Kind, das zurückgelassen wird. Da kann man sich natürlich fragen, was sagt denn da der Text? Stimmt das überhaupt, wenn sie von ihrem Helden spricht? Mein Dramaturg Konrad Kuhn hat dazu gesagt: „Genau das ist es ja! Wenn ein Kind mit im Raum steht, tun die Eltern so, als würden sie nicht streiten.“ Da gibt es plötzlich eine kodierte, unehrliche Sprache. Was natürlich nicht funktioniert, denn das Kind merkt schon allein von der Stimmung her, dass es den Eltern nicht gut geht. Und das Orchester erzählt genau das.
Frank Piontek Bleiben wir mal bei den Kindern! Ich glaube, das war ein Problem für das Publikum in diesem „Ring“, da musste man sich wirklich reinfuchsen, diese Inszenierung ist schon was für Fortgeschrittene …
Valentin Schwarz … Wir sind ja in Bayreuth!
Frank Piontek … und da kann man schon was voraussetzen. Ich glaube, für viele war ganz einfach die Zuordnung der Kinder nicht leicht. Wer ist wer? Und dann noch so viele! Es gibt eben komplizierte Familienverbände. Als Sie das erarbeitet haben, war Ihnen selber immer klar, welches Kind grade auf der Bühne war?
Valentin Schwarz Gestern ging ich durch Bayreuth auf der Suche nach einem Biergarten und da rief mir von der anderen Straßenseite ein Kind Hallo zu. Wer ist das? Läuft quer über die Straße zu mir und sagt: Ja, ich bin die und die, ich hab mitgespielt. Natürlich mit Perücke und Kostüm. Die Kinder wachsen in einem Jahr teilweise zehn Zentimeter und verändern sich schneller als man denkt, aber Spaß beiseite: Die Kinder sind ja nicht nur da, weil wir noch ein paar Statisten hinzufügen wollten, damit sich was tut auf der Bühne. Sie sind kein Gimmick in diesem „Ring“, sondern die Basis. Die Frage von Generationengerechtigkeit, von Verantwortung gegenüber den Nachkommen, wollte ich eben nicht nur wie sonst abstrakt als Behauptung haben. Sondern ganz real zeigen, dass hier über Kinder hinweggesprochen wird. Es gibt ein Kind auf der Bühne, das stumm ist und über dessen Schicksal entschieden wird. Es wird bestimmt, so und so musst du meine Wünsche, meine Träume erfüllen. Klar, dass die Kinder dadurch Probleme kriegen und sich von diesen Elternwünschen selber emanzipieren müssen. Siegfried, der ein Schwert braucht, damit er überhaupt wegkommt von seinem Ziehvater Mime, das interessiert mich. Und das ist nicht so sehr eine reine Familiengeschichte, vielmehr ist es die Geschichte von Generationen, die sich über drei vier Stufen hinweg gegenseitig beeinflussen, traumatisieren und letztlich in den Untergang führen. Eine Dynastie, die dem Untergang nicht geweiht ist, wäre eine Banalisierung der Schuld. Was geschieht, geschieht aufgrund von ganz konkreten Fehlentscheidungen. Diese Familie ist natürlich vor allem durch das Verhalten unseres lieben Göttervaters Wotan zum Scheitern verurteilt. Eines der Grundprobleme im „Ring“ ist doch, dass Wotan nicht dazulernt, obwohl er so viel Zeit mit klugen Menschen auf der Bühne verbringt. Er weiß nicht, wie er weitermachen soll. Als Erda auch nicht mehr weiter weiß und sagt, frag doch deine Tochter, muss er zugeben, dass er Brünnhilde weggesperrt hat. Ein unglaublich schwieriger und widersprüchlicher Typ – bei uns in Wien sagt man ein Ungustl –, der so viel Dreck am Stecken hat, dass man den Stecken kaum noch sieht, und trotzdem einer, mit dem man auch mitleiden kann. Am Ende der „Walküre“ ist ein kaputter Mann auf der Bühne, der viele von uns und vor allem auch mich extrem berührt. Dass durch ihn, durch sein Verhalten so viel Leid entsteht, dass er die eigenen Kinder und Kindeskinder opfert, darf man nie vergessen. Das ist keine jubilierende Geschichte. Es ist eine Geschichte des Untergangs.
Frank Piontek Man könnte sagen, dass jede Figur, die in dieser Inszenierung und bei Wagner auftaucht, sozusagen Ihre Kritik und auch Ihre Zuneigung erfährt.
Valentin Schwarz Da sind wir bei Ruth Berghaus, die genau das gesagt hat. Man darf keiner Figur die Zuneigung versagen, sonst würde man sie letztlich desavouieren – und die Sängerinnen und Sänger natürlich auch. Hinzu kommt, dass Wagners „Ring“ nur die wenigen Chorauftritte in der „Götterdämmerung“ hat und überhaupt keine Nebenfiguren. Es gibt bei jeder Figur ganz innige eigene Momente, wo man merkt, da wird nie eine Konvention abgespult, sondern da ist etwas Persönliches. Jede Figur verdient es, dass wir ihre Geschichte erzählen. Und damit sind wir – da ich viele Auftritte inszeniert habe, wo sie eigentlich nicht hingehören –, an dem Punkt, wo das Publikum sich fragt: Was ist denn da los?
Das hat übrigens schon die Regieassistenten nervös gemacht, die Szenarien schreiben und aufzählen, wen wir für den nächsten Tag für die Probe bestellen müssen. Das musste ich immer nachkorrigieren, denn bei uns taucht beispielsweise Hunding auch im 2. Aufzug der „Walküre“ auf. Dahinter steckt aber kein Mutwille, sondern die Tatsache, dass die Figuren ihre eigenen Schicksale haben, die immer wieder durchschimmern durch die Geschichte. An kleinen Zitaten, die man hören oder nicht hören will, merkt man, dass die Figur etwas erlebt hat. Nehmen wir Erda, die nach dem „Rheingold“ bis zum „Siegfried“ stumm ist. Da muss doch was passiert sein! Solchen Figuren nachzufolgen und nachzufühlen, solche Fädchen, die Wagner immer wieder unterbrochen oder im Webstuhl liegen gelassen hat, wieder aufzunehmen und hineinzunehmen in die Geschichte, das war spannend und auch mein persönliches Vergnügen.
Frank Piontek Erda fand ich schon im „Rheingold“ sehr schön, wo man sich immer wieder fragt: Wer ist diese Frau da hinten oder an der Seite, die nicht singt? Man schaut im Programm nach, und plötzlich war es dann Erda, und ihr Auftritt war glänzend und völlig stimmig. Eines ergab sich aus dem andern. Man muss den Zusammenhang halt nur sehen, dieses Gewirk sozusagen. Bleiben wir mal bei der „Walküre“, bei der wunderschönen, auch schmerzhaften Wotanszene Ende des 3. Aufzugs. Was sagen Sie einem Kritiker oder Zuschauer, der klagt: Da war ja kein Feuerzauber!
Valentin Schwarz Wer das wirklich vermisst, der hat kein Herz. Denn was unser Tomasz Konieczny hier auf der Bühne macht – er ist ja nicht nur als Sänger, sondern auch als Schauspieler ausgebildet –, das ist Wahnsinn! Eine Selbstentblößung ohne gleichen, dieser unglaubliche Schmerz von Wotan, der ja ein zweischneidiger Schmerz ist! Auf der einen Seite merkt man, dass er das Arschloch ist, das die eigene Tochter verbannt hat, auf der anderen merkt er selber, dass er ein Unrecht getan hat, und leidet darunter. Dieser Figur in ihrem Zwiespalt zuzuschauen, zu sehen, wie Menschen nicht rauskommen aus den Entscheidungen, die sie leider gefällt haben, das ist letztlich das Wesen der Tragödie. Das ist kein Zauber, sondern ein Seelenporträt, was uns Herr Konieczny liefert.
Und bei der wunderschönen Schlussmusik bleibt auch bei uns das Feuer nicht ganz aus. Wir haben versucht, noch einen Bogen zu schließen zu dieser Ehegeschichte mit Fricka, die durch ihren Wunsch, durch ihren Befehl, kann man fast sagen – ihren Befehl an Wotan, Siegmund, den eigenen Sohn (!) zu töten –, die Tragödie maßgeblich befördert hat. Sie wird noch mal gezeigt, als Siegerin, als diejenige, die erreicht hat, was sie wollte, und die am Schluss gleichsam dem Gatten sagt: „Gut gemacht, mein Lieber! Lass uns jetzt zusammen bei Kerzenschein eine schöne Flasche Wein aufmachen.“ Dass er ihr das verweigert, dass letztlich diese Ehe genauso in die Brüche gegangen ist wie Wotans ganze Vision von der Zukunft, das sind die Erzählungen, die mich interessieren. Und nicht, ob hier eine kleine orangefarbene Lampe ein Feuer imaginiert.
Frank Piontek Mein Eindruck von Musik und Szene ist immer subjektiv – was vielleicht die Grundlage von Rezeption ist. Wenn jemand sagt, so und so ist es richtig und so und so ist es falsch, kann ich nur sagen, was für mich richtig ist. Wir haben in Ihrer Szene mit Wotan und Fricka einerseits diese zauberhaft einlullende Musik, andererseits eine ganz harte stumme Auseinandersetzung auf der Bühne, aber seltsamerweise – das ist eines der Geheimnisse des Theaters, durch Handwerk produziert – funktioniert es für mich. Nicht für meinen Nachbarn. Wenn er sagt, er vermisst dort etwas, kann man schwer dagegen argumentieren. Man kann nur erläutern, Sie können erläutern, warum Sie diese Szene so inszeniert haben.
Valentin Schwarz Legitimation ist ja auch ein Thema, als Metaebene steht dahinter aber meist schlicht Verständnis. Unterhaltung heißt – das ist jetzt gar nicht von mir, sondern von Helge Schneider –, Unterhaltung heißt, sich überraschen lassen. Überraschung bedeutet in dem Fall wahrscheinlich das Gegenteil von etwas vermisst haben. Wenn aber der Feuerzauber, auf den man sich gefreut hat und der musikalisch auch da ist, denn Wagner wird in Bayreuth komplett gespielt, kombiniert wird mit etwas, das man so nicht erwartet hat, macht das doch den Reiz von Theater überhaupt aus! Sonst bräuchte man sich nur jeden Sonntag aufs Sofa setzen und seine Lieblingsinszenierung auf DVD gucken. Ist ja auch legitim, ich habe damit kein Problem, aber ich glaube, gerade Bayreuth ist ein anderer Raum: Das Festspielhaus ist von Richard Wagner gedacht worden als ein Theater des demokratischen Miteinanders und der Auseinandersetzung. Das ist doch genialisch, wie die Sitzreihen demokratisch aufgebaut sind, so dass jeder das gleiche sieht und sich ohne Standesschranken eine Meinung bilden kann. Die Gesellschaft zu verändern, das war das große Ziel von ihm. Es ist ja nicht nur ein ästhetischer Genuss, dem wir uns hier hingeben – und dann schmeckt die Bratwurst umso mehr –, sondern da werden Abgründe und verschiedenste Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und immer wieder Fragen gestellt, in denen es um das Miteinander in unserer Gesellschaft, in unserem Leben geht. Gerade der „Ring“ ist eine vierzehn Stunden dauernde Studie darüber, was Verantwortung bedeutet. Was bedeutet Verantwortlichkeit gegenüber anderen Menschen?
Frank Piontek Und die Verantwortung des Regisseurs gegenüber den Sängerinnen und Sängern?
Valentin Schwarz Dass ich als Regisseur meine Vision zu verantworten habe, ist klar. Das eigentliche Inszenieren geschieht konkret in den Proben, wenn die Gedanken und Ideen auf die Sänger, auf die Körper treffen. Jeder hat diese oder jene Erfahrung mit einer bestimmten Situation, an jeder Detailfrage, an jedem Gestus kann es Momente geben, wo Neues entsteht. Es kommt darauf an, dass eine Szene nicht nur funktioniert, so dass der Dramaturg sie abnickt, sondern dass die Sängerinnen und Sänger ganz bei sich sind und sich selber in der Rolle gefunden haben. Dieser Findungsprozess ist das eigentliche Inszenieren. Das ist eben nicht Malen nach Zahlen oder: Ich hab mir das so vorgestellt, du gehst drei Schritte nach links et cetera. Es geht darum, mit den Solisten in Austausch zu treten über die Möglichkeiten, die sich über die extreme Dauer der Tetralogie auftun, um eine Figur wie Brünnhilde und Wotan eben nicht nur für zwei oder drei Szenen, für nur einen Opernabend zu entwickeln. Das ist nicht nur eine horizontale Breite und Länge, sondern auch eine extreme vertikale Tiefe, in die man eindringen kann.
Frank Piontek Vor Beginn der Hauptproben – dazwischen kam noch Corona – stand in der Bayreuther Zeitung, der „Ring“ sei fertig. Holla, dachte ich. Die Produktion ist doch erstens nach vielen Proben frühestens nach der Premiere fertig. Wagner hat 1873 schon mit den Proben angefangen, weil alles noch Neuland war für die Sänger. Gab es zwischen dem, was Sie sich als Konzept vorgestellt haben und dem, was im Juli letzten Jahres dann auf der Bühne zu sehen war, Abweichungen, die Sie sowohl im Positiven wie im Negativen als gravierend bezeichnen würden?
Valentin Schwarz Ach, mannigfach! Und da möchte ich Ihnen auch gleich widersprechen: Die Premiere ist natürlich nicht der Abschluss. Was sich schon letztes Jahr entwickelt hat vom ersten bis zum dritten Zyklus und wie wir jetzt in der berühmten Werkstatt Bayreuth wieder reingehen, ist es immer wieder fast wie eine Neubefragung, denn das Musiktheater ist ja ein Medium, das nur im Moment existiert. Wir sind an jedem Abend in dem Zustand, in dem wir uns gerade befinden, und zeigen ein Werk, das vor fast 150 Jahren uraufgeführt wurde und das die Zuschauer in dieser Inszenierung mit diesen Menschen auf der Bühne jetzt sehen. Dieser Zustand ist nicht reproduzierbar. Es ist auch einer der Kernpunkte des Theaters, dass wir nicht verbissen wie ein Filmregisseur versuchen, die Szene endlich so in den Kasten zu kriegen, dass alles klappt und das Hündchen durch den Reifen springt. Es gibt diesen Zwang, diesen emotionalen Kick im Theater, dass es – egal ob die Solisten ausgeruht sind oder nicht, egal ob das Publikum gut drauf ist oder nicht – jeden Abend stattfinden und funktionieren muss. Das ist eine fast artistische Meisterleistung, die auch oft zu einer logistischen Meisterleistung wird, wenn beispielsweise ein Sänger oder eine Sängerin absagen muss aufgrund von Krankheit.
Solche Momente sind es, die mich als Regisseur übrigens am meisten antörnen. Wenn jemand kommt, der überhaupt nichts weiß von dem Konzept, und wir haben vielleicht nur zwei Tage, um den Siegfried in dieser Inszenierung zu lernen, dann stellt sich die Frage: Was muss dieser Mensch wissen, um sich in das komplexe Konzept, das auf so vielen Parametern basiert, einzufügen und eine Rolle gestalten zu können, die nicht nur nicht negativ auffällt, sondern sich tatsächlich einfügt in den Rahmen, in die Welt der Inszenierung. In diesen Momenten wird die Magie des Theaters ganz offensichtlich. Das ist auch fürs Publikum eine spezielle Erfahrung, wenn jemand vor den Vorhang kommt und eine Ansage macht. Auf die Trauer und die Enttäuschung im ersten Moment folgt oft eine prickelnde Spannung, weil dann jeder mitfiebert, ob das jetzt gutgehen wird. Das ist einer der Momente, wo ich merke, dass eben nicht nur wir auf der Bühne da oben und unten im Graben den Abend gestalten, sondern auch das Publikum. Sie alle sind da eingebunden mit Ihrer Energie. Und je mehr sozusagen vom Saal kommt, desto mehr kommt von der Bühne.
Frank Piontek Sie spielen auf den Siegfried der „Götterdämmerung“-Premiere, Clay Hilley, an. Ich habe bewundert, wie er diese Monsterrolle umgesetzt hat. Selbst wenn man die Partie schon in der Kehle hat, ist es eine enorme Leistung, diese drei langen Akte innerhalb von zwei Tagen darstellerisch drauf zu haben. Gerade in solchen Momenten wird klar, dass die Sänger das Zentrale in der Oper sind. Natürlich gibt es keine Oper ohne Orchester, ohne Regisseure gibt es keine Oper, aber die Sängerpersönlichkeiten sind diejenigen …
Valentin Schwarz … die das Ganze tragen müssen, denn alle anderen können sich verstecken! Das, was letztlich übrig bleibt von all den Gedanken, konzeptuellen Überlegungen, Erwägungen und Gesprächen, müssen die Sängerinnen und Sänger auf der Bühne dem Publikum nahebringen können. Letztlich sind sie völlig allein, nackt, sie sind nackt mit sich und Richard Wagner und dieser Verantwortung. Sie sind an dieser Stelle ja nicht nur Person XY, sondern verkörpern mit ihrer Rolle an diesem Abend eine Geschichte, ein Konzept. Das kann, glaube ich, keine willentliche Entscheidung sein, das muss vielmehr eine Entwicklung sein während der Proben, bis alles in Fleisch und Blut übergeht. Gerade bei Großprojekten muss man oft über viele Wege und Umwege gehen. Vor kurzem habe ich wieder mal die Tagebücher von George Lucas zu „Star Wars“ gelesen. Der Film wurde ja als Weltraumoper oft verglichen mit dem „Ring“, die Filmmusik hat eine gewisse Popularität erlangt …
Frank Piontek … da wurde viel geklaut von Wagner!
Valentin Schwarz … ohne Wagner kein Hollywood! Das Interessante dabei ist, dass George Lucas alles selber erfunden hat, die ganze Tricktechnik gab es davor nicht. Lucas hat mit Feuereifer versucht, ein Novum zu kreieren. Und da liest man, wie er jeden Tag beim Produzenten anruft, dass er nochmal 500 Kilo Styropor braucht für den Todeskreuzer, also ganz banale Bitten und Aufträge, die logistisch und organisatorisch das Projekt begleiten. Der reine Anteil an „Kunst“ ist bei einer Inszenierung rein zeittechnisch unter zehn Prozent. Die Proben sind ja sozusagen die Phase, wo man eine Art von Freiheit mit den Darstellern entwickelt, wo man konkret am Werk arbeitet. Und daneben ist es natürlich eine organisatorische Meisterleistung für jedes Haus, einen „Ring“ zu stemmen. Es kommt dabei immer auch zu ganz unvorhergesehenen Situationen, aber am Schluss muss der Lappen hoch.
Frage aus dem Publikum Das war ein interessanter Rückblick, mir fehlt jetzt noch der Ausblick. Was passiert dieses Jahr? Was ist anders? Was wollen Sie verbessern? Wo haben Sie selbst Defizite gesehen?
Valentin Schwarz Bayreuth ist eine Werkstatt und es ist paradoxerweise auch so: Selbst wenn etwas ganz toll gewesen wäre letztes Jahr, gibt es keine Garantie, dass es dieses Jahr wieder genauso ist. Das Medium Theater wandelt sich stets. Es gibt keine Garantie für gar nichts, jeder Abend hat unterschiedliche Momente. Natürlich ist es so, dass der „Ring“ weiterarbeitet in einem. Man geht da nicht raus und sagt, so jetzt alles ist fertig und ab in den Urlaub. Auch dieses Jahr bin ich in Bayreuth und freue mich sehr auf die Arbeit mit den Sängerinnen und Sängern. Meine große Frage während der letzten Monate in der Beschäftigung mit dem „Ring“ war: Wo kann ich Verständnishilfen geben, wo kann ich versuchen, noch ein bisschen deutlicher zu werden? Das heißt, es gab einige Momente im „Ring“, die aus verschiedensten Gründen nicht von allen wahrgenommen wurden. Ich rede jetzt gar nicht von Verständnis im Sinn von intellektuellem Verstehen und Nachvollziehen, sondern im Sinn von Sichtbarkeit. Welche Momente, welche Gesten, Kostümdetails, Requisiten, Lichtstimmungen, welche entscheidenden Punkte in meiner Inszenierung waren vielleicht ein bisschen unterbelichtet und entsprachen in ihrer szenischen Wirkung nicht ganz der Wichtigkeit, die ich ihnen zumessen möchte als Regisseur?
Auch mir hat sich mitgeteilt, dass das Ganze für manche in einer gewissen Weise hermetisch wirkt. In dieser Inszenierung, dieser Art von „Ring“-Überschreibung, ist an vielen Schräubchen gedreht worden. Man kann jetzt überlegen, ob an dieser oder jener Stelle etwas anders sein könnte oder ob es nicht zwei Akte später oder im nächsten Teil dadurch ein großes Problem gibt, so dass das ganze Kartenhaus zusammenfällt. Also, das ist ein diffiziles Ding! Gleichzeitig nutze ich auch gerne Abende wie diesen, weil ich ja in einen Austausch mit dem Publikum kommen und Ihre Eindrücke hören möchte. Ich bin nicht nach Bamberg gefahren, um irgendetwas zu rechtfertigen oder zu behaupten, dass etwas nur diese eine Bedeutung haben kann. Das interessiert mich überhaupt nicht bei einer Inszenierung, sondern mich interessiert, wie es Andrej Tarkowsky, der große russische Filmregisseur, gesagt hat: Ein Buch, gelesen von tausend Leuten, das sind tausend Bücher. Das ist auch meine Erfahrung. Jeder von den Menschen, die im „Ring“ saßen im Festspielhaus, jeder, der den Mut hatte, sich Gedanken zu machen und nicht den Nachbarn nachzuplappern, der hat eine eigene, interessante Meinung dazu. Da sind oft auch Beobachtungen dabei, die ich als Regisseur selber gar nicht gemacht habe. Das wiederum bezeugt die Universalität des „Rings“. Diesen Variantenreichtum in der Rezeption, der hier über die letzten 150 Jahre entstanden ist, gibt es so bei keinem anderen Werk.
Frank Piontek Goethe hätte gesagt: Legt ihr’s nicht aus, so legt ihr’s ein. Wenn man also als Zuschauer etwas sieht und interpretiert – ob Sie das so angelegt haben oder nicht –, ist das kein Problem. Diese Offenheit muss da sein.
Valentin Schwarz Ich bin ja auch kein Mensch, der sagt, so muss es gelesen werden. Das größte Missverständnis ist doch zu denken – und das gilt auch für die Regie –, dass der Künstler sein Werk am besten erklären kann. Da tut man dem Werk großes Unrecht. Es ist in der Regel so, dass die Werke größer sind als ihre Schöpfer und viel mehr auslösen, als man als einzelner Interpret glaubt, hereinbringen oder beabsichtigen zu können. Ich habe schöne E-Mails und Briefe von Menschen bekommen, die mir erzählen, dass sie zu dieser und jener Szene tiefe biografische Erinnerungen haben. Das sind letztlich nur Anekdoten für jeden einzelnen, manche haben das erlebt, andere natürlich nicht, aber auch das ist der Reichtum eines Abends, den man gemeinsam erlebt.
Frank Piontek Vielleicht fragen wir mal provokant diejenigen im Saal, die letztes Jahr im kompletten „Ring“ in Bayreuth waren, nach ihrer Meinung. Trifft sich das mit dem, was Sie gesehen haben oder ist ein Widerstand entstanden oder wurden Sie bestätigt?
Katharina Wagner Die Wahrnehmung und Interpretation ist extrem unterschiedlich. Mir gefällt der gesamte „Ring“, ich bin ich aber ein ausgewiesener Fan der „Götterdämmerung“. Und um nochmal die „Walküre“ anzusprechen: Wenn Wotan den Ehering am Ende vom Finger nimmt und in das Glas wirft, war mir das persönlich einfach als Geste noch zu klein. Dieser Aktschluss ist unglaublich gut, aber wenn man eben diesen Moment verpasst, bekommt man die Dramatik der Situation nicht vollends mit. Dann fehlt eine wesentliche Information, das heißt, die Geste des Sängers muss einfach ein bisschen größer sein. Das ist ja auch der Unterschied zum Film: In der Oper schauen Sie nicht wie durch eine Kamera nur auf etwas Bestimmtes, ganz abgesehen davon ist es auch so, dass ein Publikum die Augen quasi überall hat und ganz unterschiedliche Punkte oder Details fokussiert. Dann ist es unsere Aufgabe als Regisseurin oder Regisseur, den Fokus auf eine Szene, Geste oder auch ein Requisit zu lenken. Das können manchmal Kleinigkeiten sein. Nicht jedes Mal ist jede Geste gleich groß – und bei der Premiere beispielsweise hatte Herr Konieczny den Bühnenunfall! Wenn dann ganz kurzfristig jemand einspringen muss, sind das Umstände, die auch für uns extrem herausfordernd sind und wo dann plötzlich auch etwas Wesentliches, ob groß oder klein, fehlen kann.
Frage aus dem Publikum Ich war von vielem begeistert, aber der Schlussakt der „Götterdämmerung“ war für mich katastrophal – zu trist, zu unübersichtlich und unverständlich. Aber ich werde mir den „Ring“ heuer nochmal ansehen. Wird es denn die Einführung von Herrn Kuhn und die anderen Texte zum „Ring“ wieder geben?
Katharina Wagner Die Einführung macht jetzt wieder Herr Dr. Friedrich im Festspielhaus. Die Remote-Lösung war Corona geschuldet. Wir werden seine Vorträge aber auch aufzeichnen, die sind dann abrufbar. Bis dahin sind die virtuellen Einführungen von Herrn Kuhn auf der Website verfügbar.
Frank Piontek Man merkt, das Bedürfnis der Zuschauer und Zuschauerinnen nach Erklärung ist groß. Die Anekdote mit den Reclamheften war ja nicht erfunden. Ich finde das gut, ich finde, das ist ein gutes Zeichen, dass die Leute sich bemühen, in diese Tiefen einzudringen. Gerade anspruchsvolle Inszenierungen, die nicht an jeder Ecke gelungen sind und die Rätsel hinterlassen, sind allemal besser als volksschulhafte Produktionen, wo einem mit dem Holzhammer die „richtigen“, politisch korrekten Ideen entgegengebracht worden sind. Rätsel müssen auch im Theater sein.
Valentin Schwarz Ich würde das gerne noch verallgemeinern, weil beim „Ring“ immer vom politischen Gehalt die Rede ist. Was für politische Positionen werden hier verhandelt? Mir persönlich ist ganz klar gewesen, in der heutigen Zeit, wo wir uns in einem Werte-Vakuum befinden und uns als Gesellschaft gar nicht mehr drauf einigen können, welchen Ideologien, welchen Werten wir folgen sollen, wo Talkrunden eskalieren anstatt dass die Leute mehr auf Konsens, Verständnis und auf die besten Argumente schauen, in dieser allgemeinen Verunsicherung ist natürlich das Bedürfnis groß nach Erklärmodellen, die uns Sicherheit vermitteln. Das ist ein Urwunsch von Kunst überhaupt, dass sie letztlich eine Art von Richtlinie bringt und sagt, was richtig und was falsch ist. Der „Ring“ hat ja auch sehr viel Potential, in der Perspektive der verschiedensten Ideologien, in jedem Extrem des politischen Spektrums gelesen zu werden – schon durch die Persönlichkeit Wagners selber, aber auch durch die Rezeption. Für mich habe ich eine Grenze gezogen und gesagt, dass dieser „Ring“ sich nicht mit einer übergestülpten Ideologie verträgt. Er verhandelt natürlich einzelne Positionen wie das Machtstreben aus den Figuren heraus, verhandelt eine große Naturzerstörung, die Wagner extrem früh beobachtet hat und die im „Ring“ immer wieder aufgegriffen wird – wir sind da wieder bei der Generationenverantwortung, das große Thema meiner Inszenierung –, aber ich nehme mir die Freiheit zu sagen, es wird nicht jede Szene unter dem Blickwinkel von dieser oder jener geistigen Ausgangslage gelesen, sondern vielmehr geschaut, was die Figur in dem Moment tun möchte. Und das kann sehr widersprüchlich sein zu dem, was sich die Figur in der vorigen Szene gewünscht hat. Das ist mir sehr viel näher und auch heutiger als eine wie auch immer geartete ideologische Sicht.
Frank Piontek Zugespitzt gesagt, Sie realisieren den „Ring“, indem Sie ihn nochmal fragmentieren und Ihre eigene Sicht auf die Figuren legen, indem Sie förmlich hineinkriechen in die Figuren und nicht sagen, Wagner ist links – wie es Herr Bermbach macht –, Wagner ist rechts, wie es die Nazis gemacht haben. Sondern Sie greifen sich die Lizenz, den „Ring“ von heute aus der einzig möglichen Position, nämlich Ihrer, zu deuten. Andere gibt’s glaube ich nicht.
Valentin Schwarz Meine Deutung, das möchte ich hier in dieser Runde noch einmal hervorheben, ist nur ein Rahmen. Was Sie auf der Bühne sehen, ist ein Ausgangspunkt für Assoziationen, die Sie persönlich zu dieser Inszenierung haben. Es gibt keine Gebrauchsanweisung, auch nicht die große Schnitzeljagd, bei der 100 Punkte kriegt, wer das und das erkennt. Alles ist vertan, wenn man hier versucht, eindeutige Lösungen zu finden. Es gibt keine einfache Antwort auf die komplexen Dinge des Lebens – und das nervt nicht nur, das tut auch wahnsinnig weh. Jeder kann natürlich für sich selber eine eigene Wahrheit finden und das ermutige ich auch. Aber uns wird hier keine verabsolutierte Antwort retten.
Frank Piontek Das erinnert mich an die Arbeiten von Wieland Wagner, die ich bis auf eine posthume „Lohengrin“-Aufführung in Berlin nur aus Texten und Bildern kenne. Sie sind ihm, der eine ganz andere Arbeitsmethode hatte, andere Bilder entworfen und ganz andere Gestik auf der Bühne realisiert hat, näher als man denkt: nämlich im experimentellen Charakter. Es ist ja kein Zufall, dass Wieland Wagner jedes Jahr – „Nichts ist ewig!“, hat er gesagt – die Inszenierungen in den Wiederaufnahmen verändert und praktisch für manche Szene, für ganze Akte neu erarbeitet hat. Eine Entwicklung kam aus der nächsten, er war immer „in motion“, in Bewegung. Wieland Wagner gilt heute zurecht als Heros des sogenannten Musiktheaters, war aber, was manche vergessen, einer der umstrittensten Regisseure. Die ersten Trillerpfeifen im Festspielhaus gab es, glaube ich, bei den „Meistersingern“ 1963. Wenn man heute die Bilder sieht, denkt man, das kann doch nicht wahr sein! Erregung war und ist nicht das Schlechteste fürs Theater. Heute wird auch getrillert, ich warte nur darauf, dass es irgendwann heißt: „Es war so schön damals beim Schwarz, weißt du noch?“ So wird es sein.
Katharina Wagner Wir messen die Lautstärke der Reaktionen im Publikum nicht, aber mit dem Smartphone kann so etwas natürlich festgehalten werden. Beim „Ring“ von Frank Castorf gab es ebenfalls deutlich laute Reaktionen. Nun plötzlich heißt es tatsächlich – da musste ich schon ein bisschen lachen: „Was war der Castorf doch schön!“ Ja, die Dinge wiederholen sich. Denken Sie auch an den „Lohengrin“ von Hans Neuenfels, der im letzten Jahr Kultstatus erlangt hatte! Also, schaun mer mal …
Frage aus dem Publikum Es gab in Ihrer Inszenierung Figuren, die nicht bei Wagner im Libretto stehen. Ist das ein anderer Wagner?
Valentin Schwarz Jeder Ton wird gespielt, und zwar zur Gänze. Ein anderer Wagner kann gar nicht sein. Es gehört zum Wesen der Bayreuther Festspiele und des Musiktheaters per se, dass es eine beständige Erneuerung gibt. Es gibt – das hat Wagner als einer der progressivsten Theatermacher seiner Zeit schon selber eingefordert – keinen Stillstand im Theater, denn es ist eine Kunst, die aus dem Moment geboren ist. Natürlich sind die Geschmäcker verschieden, natürlich gibt es auch eine Art von Nostalgie bei vielen Zuschauerinnen und Zuschauern, die ich mitempfinden kann. Viele verbinden eine ganz bestimmte Inszenierung mit einem Erweckungserlebnis, dem Zugang überhaupt zu Wagner. Diesem Urbild kann die Wirklichkeit nicht entsprechen, und zwar lebenslang. Ich persönlich empfinde das aber nicht als etwas Negatives, wenn man sagt, es wird immer schlimmer und der nächste „Ring“ wird noch schrecklicher – sondern im Gegenteil. Es ist ja so, dass man etwas nachjagt, einer Idee, wie der „Ring“ sein sollte, wie man sich ihn wünscht, was man hineinprojiziert aus der eigenen Erinnerung. Ich glaube, dass man seine Einstellung dazu auch verändern kann, indem man aufhört mit den Vergleichen, die Aufmerksamkeit in einen anderen Winkel lenkt und sich fragt: Was habe ich eigentlich Neues gesehen? Das trägt wesentlich zu einer neuen Erkenntnis bei. Und selbst wenn die Erkenntnis sein sollte, dass etwas für mich persönlich nicht funktioniert, ist es trotzdem eine Schärfung des eigenen Bewusstseins und der eigenen ästhetischen Wahrnehmung. Jede Begegnung mit Kunstwerken bringt uns weiter zu dem, was wir eigentlich sein wollen. Wenn ich in Inszenierungen gehe, wo ich mir anschließend denke „Schrecklicher Abend, hat überhaupt nicht funktioniert“, sage ich das nicht aus Koketterie, weil ich selber Regisseur bin, sondern ich denke mir dann, was hätte ich denn anders gemacht, was hätte besser funktionieren können? Und plötzlich wird aus dem destruktiven Impuls etwas Konstruktives. Auch als Zuschauer kann man sich selber sozusagen in einen kreativen Zustand begeben. Und das ist eine Chance, die, wie ich glaube, beim Kunstgenuss auch eine der schönsten ist.
Anmerkung aus dem Publikum Wenn ich im Nachhinein sehe, wie der Castorf-„Ring“ die heutige Zeit vorausgesehen hat und wie ich ihn heute verstanden habe, dann befürchte ich, dass auch Sie den Erfolg Ihres „Rings“ nicht verhindern können!
Katharina Wagner Was ich an diesem „Ring“ so extrem gut, aber gleichzeitig auch herausfordernd und in gewisser Weise anstrengend finde, ist die Menge an Information, die in sehr kurzen Abständen auf uns einstürmt. Ich habe das in dieser Dichte noch nie erlebt. Wenn ich raus bin nach einem Akt, habe ich mich immer gefragt, ärgert mich das jetzt? Aber mal ehrlich, genauso ist doch unsere Zeit der Reizüberflutung! Ich mache Facebook auf, scrolle herunter, habe hier und da eine Information, dann klingelt das Telefon und ich werde außerdem von der Seite angeredet: Das ist ja genau das Heute. Und du, Valentin, hast damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Du beschreibst das mit deinen Mitteln und das ist extrem faszinierend. Es hat eine gewisse Aufdringlichkeit, die auch mal wehtun kann, aber das ist gut so.
Anmerkung aus dem Publikum Ich habe noch nie über eine Inszenierung so viel nachgedacht wie über diesen „Ring“. Er hat mich Tag und Nacht beschäftigt, ich habe dem nächsten Teil entgegengefiebert, was denn dann alles passiert. Es war so spannend, dass ich es unbedingt nochmal sehen muss. Ich kann nur allen empfehlen, schauen Sie sich das an – und zwar komplett, den Zyklus von A bis Z.
Katharina Wagner Ja, bei dieser Inszenierung ist es besonders wichtig, den „Ring“ geschlossen, als Ganzes zu sehen und zu verstehen. Denn es ist schwierig, die Entwicklung und die Zusammenhänge zu verstehen, die aufeinander aufbauen, wenn ein Teil fehlt.
Frage aus dem Publikum Was kommt Großes nach dem „Ring“?
Valentin Schwarz Etwas Größeres gibt es für mich nicht. Den „Licht“-Zyklus werde ich nicht angehen, denn mich trennt dann doch ein bisschen viel von Stockhausen als Mensch. Der „Ring“ ist natürlich der Zenit, ist für mich auch künstlerisch eine Art Zäsur, ist eine Möglichkeit für mich, das, was ich über das Medium Musiktheater erfahren habe, auch wirklich zu nutzen. Ich sehe das schon als einmalige Chance, diese vierzehn Stunden lang mein künstlerisches Credo zu präsentieren. Und darum hab ich jetzt auch Probleme, wenn weitere Anfragen kommen. Jedes Werk hat zwar was Neues zu erzählen, aber ich frage mich, was möchte ich denn da persönlich einbringen, was ich noch nicht im „Ring“ eingebracht habe. Ich habe Wagners „Ring“ eben nicht nur interpretiert, sondern er ist für mich selber eine Art von eigenem Gemälde, ein Selbstporträt, in das ich meine persönlichen Farben eingebracht habe, die ich jetzt erst mal trocknen lasse. Manchmal muss ich noch ein bisschen nachmalen, vielleicht auch einen neuen Rahmen drum rum setzen, mal schauen. Aber verkauft wird das Bild noch nicht.
Leicht gekürzte Version der Gesprächs- und Fragerunde vom 6. Juni 2023 im Kufa-Saal in Bamberg.
Die kostenlosen Einführungsvorträge von Dr. Sven Friedrich an allen Aufführungstagen jeweils um 10.30 Uhr im Festspielhaus können erstmals grundsätzlich von allen Festspielbesuchern, die eine Eintrittskarte für die Saison 2023 haben, besucht werden. Die Vorträge werden aufgezeichnet und stehen nach der Premierenserie auch online zur Verfügung.
Die Vorträge von Konrad Kuhn aus 2022 finden Sie wie folgt:
„Das Rheingold“
„Die Walküre“
„Siegfried“
„Götterdämmerung“
Auch die „Ring“-Erzählung von Valentin Schwarz aus dem Vorjahr, gesprochen von Jens Harzer, Martina Gedeck, Sylvester Groth und Dagmar Manzel, kann man noch nachhören: https://www.bayreuther-festspiele.de/festspiele/podcast/podcast-ring-des-nibelungen/
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Ein Kommentar zu „„Es gibt keine einfache Antwort auf die komplexen Dinge des Lebens““
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